Düsseldorf. . Die größte Partymeile der Altstadt ist die kriminellste Straße Düsseldorfs: Auf der Bolkerstraße werden mit Abstand die meisten Straftaten verübt, vor allem von jungen Männern, vor allem Körperverletzungen. 683 wurden 2011 angezeigt. Warum die Polizei eine neue Überwachungskamera installieren lässt.
Die Partymeile in der Altstadt ist die kriminellste Straße in Düsseldorf: Auf der Bolkerstraße werden mit weitem Abstand die meisten Straftaten verübt, berichtete am Montag Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Ganz oben auf der Liste stehen Körperverletzungen. Die Täter sind oft junge, angetrunkene Altstadt-Besucher. Die meisten Delikte werden am Wochenende, vor allem in den Abend- und Nachtstunden registriert.
Die Zahl der Straftaten stieg auf der Bolkerstraße mit den angrenzenden Sträßchen Mertensgasse, Hunsrückenstraße und Neustraße zwischen 2009 und 2011 von 1740 auf jährlich 2296 Delikte. Im vergangenen Jahr wurden auf diesem kleinen Abschnitt allein 683 Körperverletzungen angezeigt.
Für den Polizeipräsidenten ist die Bolkerstraße eindeutig ein Kriminalitätsbrennpunkt. Er hat deshalb entschieden, die Videoüberwachung auf den gesamten Straßenzug auszudehnen und eine weitere Kamera in Höhe Mertensgasse aufzustellen. Mit der erweiterten Videobeobachtung könne zwar bei Prügeleien „der erste Schlag“ nicht verhindert werden, aber dafür eine weitere Eskalation..
Bisher reicht das Auge von Big Brother nur vom Bolker Stern bis zum ersten Abschnitt der Vergnügungsmeile (kurz hinter der Neanderkirche.) In wenigen Monaten wird eine weitere Videokamera in Höhe Mertensgasse installiert.
So haben die Polizeibeamten der Altstadtwache in Zukunft die gesamte Vergnügungsmeile auf ihren Monitoren im Blick und können im Notfall sofort die Einsatzkräfte dorthin schicken. Und zwar innerhalb von 40 Sekunden.
Der Polizeipräsident hat es sich nicht leicht gemacht. Er hat einer Ausweitung der Videokontrolle nur zugestimmt, weil sie Teil des Gesamtpaketes ist, weil die Polizei dort in der Lage ist, bei einer erkannten Straftat schnell zu intervenieren. Genau dies ist mit den Streifen der nahe gelegenen Altstadtwache und der Polizeiverstärkung am Wochenende möglich. Schenkelberg: „Für mich ist mit dem Installieren einer polizeilichen Kamera auch das Versprechen an den Bürger enthalten, dass man ihn und seine Situation im Auge hat und ihm bei Bedarf auch schnell zur Hilfe eilt.“
Eine „abschreckende Wirkung“ haben die Kameras aber nicht, macht Schenkelberg in seinem Statement klar. Bei den Tätern handele es sich oft um angetrunkene Besucher, die die Kameras „im Zweifel gar nicht wahrnehmen.“ Aber: Die Beamten sind schneller beim Opfer, vor allem können sie das „Eskalieren gefährlicher Situationen“ verhindern.
Der noch nicht überwachte Abschnitt der Bolkerstraße (einschließlich Mertensgasse) ist für die Polizei ein Brennpunkt der Kriminalität. Auf dieser Party-Achse endet zudem nicht jeder Junggesellenabend ausschließlich feucht-fröhlich. Und auch gewaltbereite Fußballfans verhalten sich dort ganz und gar nicht sportlich.
Allein in diesem Bereich, den die Polizei als das „Bolker Kreuz“ bezeichnet (siehe Grafik) gab es im Vorjahr 1362 Straftaten, darunter etwa 450 Gewaltdelikte. Obwohl die Gesamtfläche Düsseldorfs dort nur 0,005 Prozent ausmacht, wurden 6,5 Prozent aller Körperverletzungsdelikte (2011: 399) begangen. Mit der neuen Videokamera werde die Altstadt dann „insgesamt sicherer und attraktiver“, meint der Polizeipräsident.
Genau das glaubt die FDP-Fraktion nicht, die gestern sofort auf die Ankündigung des Polizeipräsidenten reagierte. Fraktionschef Martin Neuenhaus warf der Polizeispitze vor, einen „kapitalen Fehler“ zu machen. „Die Landesregierung muss uns mehr Polizei zur Verfügung stellen – nur so können die Bürger aktiv vor Straftaten geschützt werden“, sagte Neuenhaus. Videoüberwachung schütze nicht. schwere Überfälle würden vor laufenden Kameras verübt. Die Liberalen lehnen mehr Videokontrolle ab und fordern stattdessen hundert zusätzliche Polizisten für die Innenstadt.