Düsseldorf. Am Japan-Tag war das Mobilfunknetz in Teilen Düsseldorfs vielfach überlastet. Wie soll das zur EM besser werden? Handybetreiber rüsten auf.

Der Japan-Tag am 1. Juni war ein voller Erfolg. Rund 630.000 Besucher waren in Düsseldorf unterwegs und ließen sich auch von sintflutartigem Regen nicht verscheuchen. Und doch: Neben all den positiven Dingen, die über den Tag gesagt werden können, bleibt dann doch, dass die Netzabdeckung teilweise als katastrophal empfunden wurde.

So erging es unserer Redaktion, aber auch vielen anderen Besuchern der Landeshauptstadt, deren Beschwerden uns erreichten. Wer mitten im Gedränge stand, konnte oftmals keine Anrufe empfangen, keine Nachrichten schicken. Was war da los? Und wie soll es erst zur EM werden, wenn zahlreiche internationale Gäste in der Stadt unterwegs sein werden?

Wie ist das Mobilfunknetz in Düsseldorf eigentlich aufgestellt?

Téléfonica meldete auf Nachfrage, dass es im Bereich des Burgplatzes „zeitweilig zu Einschränkungen“ gekommen sein könnte. Vodafone indes teilt mit, dass ihnen keine Störungen während des Japan-Tages bekannt geworden wären. Im Bereich der Altstadt habe es zwar eine gute Auslastung, „zu keiner Zeit jedoch eine Überlastung“ gegeben, wie der Konzern auf NRZ-Nachfrage mitteilte. Auch zu Beginn des Feuerwerks – einer echten „Peak-Zeit“ für den Datenverkehr – sei es nicht zu Störungen gekommen, weder der Telefonie noch der mobilen Daten.

Das verdanke sich etwa der zwei mobilen Masten, die Vodafone zum Japan-Tag ausgesandt hatte. Objektiv war also alles in Ordnung mit dem Netz. Der subjektive Eindruck war freilich ein anderer – wobei sich dies auch mit individuellen Hardware-Problemen oder abweichenden Providern erklären ließe.

Eines wollen sich die Verantwortlichen wohl kaum nachsagen lassen, dass nämlich die Netzabdeckung in der Rheinmetropole provinziell wäre. Und das ist sie auch nicht, wie ein Blick in die Daten der Bundesnetzagentur erweist. Es gibt 661 Sendestandorte in der Stadt. Mit Ausnahme des Stadtwaldes sowie einer ganz kleinen Ecke Ludenbergs wird Düsseldorf nahtlos mit 5G versorgt. Sowohl im jeweils eigenen, als auch im Roaming-Netz. So lassen sich auch im Rather Waldstation Filme streamen und selbst bei der Himmelgeister Kastanie ist der Empfang für alle Eventualitäten gerüstet.

2G, 4G, 5G – was verbirgt sich hinter den Kürzeln?

Die Statistiken der Bundesnetzagentur zeigen eine mittlerweile hohe Mobilfunkabdeckung in Deutschland. Beinahe 85 Prozent der Bundesrepublik seien bereits mit dem 5G-Netz versorgt. Doch was heißt das eigentlich?

Der 2G-Standard bezeichnet das Mobilfunknetz der 2. Generation. 2G wird vor allem für Telefonie und SMS genutzt. In geringem Umfang können auch Daten übertragen werden, einfache WhatsApp-Nachrichten zum Beispiel. Eine normale Internetnutzung ist mit 2G allerdings kaum möglich.

Das 4G-Netz ist das Netz der vierten Generation und das momentan am weitesten ausgebaute Netz in Deutschland, mit dem auch größere Datenpakete verschickt werden können. Mit 4G kann man problemlos Filme streamen. 5G schließlich ist das Netz, mit dem Virtual Reality und HD-Streams geleistet werden können.

Ein wenig differenzierter wird das Bild jedoch, wenn man nach einzelnen Betreibern aufschlüsselt. Dabei fällt nämlich auf, dass die fast lückenlose 5G-Netzabdeckung in Düsseldorf sich vor allem dem Netz der Telekom verdankt. Die kommt nämlich auf 99,32 Prozent Abdeckung mit 5G. Téléfonica ist deutlich schlechter aufgestellt. Teile von Unterbach sind auf 4G angewiesen, Ludenberg und Hubbelrath sind beinahe zur Gänze vom 5G-Netz des Anbieters abgeschnitten. Was, so haben NRZ-Recherchen ergeben, mit der Umwidmung der Bergischen Kaserne und der daraus erfolgten Aufgabe eines Sendemastes zu tun hat.Téléfonica ist allerdings nur die Nummer 3 in der Liste und deckt insgesamt knapp 96 Prozent ab.

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Kompliziert wird es bei der Nummer 2, dem Vodafone-Netz. Das besteht laut Material der Bundesnetzagentur zu nicht unerheblichen Teilen aus 5G-DSS-Anteilen. DSS steht für Dynamic Spectrum Sharing und meint eine Technologie, bei der 4G- und 5G-Netze simultan genutzt werden können, je nach Bedarf werden Nutzer dann über die 4G- oder die 5G-Frequenzen gelengt.

5G-DSS-Netze sind fast so schnell wie 5G-Netze. Das heißt, auch Filme streamen oder Virtual Reality funktionieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass 5G-DSS eben nicht ganz so schnell wie richtiges 5G und außerdem von spezifischer Hardware abhängig ist. Ältere Samsung-Modelle zum Beispiel, etwa das S10 5G von 2022, sind häufig 5G- aber nicht 5G-DSS tauglich. Solchen Nutzern steht dann in weiten Teilen von Wersten, Vennhausen, Lohausen oder eben der Altstadt faktisch nur das 4G-Netz zur Verfügung. Auch südlich von Unterbach gibt es fast nur 5G-DSS.

Vodafone indes meldet, dass bereit 99,5 Prozent der besiedelten Bereiche Düsseldorfs mit 5G beliefert werden würden. Tendenz stetig steigend. Insgesamt kommt Vodafone auf 96,37 Prozent 5G-Abdeckung in Düsseldorf, auch dank der Brückentechnologie 5G-DSS, die sich unter normalen Umständen mit moderner Software für Anwender von 5G nicht unterscheidet. Sollten allerdings viele Nutzer gleichzeitig online gehen, kann es sein, dass diese doch auf 4G angewiesen sind.

Trotz aller Maßnahmen: Großveranstaltungen in Düsseldorf überfordern Mobilfunk

Und überhaupt: Konzentrieren sich viele Zugriffe auf relativ enge Bereiche, kommt es schnell zu Überlastungen, auch bei 5G und 5G-DSS. Das war während des Japan-Tages so, zumindest dem subjektiven Erleben nach, das ist aber auch zu Altweiber in der Altstadt schnell mal der Fall. Darauf kann man aber im Vorfeld reagieren, nämlich weil das Problem bekannt ist.

So werden schon seit über zehn Jahren während des Oktoberfests in München zusätzliche mobile Sendemasten installiert. Und solche waren auch beim Japan-Tag im Einsatz. Für Galgenhumor sorgte indes der neue Sendemast auf der Oberkasseler Rheinseite von Vodafone, der die Netzabdeckung wenigstens nicht spürbar verbesserte. Die Stadt teilte mit, dass der Sendemast nun wegen Hochwassergefahr abgebaut wurde.

So oder so: Fest steht, dass Frequenzen für Notrufe freigehalten werden. Wenn das Netz überlastet ist, heißt das also nicht, dass im Notfall keine Hilfe kommt. Dennoch ist ein zusammenbrechendes Netz für eine Stadt, die sich auch als Instagram-Hotspot verstehen will, kontraproduktiv. Gerade bei Events bietet es sich für Influencer ja an, live zu gehen. Die Provider jedenfalls wollen die Kommunikations-Katastrophe zur EM verhindern.

Vodafone: „Zur EM werden Fans ein starken und stabiles Netz vorfinden“

So meldet Vodafones Netz-Chefin Tanja Richter: „Die Gäste der Fußball-EM werden ein starkes und stabiles Netz vorfinden.“ Damit das auch klappt, habe das Düsseldorfer Kommunikationsunternehmen deutschlandweit 650 Baumaßnahmen auf den Weg gebracht, die in irgendeiner Form „EM-Bezug“ haben. So rüstet Vodafone etwa die Fanzonen in Dortmund und München aus. Auch um den Ausbau innerhalb von Stadien kümmert sich das Unternehmen aus Heerdt, etwa im Müngersdorfer Stadion oder in der Arena auf Schalke. Die Stockumer Arena und die Düsseldorfer Fanzonen hingegen werden nicht von Vodafone verantwortet.

Das übernimmt nämlich der Branchenprimus Telekom. Die Telekom stellt in den EM-Stadien insgesamt sogar 750 neue 5G-Antennen auf, versorgt die Tribünen und Katakomben der Arenen. Auch die Düsseldorfer Arena wird von der Telekom EM-fit gemacht. Wie auch die Fan-Zone am Burgplatz, die vom Bonner Unternehmen mit 5G versorgt werden wird. Hier wird – wie übrigens auch bei der großen Fan-Meile am Berliner Reichstag – der „Mobilfunkmast to go“ zum Einsatz kommen. Zur EM sollen die Netze halten. Es könnte also wirklich sein, dass objektiver und subjektiver Empfang während des Fußball-Festes zur Deckung kommen.

Stadt Düsseldorf als Netzbetreiber?

Und die Stadt? Ein Sprecher teilte mit, dass der Verwaltung „natürlich an einer zuverlässigen und leistungsfähigen Mobilfunkversorgung gelegen“ sei. Da der Betrieb der Netze aber in der Hand von Vodafone, Telekom und Co. liege, könne man da eigentlich gar nicht so schrecklich viel machen. Es fänden aber „regelmäßig Gespräche statt“. Ein eigenes Mobilfunknetz betreibt die Stadt nicht, deswegen stehen ihr auch keine Sendemasten zur Verfügung.

Die Stadt Düsseldorf kümmert sich lieber darum, dass Internet direkt bei den Leuten zu Hause ankommt. Zumindest ist sie zu zehn Prozent am – Kölner – Provider net.D beteiligt. Weitere zehn Prozent halten die Stadtwerke. Doch wer weiß, was die Zukunft noch bringt.

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