Düsseldorf. Seit fünf Jahren steht die Bergische Kaserne in Düsseldorf leer. Ein öffentlicher Workshop zeigte nun, was sich die Bürger in Zukunft wünschen.
Mehr als 230 Personen hatten sich in den vergangenen Wochen aktiv online ausgetauscht. 220 Beiträge waren entstanden, dazu hunderte Reaktionen und viele Kommentare. Die Zukunft der ehemaligen Bergischen Kaserne im Düsseldorfer Osten ist ganz offensichtlich ein Thema, das viele interessiert. Das zeigte sich auch an diesem Samstag, 4. Mai, als die Diskussion aus dem Digitalen vor Ort verlagert wurde.
Die Stadt hatte alle Interessierten und Anwohner zum Ideen-Workshop in die städtische Gemeinschaftsgrundschule Knittkuhl geladen. Und mehr als die 150 Angemeldeten folgten dieser Einladung, tauschten sich aus, brachten Ideen für die Zukunft des Militärgeländes ein und diskutierten – teils intensiv miteinander.
Ideenworkshop zur Zukunft der Bergischen Kaserne: Auch kritische Frage gewünscht
„Wir finden es wichtig, von Anfang an mit den Leuten hier im Gespräch zu sein“, erklärt Cornelia Zuschke, Düsseldorfer Beigeordnete für Planen, Bauen, Wohnen und Liegenschaften. „Wir freuen uns, dass die Menschen hier so viele von ihren Ideen für das Gelände einbringen und wir scheuen auch die kritischeren Nachfragen nicht.“
Das besagte Gelände selbst steht seit nunmehr fünf Jahren leer. Damals zog das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, das hier zwischenzeitlich untergebracht war, wieder zurück nach Hilden. Seitdem hängt das 22 Hektar große Areal in der Schwebe. Aktuell ist es im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Seit 2021 ist außerdem klar, dass ein Teilbereich des Geländes weiterhin durch die Bundeswehr als Mobilmachungsstützpunkt genutzt wird.
Stadt Düsseldorf: Fokus für leerstehende Kaserne liegt auf Wohngebiet
Pläne, nach welchen auf dem Areal ein Wohngebiet entstehen sollte, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder laut. Konkrete Pläne konnten in der Vergangenheit jedoch nicht festgemacht werden. Zumindest in diesem Aspekt scheint nun aber eine gewisse Sicherheit zu herrschen. Der Fokus der Stadt liegt auf einem Wohngebiet – wie genau dieses jedoch aussehen soll, steht aktuell noch in den Sternen. Einige Vorschläge dazu konnten jedoch schon während des Workshops gesammelt werden.
An fünf Stationen in der Turnhalle der Gemeinschaftsgrundschule konnten sich die Interessierten einbringen. Thematisch hatten diese jeweils verschiedene Schwerpunkte. So ging es bei „Wohnen, Leben und Arbeiten“ um die Aufteilung des Geländes und was für Wünsche es im Bereich Wohnen und Gewerbe gibt. Bei „Mehrwert für Alle“ wiederum wurden Ideen gesammelt, welche die Lebensqualität für die Bewohner verbessern sollen.
Zukunft der Bergischen Kaserne: Workshop-Ergebnisse für weiteres Vorgehen gesammelt
An der Station „Städtebau und Denkmalschutz“ wurde wiederum darüber gesprochen, was mit den Gebäuden im denkmalgeschützten Süden des Areals geschehen soll. Bei „Freiraum, Freizeit und Ökologie“ hingegen standen Naturschutzthemen im Vordergrund der Gespräche. Unter dem Titel „Vernetzung und Mobilität“ würde daneben über die schwierige Verkehrssituation debattiert.
All die hier noch recht ungeordnet gesammelten Ideen sollen nun in eine Aufgabenstellung einfließen, unter welchen dann ein „städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb“ ausgeschrieben werden soll, wie es vonseiten der Stadt Düsseldorf heißt. Hier könnten sich dann verschiedene Konzepte für die Zukunft des Geländes bewerben.
Bundesanstalts-Vertreter: „Sind noch noch in einer sehr frühen Phase des Planungsprozesses“
Bis dahin wird es jedoch noch eine Zeit dauern. „Wir sind noch in einer sehr frühen Phase des Planungsprozesses“, beschreibt Jochen Altrogge, Leiter der Verkaufsabteilung für NRW bei der Bima, den aktuellen Stand der Dinge. Niemand solle sich sorgen, dass hier überstürzt gehandelt werde.
Cornelia Zuschke fügt jedoch hinzu, dass man vonseiten der Stadt schon zügig handeln wolle. „So ein bisschen Wohnungsbau muss schon sein“, sagt sie und unterstreicht damit, dass die Verwaltung die Wohnungssituation in Düsseldorf verbessern will. Es solle ein „zukunftsweisendes Quartier“ entstehen.
Meistdiskutiertes Thema: Die aktuell „katastrophale“ Verkehrssituation
Das Thema, das an diesem Tag jedoch die meisten Anwohner aus umliegenden Ortschaften umtreibt, ist die Frage des Verkehrs. Ein Durchkommen über die B7 sei während der Stoßzeiten jetzt schon schwierig, sagt Heinz Schmoock, der seit fast 60 Jahren Anwohner ist. „Morgens und abends staut es sich von der Stadt aus bis hierher.“
Allgemein sei die Verkehrslage „katastrophal“. Vor drei Monaten erst sei der Busverkehr eingeschränkt worden - zugunsten der neue Regiobahn und zulasten der Anwohnerinnen und Anwohner. So zeigt sich in den immer wieder stattfindenden Diskussionen der Frust, der sich bei vielen Menschen aus Ludenberg, Hubbelrath und Knittkuhl bei diesem Thema angestaut hat.
„Wie soll das bloß werden, wenn noch mehr Menschen hier wohnen?“, so Schmoock. Aus diesem Grund wünschten sich einige Anwohner, dass das Gelände am besten eine Kaserne bleiben solle, so der 64-Jährige. Auch wegen der aktuellen Sicherheitslage in der Welt.
Anwohner aus Ludenberg: „Erst die Anbindung, dann die Entwicklung.“
Auch Marc Schmengler aus Ludenberg sorgt sich wegen der Verkehrssituation. Neue Menschen bedeuteten mehr Autos und Stau. Für ihn, der selbst kein Auto besitzt und viel mit Fahrrad und ÖPNV erledigt, steht fest, dass sich zunächst die Verkehrsanbindung verbessern muss. “Die Fahrradwege sind in keinem guten Zustand, da muss was gemacht werden”, so Schmengler. Er sagt von sich selbst, dass er zunehmend dazu übergegangen ist, sich einkäufe liefern zu lassen.
Dennoch stehe er einer Belebung des Kasernengeländes grundsätzlich positiv gegenüber. „Aber dann muss auch über das Gelände hinaus gedacht werden“, betont er. „Erst die Anbindung, dann die Entwicklung. Danach kann das hier blühen bis zum Umfallen.“
Benedikt Haumer und Sarah Hermens aus Ludenberg empfinden den Tag rückblickend als sehr produktiv. Gerade die Chancen, die ein neues Wohngebiet in Sachen Nahversorgung bieten könnte, interessieren die beiden jungen Menschen. Vor kurzen erst habe eine lokale Apotheke zugemacht, auch ein Sparkassenautomat sei zurückgebaut worden. „Ich bin positiv überrascht, von all den Eindrücken, die wir bekommen haben“, so Haumer.