Düsseldorf. Seit fünf Jahren steht die Bergische Kaserne in Düsseldorf leer. Ein öffentlicher Workshop zeigte nun, was sich die Bürger in Zukunft wünschen.

Mehr als 230 Personen hatten sich in den vergangenen Wochen aktiv online ausgetauscht. 220 Beiträge waren entstanden, dazu hunderte Reaktionen und viele Kommentare. Die Zukunft der ehemaligen Bergischen Kaserne im Düsseldorfer Osten ist ganz offensichtlich ein Thema, das viele interessiert. Das zeigte sich auch an diesem Samstag, 4. Mai, als die Diskussion aus dem Digitalen vor Ort verlagert wurde.

Die Stadt hatte alle Interessierten und Anwohner zum Ideen-Workshop in die städtische Gemeinschaftsgrundschule Knittkuhl geladen. Und mehr als die 150 Angemeldeten folgten dieser Einladung, tauschten sich aus, brachten Ideen für die Zukunft des Militärgeländes ein und diskutierten – teils intensiv miteinander.

Infoveranstltung zur Konversion alter Militäranlagen, hier die Bergische Kaserne am Samstag den 4. Mai 2024 in Düsseldorf. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
Infoveranstltung zur Konversion alter Militäranlagen, hier die Bergische Kaserne am Samstag den 4. Mai 2024 in Düsseldorf. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Ideenworkshop zur Zukunft der Bergischen Kaserne: Auch kritische Frage gewünscht

„Wir finden es wichtig, von Anfang an mit den Leuten hier im Gespräch zu sein“, erklärt Cornelia Zuschke, Düsseldorfer Beigeordnete für Planen, Bauen, Wohnen und Liegenschaften. „Wir freuen uns, dass die Menschen hier so viele von ihren Ideen für das Gelände einbringen und wir scheuen auch die kritischeren Nachfragen nicht.“

Das besagte Gelände selbst steht seit nunmehr fünf Jahren leer. Damals zog das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, das hier zwischenzeitlich untergebracht war, wieder zurück nach Hilden. Seitdem hängt das 22 Hektar große Areal in der Schwebe. Aktuell ist es im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Seit 2021 ist außerdem klar, dass ein Teilbereich des Geländes weiterhin durch die Bundeswehr als Mobilmachungsstützpunkt genutzt wird.

Cornelia Zuschke, Beigeordnete Stadt Düsseldorf, im Gespräch beim Ideenworkshop zur Zukunft der Bergischen Kaserne.
Cornelia Zuschke, Beigeordnete Stadt Düsseldorf, im Gespräch beim Ideenworkshop zur Zukunft der Bergischen Kaserne. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Stadt Düsseldorf: Fokus für leerstehende Kaserne liegt auf Wohngebiet

Pläne, nach welchen auf dem Areal ein Wohngebiet entstehen sollte, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder laut. Konkrete Pläne konnten in der Vergangenheit jedoch nicht festgemacht werden. Zumindest in diesem Aspekt scheint nun aber eine gewisse Sicherheit zu herrschen. Der Fokus der Stadt liegt auf einem Wohngebiet – wie genau dieses jedoch aussehen soll, steht aktuell noch in den Sternen. Einige Vorschläge dazu konnten jedoch schon während des Workshops gesammelt werden.

An fünf Stationen in der Turnhalle der Gemeinschaftsgrundschule konnten sich die Interessierten einbringen. Thematisch hatten diese jeweils verschiedene Schwerpunkte. So ging es bei „Wohnen, Leben und Arbeiten“ um die Aufteilung des Geländes und was für Wünsche es im Bereich Wohnen und Gewerbe gibt. Bei „Mehrwert für Alle“ wiederum wurden Ideen gesammelt, welche die Lebensqualität für die Bewohner verbessern sollen.

Teilnehmende beim Ideenworkshop zur Zukunft der Bergischen Kaserne.
Teilnehmende beim Ideenworkshop zur Zukunft der Bergischen Kaserne. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Zukunft der Bergischen Kaserne: Workshop-Ergebnisse für weiteres Vorgehen gesammelt

An der Station „Städtebau und Denkmalschutz“ wurde wiederum darüber gesprochen, was mit den Gebäuden im denkmalgeschützten Süden des Areals geschehen soll. Bei „Freiraum, Freizeit und Ökologie“ hingegen standen Naturschutzthemen im Vordergrund der Gespräche. Unter dem Titel „Vernetzung und Mobilität“ würde daneben über die schwierige Verkehrssituation debattiert.

All die hier noch recht ungeordnet gesammelten Ideen sollen nun in eine Aufgabenstellung einfließen, unter welchen dann ein „städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb“ ausgeschrieben werden soll, wie es vonseiten der Stadt Düsseldorf heißt. Hier könnten sich dann verschiedene Konzepte für die Zukunft des Geländes bewerben.

Jochen Altrogge repräsentierte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die aktuelle Besitzerin des Geländes, bei der Veranstaltung.
Jochen Altrogge repräsentierte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die aktuelle Besitzerin des Geländes, bei der Veranstaltung. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Bundesanstalts-Vertreter: „Sind noch noch in einer sehr frühen Phase des Planungsprozesses“

Bis dahin wird es jedoch noch eine Zeit dauern. „Wir sind noch in einer sehr frühen Phase des Planungsprozesses“, beschreibt Jochen Altrogge, Leiter der Verkaufsabteilung für NRW bei der Bima, den aktuellen Stand der Dinge. Niemand solle sich sorgen, dass hier überstürzt gehandelt werde.

Cornelia Zuschke fügt jedoch hinzu, dass man vonseiten der Stadt schon zügig handeln wolle. „So ein bisschen Wohnungsbau muss schon sein“, sagt sie und unterstreicht damit, dass die Verwaltung die Wohnungssituation in Düsseldorf verbessern will. Es solle ein „zukunftsweisendes Quartier“ entstehen.

Bergische Kaserne in Düsseldorf: Stimmen zum Bürgerworkshop

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    Trotz aller Diskussionen, konnten sich die Teilnehmenden auf einige Kernpunkte einigen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

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