Düsseldorf. Am 1. Mai rief der DGB zur Demo in Düsseldorf – mehrere Hundert Menschen kamen. Wieso auch Wagenbauer Jacques Tilly an Teilnehmende appellierte.
Für Annette Holtmann-Arnold ist dieser Mittwoch mit Musik gestartet. „Ich habe heute Morgen schon die klassischen Arbeitslieder gehört“, erzählt die Rentnerin. Jetzt steht sie vor dem DGB-Haus in Düsseldorf. Es ist 10.30 Uhr, die Friedrich-Ebert-Straße füllt sich langsam, der erste Jacques Tilly-Wagen steht bereit. Die Sonne scheint, ganz zur Freude von Düsseldorfs DGB-Vorsitzenden Sigrid Wolf: Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat am Tag der Arbeit (1. Mai) traditionell zum Demo-Zug und späteren Kundgebung auf dem Johannes-Rau-Platz aufgerufen. Das Motto der diesjährigen Demonstration: „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“.
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„Es ist wichtig, heute hier zu sein“, sagt Holtmann-Arnold. Bevor sie in Rente ging, war die Düsseldorferin lange Sozialarbeiterin, weiß um die Arbeitsbedingungen im sozialen Bereich. Gemeinsam mit Silke Steingräber schwenkt sie ihre Verdi-Fahne hin und her. Steingräber ist Erzieherin – und Vorsitzende des Personalrats der allgemeinen Verwaltung in Düsseldorf. „Es braucht unbedingt bessere Arbeitsbedingungen“, sagt die Anfang 60-Jährige.
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Demo zum 1. Mai in Düsseldorf: „Zustände in Jugendhilfe und Kinderschutz prekär“
„In den Köpfen muss endlich ankommen, dass wir schon in die Kleinen investieren müssen, da fängt alles an“, so die Demonstrierende. Die Zustände in der Jugendhilfe und im Kinderschutz seien prekär, ergänzt Freundin Holtmann-Arnold. Beide kämpften für ein friedlicheres Miteinander, „aber dazu braucht es mehr, nicht nur schöne Worte“, so Steingräber.
Von der Wärme an diesem Feiertag lassen sich auch Sabine Zogbaum, Birgit Biester und Jeanette Becker nicht abhalten. Sie tragen traditionelle schwarze Kleider, um ihre Oberkörper zieren sich Schärpen mit der Aufschrift: „Gute Arbeit, guter Lohn“. Auf dem Banner, das die drei vor sich halten, steht „Frauenrechte! Statt rechte Frauen.“ Sie alle kommen von dem Verdi-Bezirksfrauenrat Düssel-Rhein-Wupper. „Wir sind jedes Jahr dabei“, erklärt Vorsitzende Sabine Zogbaum.
Mehrere Hundert Menschen bei Mai-Demo in Düsseldorf
„Wir machen das Ganze eigentlich schon seit dem Feiertag 100 Jahre Wahlrecht für Frauen, ziehen uns deshalb auch diese Kleider an und gehen auf die Straße.“ Um die Rechte der Frauen müsse man nämlich weiterhin kämpfen, sagt Zogbaum. „Wir müssen aufpassen, dass unsere Rechte nicht verloren gehen – gerade in diesen Zeiten“, fügt Birgit Biester, stellvertretende Vorsitzende, hinzu. „Während der Corona-Zeit haben sich meist die Frauen um das Home-Schooling der Kinder gekümmert, in neuen Umfragen wünschen sich immer mehr Frauen das alte Rollenbild zurück, dass der Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause bleibt“, erklärt Biester ihre Bedenken.
1. Mai-Demo Düsseldorf: Unbekannte hängen Banner an Rheinkniebrücke
Unbekannte haben während der 1. Mai-Kundgebung ein großes Plakat an den Geländern der Rheinkniebrücke befestigt. „Hier wird nach rechts gerückt“, stand darauf. Darunter hingen weitere Banner, auf denen Zitate einzelner Parteien abgebildet waren, die diesen „Rechtsruck“ beweisen sollten. „Wir wissen aber nicht, wer das war. Niemand aus unseren Reihen, vermute ich“, erklärt Vorsitzende Sigrid Wolf später im Gespräch. Die Unbekannten sollen außerdem Farbrauch-Töpfe auf der Brücke gezündet haben. Beamte nahmen die Banner wenig später ab. Grundsätzlich sei die Demo friedlich gewesen, Zwischenfälle habe es nicht gegeben, erklärt die Polizei auf Rückfrage der NRZ.
Mittlerweile ist der Demozug auf dem Johannes-Rau-Platz angekommen, der Veranstalter DGB spricht von einer Teilnehmerzahl von über 1000 Menschen, laut offiziellen Zahlen im Nachgang der Demo zogen rund 650 Menschen durch Düsseldorf. Mit dabei auch Chrissi. Ihren vollen Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Die 20-Jährige hält ein Plakat bei der Kundgebung nach oben, auf dem steht „Kapitalisten enteignen“. „Man muss von links große Präsenz zeigen“, sagt die Demonstrierende. Für sie sei dieser Tag vor allem der Tag der Arbeiterklasse. „Darum geht es.“
Mai-Kundgebung in Düsseldorf: Zwischenrufe bei Rede von OB Keller
Als Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller mit seiner Rede beginnt, fängt sie gemeinsam mit ihren Mit-Demonstrierenden an zu singen und zu pfeifen und sorgt dafür, dass der CDU-Politiker immer wieder gegen die Gruppe anreden muss. „Das ist nicht demokratisch“, entgegnet eine Teilnehmerin, die auf den Bänken vor der Bühne sitzt, der lauten Gruppe.
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In seiner Rede betont Keller, wie wichtig guter Lohn für wichtige Arbeit sei und sagt unter anderem: „Wir müssen es gemeinsam schaffen, unsere Wirtschaft zu transformieren – vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Digitalisierung.“
Jacques Tilly bei Demo in Düsseldorf: Appell an die Demonstrierenden
Während die einzelnen Gewerkschaften – unter anderem die GdP (Gewerkschaft der Polizei), NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und IG Metall – in das Mikro auf der Bühne sprechen, lauscht Ulrich Krömer ganz genau. Für ihn sei es wichtig, heute dabei zu sein.
Der 84-Jährige ist gemeinsam mit seiner Frau zur 1. Mai-Kundgebung gekommen. „Man muss Gesicht zeigen für die Dinge, die wir hier erreicht haben.“ Als später Jacques Tilly auf die Bühne kommt, applaudiert der Rentner. Zwei Wagen des Düsseldorfer Satirikers sind Teil der Demo am 1. Mai. Beide haben einen AfD-Bezug.
So nutzt der Wagenbauer auch seinen Redebeitrag für einen Appell: „Vor allem in den letzten Wochen hat sich mal wieder gezeigt, dass die Partei verfassungsfeindlich und antidemokratisch ist.“ Im nächsten Satz fordert der bekannte Düsseldorfer ein Verbot der Partei. Seine Rede schließt er ab mit einem Erich Kästner-Zitat: „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.“
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