Düsseldorf. . Der 8. März ist seit Jahrzehnten Weltfrauentag. Die NRZ befragte dazu Düsseldorfer, warum der Tag immer noch eine wichtige Institution ist.
Heute ist Weltfrauentag. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. „Obwohl oft besser ausgebildet, sind Frauen seltener in Führungspositionen und Aufsichtsräten vertreten. Zudem sind sie überproportional von niedrigen Löhnen und Teilzeitarbeit betroffen“, sagt Katharina Batz, stellvertretende Landesvorsitzende des Sozialverbandes VDK in Düsseldorf.
Der Verdi-Bezirksfrauenrat Düsseldorf warnt indes vor rechtspopulistischen Einflüssen. Denn alle Angriffe und Einschränkungen der Demokratie – ob in der Türkei, in Polen, in den USA, in Russland und anderswo – beinhalteten immer die Einschränkung von erreichten Rechten und Lebensmöglichkeiten der Frauen. „Die Infragestellung der Genderpolitik, die Versuche einer Renaissance angeblich natürlicher Geschlechterrollen, die Rückführung der Schwangerschaftsberatung und der Abtreibungsregeln oder der Versuch, das Sexualstrafrecht gegen Frauen zu drehen, sind Teil der antidemokratischen Programmatik rechter Parteien“ sagt Stephanie Peifer, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düsseldorf.
Geschlechtergerechtigkeit für jeden Tag
Die Verteidigung jahrzehntelang erkämpfter Frauenrechte hält also an. Für die städtische Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Wilfart leider auch notwendig. „Und zwar solange, bis die Geschlechtergerechtigkeit tatsächlich auch jeden Tag praktiziert wird – und nicht nur am Weltfrauentag“, sagt Wilfart. Dass dies nicht so ist, sei nicht einfach eine feministische Haltung, dafür sprächen Daten und Fakten. Laut Unicef-Bericht sind 140 Millionen Frauen durch Beschneidung verstümmelt. 65 Prozent aller Analphabeten: weiblich, das sei ein klares Indiz für fehlende Bildungschancen. Wilfart: „Der Frauentag ist international, also ist es auch wichtig, in die Welt zu gucken.“
Für die Düsseldorfer FDP-Vorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann macht der Tag „Sinn“. Allerdings merkt sie an, dass „wir im Westen weiter sind“. Gerade auch wegen der „großen Freiheiten der Frauen im Westen“ sind für Strack-Zimmermann manche Aktionen „ein bisschen weit hergeholt“. Man sollte aber eben auch nicht wegsehen, solange es noch „Beschneidungen gibt und sich Frauen verhüllen müssen, wenn sie es nicht wollen“.
Die Herabwürdigung von Frauen
Was sagen die Männer? „Vor allem die heiligen Schriften der großen Religionen sind Ursache und Quelle der Herabwürdigung von Frauen“, meint Wagenbaukünstler Jacques Tilly. Solange diese Schriften weltweit noch Einfluss auf die Menschen, die Gesellschaft und die Gesetzgebung haben, muss auch der Kampf um Gleichberechtigung weiter geführt werden, so der bekennende Atheist weiter.
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Das klingt zwar logisch, ist aber bei weitem nicht der Fall“, so der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus „Nach wie vor liegen die durchschnittlichen Bruttostundenlöhne von Frauen in Deutschland um 21 Prozent niedriger als die von Männern“, sagt der Düsseldorfer SPD-Chef. „Das ist ungerecht und beschämend.“
Noch viel Potenzial in der Gesellschaft
Für die Superintendentin der evangelischen Kirche in Düsseldorf, Henrike Tetz, ist der Weltfrauentag „ausgesprochen wichtig“. „So lange Frauen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Bildung vorenthalten wird, ist es wichtig, dagegen anzukämpfen.“ Auch in der deutschen Gesellschaft sieht Tetz noch viel Potenzial. „Viele Frauen sind exzellent ausgebildet, etwa in Naturwissenschaften. Dennoch gibt es dort wenig Frauen in wichtigen Positionen.“
Auch für Mona Neubaur, Vorsitzende der Grünen NRW, bleibt der Tag weiter wichtig: „Denn Gleichberechtigung und Feminismus bedeuten nichts anderes, als dass eine Frau selbst darüber entscheidet, was sie macht, wie sie ihr Leben gestaltet. – Frauen, kämpft um eure Rechte!“
>> FRAGEN UND ANTWORTEN
Heute, 8. März, steigt im Landtag eine Frage-Antwort-Runde zum Weltfrauentag auf Einladung von Landtagspräsidentin Carina Gödecke, Bürgermeisterin Klaudia Zepunktke und dem städtischen Gleichstellungsbüro. Dabei sind Vertreter verschiedener Organisationen wie der Verdi-Frauen oder des Landesverbandes Mädchenarbeit. Der Plenarsaal im Landtag ist für diese Veranstaltung ist komplett ausgebucht.