Düsseldorf. Rüde „Coffee“ wartet seit Monaten auf ein neues Zuhause. Er ist aber nicht der einzige Hund im Tierheim Düsseldorf, der schwer zu vermitteln ist.
- Im Tierheim in Düsseldorf-Rath sind derzeit rund 100 Hunde, 150 Katzen, 50 Kleintiere und einige Vögel und Exoten untergebracht
- Katzen und Kleintiere haben im Tierheim Düsseldorf oftmals nur eine kurze Verweildauer
- Problematisch wird es aber vor allem bei einigen Hunden, die sich kaum vermitteln lassen
Direkt am Aaper Wald, unweit der Haltestelle Rather Waldstadion, liegt das Clara-Vahrenholz-Tierheim Düsseldorf. Dort leben 103 Hunde, rund 150 Katzen, bis zu 50 Kleintiere und einige mehr. Am Anfang wirkt das Hundegebell noch etwas einschüchternd, doch das legt sich bald. Die meisten Hunde machen sich zwar bemerkbar, wirklich aggressiv oder verzweifelt wirken aber nur die wenigsten hier.
Tierheim Düsseldorf: Katzen und Kleintiere lassen sich schnell vermitteln
Winnie Bürger, die stellvertretende Leiterin des Tierheims, führt herum und stellt die Tiere vor. Dabei erläutert sie, dass Katzen sehr viel einfacher zu vermitteln seien als Hunde. Ein Kollege von Bürger erläutert, dass bei Katzen eine Verweildauer von einem Jahr schon ziemlich lange ist. In der Regel sind die Tiere schneller wieder weg. Ähnlich ist es bei den Kleintieren.
Die Sorgenkinder des Tierheims sind ganz klar Hunde und dabei vor allem bestimmte Hunde. „Kleine, weiße, fluffige Hunde sind kaum hier angekommen, dann sind sie schon vermittelt“, so Bürger. „Gerade sind Pomeranians in. Da machen wir uns eigentlich keine Sorgen.“ Und das, obwohl das Tierheim hohe Hürden bei der Vermittlung anlegt. Nicht jeder, der ein Tier haben möchte, bekommt auch eins. „Wir schauen uns die Halter genau an, überprüfen vorher und auch nach der Vermittlung noch.“ Manchmal reicht auch ein „Bauchgefühl“ um eine Vermittlung abzulehnen. Das Tierwohl geht vor.
Tierheim Düsseldorf: Listenhunde als Sorgenkinder
Die Kehrseite dieses tierfreundlichen Ansatzes ist allerdings, dass einige Tiere lange auf ihre Vermittlung warten müssen. Bei einigen sieht Bürger auch wenig bis gar kein Potenzial. Da ist zum Beispiel Oskar: „Oskar ist jetzt an die acht Jahre alt und wurde uns 2021 vom Veterinäramt übergeben. Er war wirklich in einem schrecklichen Zustand.“ Mittlerweile geht es ihm zwar besser, aber weil Oskar sehr auf einzelne Personen fixiert ist, ist es besonders schwer, einen neuen Platz für ihn zu finden. Außerdem ist Oskar ziemlich kräftig und daher eine weitere Herausforderung. Bürger geht davon aus, dass Oskar wohl bis an sein Lebensende im Tierheim bleiben wird.
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„Alte Hunde sind oftmals schwerer zu vermitteln. Dabei haben sie durchaus auch ihre Vorteile. So ein fertiger Hund, den kann man kennenlernen. Außerdem fällt die ganze stressige Phase weg, in der man den Hund erstmal stubenrein bekommen muss.“, so Bürger. Sie habe alte Hunde privat aufgenommen und es nicht bereut.
Düsseldorfer Tierheim: Liebenswürdiger Amstaff Coffee sucht ein Zuhause
Noch nicht so lange wie Oskar ist Coffee im Tierheim. Er ist seit Herbst 2023 hier und mit anderthalb Jahren ein Hund im allerbesten Alter: ausgewachsen und dennoch ein möglicher Partner für lange Zeit. Seine Lebenserwartung liegt schließlich bei zwölf bis vierzehn Jahren. Gesund ist er auch, gebissen hat er nicht. Aber auch für seine Vermittlung sieht es schlecht aus, so Bürger. Der Grund: „Coffee ist ein Listenhund.“ Der American Stafford Red Nose ist ein ausnehmend hübscher Geselle. Er ist still, auch wenn die anderen Hunde um ihn herum Radau in den Zwingern machen, lässt Coffee sich von Bürger streicheln.
Sein Blick ist wach und interessiert. „Coffee ist ein ganz lieber, sensibler Hund“ und: Wie viele Staffords ist er auch als Familienhund geeignet. „Die Rasse ist eigentlich super, weil sie eine sehr hohe Frustrationstoleranz hat. Die bringt so leicht nichts aus dem Konzept. Aber beim derzeitigen Gesetz in NRW lässt sich da kaum etwas machen.“ Listenhunde bleiben in der Regel zwischen zweieinhalb und drei Jahre im Tierheim.
Listenhunde im Düsseldorfer Tierheim: Ein Stigma-Problem
Das Problem mit den Listenhunden, den sogenannten Kampfhunden, ist, dass die Hundesteuer so hoch ist. Coffee würde seinen Halter in Düsseldorf 600 Euro pro Jahr kosten. Würde man nun aber zwei Listenhunde nehmen, etwa Coffees Nachbarin Bella, „eine ein wenig ängstliche und eingezogene junge Hündin“, wäre man schon bei 1800 Euro im Jahr.
„Das können sich viele nicht leisten und viele Menschen wissen leider auch nicht, dass das so teuer ist, bevor sie sich einen Hund anschaffen“, so Bürger. „Und die landen dann bei uns.“ Ein Teufelskreis, gegen den der Tierschutzverein Düsseldorf angehen will. „Wir kämpfen für ein neues Gesetz. Doch die zuständige Ministerin Gorißen (CDU) will davon nichts wissen.“
Tierheim Düsseldorf: „Hunde landen hier, weil sich Halter nicht an Auflagen halten“
Bürger sagt, dass es um die Halter gehe. „Die meisten Hunde landen hier doch gar nicht, weil sie gebissen haben, sondern weil sich die Halter nicht an Auflagen halten.“ Die Halter müssten viel stärker überprüft werden – und zwar im Vorfeld. Dann würde es auch zu keinen Beißvorfällen kommen. Die im Übrigen bei den stigmatisierten Rassen, so Bürger, auch nicht viel höher seien.
Gleichzeitig seien Listenhunde aus dem Tierheim aber auch für ein Jahr von der Hundesteuer befreit, wie Bürger mitteilt. Und wenn sie einen Wesenstest bestehen, gäbe es weitere Steuererleichterungen. „Das Problem ist also nicht nur die Steuer, sondern auch das Vorurteil den Rassen gegenüber.“ Übrigens nicht das einzige Vorurteil, dass sich auf die Vermittlung auswirke: „Weiße Hunde gehen viel besser weg als schwarze.“
Wie kann man dem Düsseldorfer Tierheim helfen?
Das Düsseldorfer Tierheim nimmt selbstverständlich Spenden entgegen. Futterspenden sind willkommen, wie überall sind Geldspenden aber deutlich praktischer, weil sie besser verteilt werden können.
Doch auch Menschen, die lieber anpacken wollen, sind willkommen. Vor allem als Gassigeher oder Katzenstreichler werden Ehrenamtler hier eingesetzt. Oftmals ergibt sich aus einer solchen Beziehung auch der Wunsch, das Tier ganz bei sich aufzunehmen.
Weil die Platz-Kapazitäten aber erschöpft sind, wäre dem Tierheim auch damit geholfen, am 6. April 2024 mit auf die Demonstration zu kommen, wo für Halterkunde statt Rasseliste demonstriert werden soll. Veranstalter ist der Tierschutzverein Düsseldorf, der auch Betreiber des Tierheims ist.
Zum größten Teil schwarz ist Rottweiler Kenay. Wie er zum ersten Mal ins Tierheim gekommen ist, lässt sich gar nicht mehr so richtig nachvollziehen. Der imposante Rüde ist zwar bereits seit 2019 im Düsseldorfer Tierheim, er war aber zuvor in einer anderen Einrichtung untergebracht, die ihn aus Platzgründen nach Düsseldorf gab.
Kenay ist um die sechs Jahre alt. Er hat die meiste Zeit seines Lebens in Tierheimen verbracht. Bürger erzählt, dass er ein sehr intelligenter und lernwilliger Hund sei. Er nehme etwa an der Hundeschule teil, habe bei Spaziergängen außerhalb des Tierheims auch kein Problem mit Artgenossen. Das Problem sei nur, „er ist vor allem auf Männer fixiert und auch nur auf einen.“ Als Familienhund scheidet er damit aus. Und als Listenhund ist er ohnehin nur schwer zu vermitteln. Auch seine Aussichten sind schlecht.
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