Düsseldorf. .

Halter von sogenannten Kampfhunden demonstrierten in Düsseldorf gegen Landesgesetz und Rasseliste in Nordrhein-Westfalen. Ob ein sogenannter Kampfhund gefährlich sei, komme schließlich auf den Besitzer an.

Über eines waren sich die Hundehalter auf dem Burgplatz in Düsseldorf einig: Ob ein sogenannter Kampfhund gefährlich sei, komme auf den Besitzer an. 300 Menschen trafen sich, laut Veranstalter, zum vierten Soka (Sogenannte Kampfhunde) Run in NRW. Sie demonstrierten gegen das Landeshundegesetz und für die Abschaffung der Rasseliste.

„Unser Anliegen ist es, der breiten Bevölkerung zu vermitteln, dass das Landeshundegesetz nicht mehr zeitgemäß ist“, sagt Organisator Alexander Schemken. „Unsere Hunde sind alle friedlich“, versichert er und deutet auf seine American Stafford-Dame Angle, die vor der Hitze in den Schatten geflüchtet ist. Eine Reform müsse her, alle Hunde müssten gleich behandeltet werden und jeder Halter müsse überprüft werden. „Auch ein Dackel bedarf einer gewissen Führung“, so Schemken.

Vierbeinige Muskelpakete

„Der Dumme ist immer am anderen Ende der Leine“, meint Carmen Scheifele (38) und erklärt: „Zu 99 Prozent sind die Halter schuld, wenn etwas passiert.“ Die mobile Hundefriseurin aus Gerresheim hat drei American Bulldogs. Sie ärgert sich über die negative Presse. Obwohl sie beim Gassi gehen mit ihren „drei Mädchen“ bisher nur positive Erfahrungen gemacht hat: „In Gerresheim sind zu mir alle sehr nett. Meine Hunde werden sogar gefüttert, eine alte Dame im Rolli schmust mit ihnen“, erzählt Scheifele, die sich auch für das Projekt Under Dog einsetzt. „Ich mag das Wesen meiner Hunde. Sie sind verschmust, intelligent und gelehrsam. Das wird von vielen Menschen leider ausgenutzt.“

Der zweieinhalbjährige Miniatur-Bullterrier Diesel ist so ein Fall von falscher Haltung gewesen. Vier Herrchen hatte er in den ersten eindreiviertel Jahren seines Lebens. Immer wurde attestiert, dass er sozial unverträglich sei. „Diesel sollte eingeschläfert werden“, erzählt sein heutiger Besitzer, Peter Wiegel (47) aus Dortmund.

Seit 21 Jahren hält Wiegel Bullterrier. Über einen Freund, der Gutachter für Listenhunde ist, kam Diesel zu ihm. Wiegel stellte fest: Diesel ist ein „Angstbeißer“, der eine sichere Führung und artgerechte Haltung braucht. „Es liegt klipp und klar am Menschen. Listenhunde haben kein höheres Aggressionspotenzial als andere Hunde, aber sie sind schwerer zu erziehen“, sagt Wiegel, der einen Führerschein für alle Hundehalter fordert und eine Facebook-Seite namens „Nein zur Rasseliste“ gegründet hat. „Solche Hunde gehören nur in Hände mit ganz viel Erfahrung.“ Beim Spaziergang mit Diesel reagieren die Passanten unterschiedlich: „Man wird schon schief angeguckt, aber immer mehr Leute sprechen mich an: Sind diese Hunde wirklich so gefährlich?“

Prüfer testet die Hunde

Viele vierbeinige Muskelpakete auf dem Burgplatz sind vom Maulkorb befreit. Sie haben den Verhaltenstest bestanden – unter anderem bei Paul Probst, Prüfer aus NRW. Er testet die Tiere, etwa in der Straßenbahn oder im Aufzug. „Der Hund darf erschrecken, zurück weichen, aber nicht nach vorne preschen“, erklärt Probst. Aus Erfahrung weiß er: „Die meisten sind nicht gefährlich. Es kommt darauf an, wer die Hunde in den Fingern hat.“ Den Sachkundenachweis sollten eigentlich alle Halter machen, meint Probst.