Düsseldorf. Nach Anpassung der Gebührenordnung gibt es in den Düsseldorfer Tierarztpraxen hohe Preise. Bedürftige können sich Haustiere kaum mehr leisten.

Seit Dezember des vergangenen Jahres müssen Haustierbesitzer des Öfteren schwer schlucken, wenn sie die Rechnung ihres Tierarztes in den Händen halten. Die neu vom Bundestag beschlossene Gebührenordnung bringt es mit sich, dass Impfungen von Kaninchen etwa doppelt so teuer sind wie zuvor und Behandlungen von Hunden oder Katzen extrem hohe Kosten verursachen.

Das hat die Folge, dass sich Menschen mit niedrigem Einkommen in Zeiten höherer Inflation überlegen müssen, ob sie sich die Tierhaltung überhaupt leisten können. Die einfachste Untersuchung beim Tierarzt kostet nun 23,62 Euro – zuvor waren es für Katzen 8,98 Euro und für Hunde 13,47 Euro. Die Preise für Impfungen von Hund und Katze verdoppeln sich nahezu von 5,77 Euro auf 11,50 Euro – plus Umsatzsteuer.

Tier ins Heim geben?

Im Düsseldorfer Tierheim gab es im vergangen Jahr Tierarztkosten von rund einer halben Million Euro. „Die Marke werden wir in diesem Jahr knacken“, erklärt Timo Franzen, der Leiter des Tierheims. Er meint, dass man wohl irgendwann wieder „mit der Sammelbüchse durch die Stadt laufen“ müsste. Da gebe es keinen Sponsor, der das übernimmt. „Wir haben noch das Glück, ein Großstadt-Tierheim zu sein, da leiden Tierheime auf dem Land noch unter dramatischeren Zuständen“, sagt Franzen.

Er hat natürlich beobachtet, dass es mehr Anfragen gibt, Tiere wegen finanzieller Probleme ans Heim abzugeben. „Wir versuchen, dafür mit anderen Vereinen Lösungen zu finden. Gerade für bedürftige Senioren würden wir gerne anbieten, dass auch unsere Tierärzte des Tierheims Dienste übernehmen können.“ Doch bisher würde die Tierärztekammer in dieser Hinsicht nicht mit sich reden lassen.

Franzen ist bewusst, dass auch bei den Tierärzten die Kosten deutlich gestiegen sind. Er glaubt aber, manche Behandlungen seien übertrieben. Man müsse nicht unbedingt alles machen, was man kann, und der Respekt vor den Halbgöttern in Weiß trägt dann dazu bei, dass die Tierbesitzer Untersuchungen zustimmen, die nicht unbedingt nötig seien, aber teuer sind. Natürlich gebe es auch Tierärzte, die die Möglichkeiten der Tierhalter, die zu ihnen kommen, einschätzen können. Doch die würden dann oft auch noch Ärger mit den Kollegen bekommen, weil sie die Preise verderben.

Verband fürchtet Tierleiden

Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet jedenfalls, dass Tiere künftig mehr leiden müssen, weil Besitzer nicht mehr so einfach und folgerichtig den Weg zum Tierarzt einschlagen und notwendige Untersuchungen deutlich weniger durchgeführt werden. So gibt es vom Tierschutzbund Forderungen an die Kommunen, für finanziell schlechter gestellte Tierhalter Gutscheine auszugeben, die sie für Untersuchungen bei den Tierärzten einlösen können.

Auch die deutlichen Mehrkosten für die Tierheime müssten im Sinne des Tierwohls irgendwie von den Kommunen ausgeglichen werden. An der Tiergesundheit zu sparen, sei für die meisten verantwortungsbewussten Tierhalter und auch für das Düsseldorfer Tierheim keine Option.

Wir haben bei mehreren Tierärzten in Düsseldorf nachgefragt. Oft gab es als Antwort, dass man „kein Interesse“ habe, sich zu dem Thema zu äußern. Als ein Düsseldorfer Tierarzt, dem das Wohl seiner tierischen Patienten als auch dass der Tierbesitzer wichtig ist, gilt indes in Wersten Johannes Grübl. „Wir haben nur wenige Menschen, die in unsere Praxis kommen und Geldsorgen haben“, sagt der Tierarzt, der aus Österreich stammt und einräumt, dass er dafür bekannt ist, etwas teurer zu sein.

Arzt empfiehlt Versicherung

Er begründet das damit, sich viel Zeit für seine Patienten zu nehmen und den Klinikstandard halten zu wollen, an den er von seiner Ausbildung und Arbeit in einer Tierklinik gewöhnt war. „Ich kläre die Leute gut auf, lasse sie mitentscheiden und mache gute Medizin“, sagt Grübl, der auch eine „modern ausgestattete Praxis“ führt, „motivierte Mitarbeiter“ hat und diese auch gut bezahlen möchte. Er wolle den Leuten ein gutes Gefühl geben, dass sie in seiner Praxis eine gute Leistung erhalten.

Grübl empfiehlt, dass die Tierhalter Kranken- und OP-Versicherungen für die Tiere abschließen sollten. „Was wichtig ist, ich kläre die Leute auf und versuche zunächst, mit möglichst wenig Aufwand das Ziel zu erreichen“, sagt der Tierarzt, der aber auch dann die Optionen genau bespricht, wenn nur auf einem aufwendigerem Weg das Ziel erreicht werden kann.