Düsseldorf. Viele Studierende in Düsseldorf sind auf ihre Nebenjobs angewiesen. Der Wegfall dieser Jobs bringt sie in ernsthafte Schwierigkeiten.

Da viele Studierende für ihr Auskommen auf Minijobs und Gastronomiejobs angewiesen sind, trifft sie auch der zweite Lockdown besonders hart. Um Abhilfe zu schaffen, bietet der Bund wieder „Überbrückungshilfen“ an, kurzzeitige Zahlungen von wenigen hundert Euro, die Studierende auf Antrag und bei Nachweis ihrer Corona-bedingten Notlage in Anspruch nehmen können – ein Betrag zwischen 100 und 500 Euro.

Daneben können Betroffene zinslose Kredite bei der KFW aufnehmen. Diese Maßnahmen wurden schon beim ersten Lockdown häufig Ziel von Kritik. Das setzt sich jetzt fort.

Düsseldorfer Studenten bricht Finanzierung weg

„Wir haben in unseren Kanälen rumgehorcht“, sagt Djego Finkenstedt, Pressesprecher des Asta der Heinrich-Heine Universität (HHU). „Es kam viel Feedback von Studierenden, dass ihnen die Finanzierung ihres Studiums weggebrochen ist.“ Zahlen konnten vom Asta darüber bisher nicht erhoben werden, auch nicht darüber, wie viele HHU-Studierende Hilfen des Bundes in Anspruch nehmen.

Besonders die Möglichkeit zur Kreditaufnahme hält Finkenstedt nicht für eine gute Lösung: „Das Geld fällt dauerhaft aus. Einnahmen, die jetzt fehlen, weil der Job weggefallen ist, und die durch die Kredite ersetzt werden, sind ja nicht plötzlich einfach da, wenn die Pandemie vorbei ist. Es entsteht ein dauerhaftes finanzielles Loch“. Der bürokratische Aufwand bei der Beantragung sei zusätzlich etwas, das viele Studierende ihren Berichten zufolge von der Inanspruchnahme abhielte.

HSD-Asta bietet finanzielle Hilfen an

„Viele Studierende haben ihre Jobs längst verloren“, sagt Nina Düring, Asta-Vorsitzende der Hochschule Düsseldorf (HSD). Akut problematisch sei die Situation gerade bei den Studierenden mit Gastronomiejobs, die darauf gehofft hatten, ihre alten Jobs wiederzubekommen. Während sie auf die sozialen Folgen des Lockdowns für Studierende aufmerksam macht, betont sie: „Wir haben natürlich Verständnis für den Lockdown, die Maßnahmen sind sinnvoll.“

Um den Studierenden der HSD zu helfen bietet der Asta selbst finanzielle Hilfen an: Zinsfreie Darlehen, die auch vor der Pandemie schon zur Verfügung standen. Maximal belaufen die sich auf einmalige 320 Euro. Genaue Zahlen lagen der Asta-Vorsitzenden zwar nicht vor, es seien im letzten Jahr aber wesentlich mehr Studierende gewesen, die dieses Angebot in Anspruch genommen haben.

Schnelle Hilfe für Düsseldorfer Studenten

Im für die Studierenden gerade wieder begonnenen Jahr hat sich aber etwas verändert: „Wir haben uns entschieden, das Büro dicht zu lassen“, sagt Düring. Damit besteht aber vorerst nur noch die Möglichkeit, die Darlehen zu nutzen, um Semesterbeiträge zu bezahlen. Da passt es, dass diese zurzeit bei 319,40 Euro liegen und somit knapp in den Rahmen des Darlehens passen. Für Studierenden in besonderen Notsituationen gibt es auch noch einen Notfallfonds, dessen Zahlung dann nicht zurückgezahlt werden muss und hoch genug ist, um etwa eine Miete zu decken.

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Die staatlichen Leistungen sehe der Asta „durchaus kritisch“, so Düring. Das betrifft auch das Überbrückungsgeld. „Das Antragsverfahren ist kompliziert, mit hohen Hürden.“ Auch sei die Höhe der Zuschüsse oft nicht ausreichend – sie liegen je nach Kontostand der Antragssteller zwischen 100 und 500 Euro – oft nicht genug, um in Düsseldorf die seit Jahren gestiegenen Mieten zu bezahlen. Der bürokratische Aufwand solle daher verringert, die Zahlungen erhöht werden, fordert Düring.

Offeneres Bafög könnte Studenten helfen

Lukas Thum teilt die Kritik. Das junge SPD-Mitglied war selbst einmal Asta-Vorsitzender an der HHU und saß mehrere Jahre lang im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen. Besonders schlimm findet er an den Überbrückungshilfen: „Wer zum Anfang der Pandemie schon ein Minus auf dem Konto hatte, konnte keine Hilfen bekommen. Nur, wenn die Notlage erst mit der Pandemie entstanden war, ging das.“

Als Lösungsweg sieht er vor allem eine Öffnung des Bafög für mehr Studierende – etwas, dem auch die Studierendenvertretungen von HHU und HSD zustimmen. Dazu soll erstmal ein „Notkriterium“ eingeführt werden, um zeitnah Studierenden den Bafög-Bezug zu ermöglichen. Das Bafög selbst steht derweil auch seit Jahren in der Kritik, wie es der Juso gut weiß: „Wir fordern deswegen seit Langem Reformen des Bafög“, sagt er. „Es soll vor allem elternunabhängig werden, ein Vollzuschuss und entkoppelt von der Regelstudienzeit.“ So sei das „offenere“ Bafög zwar keine permanente Lösung, allerdings ein Schritt in die richtige Richtung.

Mehr finanzielle Unterstützung für Studierende

Auch Kea Dettmers, Kreissprecherin der Linken, stimmt dem zu. „Es kriegt ja nur jeder zehnte Studi Bafög“, zeigt sie auf, „dagegen Leben jetzt etwa 200.000 Studierende in struktureller Armut.“ Dass die Studentin nicht dazu zählt, verdankt sie nur der Tatsache, dass sie neben dem Studium bei ihrer Partei arbeitet, statt in einem typischen Studentenjob. Aus dem privaten Umfeld weiß sie aber ganz direkt, wie schwer viele Studierende getroffen wurden.

Das Bafög für mehr Studierende zu öffnen, sei längst überfällig, sagt sie. Daneben kann sie sich aber weitere Maßnahmen vorstellen, um Studierende zu entlasten: „Die Studierendenwerke könnten auf die Mieten für Wohnheimplätze verzichten, auch Semesterbeiträge könnten entfallen.“ Ebenso könnten Krankenkassen auf Beiträge verzichten, sagt sie. Die Pflicht, die dadurch entstehenden finanziellen Löcher zu stopfen, sieht sie bei der Bundesregierung: „Es ist genug Geld dafür da, die Lufthansa zu retten, dann muss auch genug Geld für die Studierenden da sein“, sagt die Linken-Sprecherin.

Auch lokal in Düsseldorf möchten Dettmers und ihre Partei helfen. Deswegen habe die Fraktion ihrer Partei im Dezember die Verlängerung des Corona-Härtefallfonds beantragt, der auch von Studierenden genutzt werden kann, so Dettmers. Die Verlängerung wurde im Stadtrat angenommen, Antrage können seitdem bis zum 31. März 2021 gestellt werden.