Düsseldorf. Die Hochschule Düsseldorf hat die Lebensmittelausgabe vom Zakk und Fiftyfifty begleitet und analysiert, wer das Angebot nutzte.
Nach der coronabedingten vorübergehenden Schließung der Düsseldorfer Tafeln stellten das Kulturzentrum Zakk und das Straßenmagazin Fiftyfifty eine Lebensmittelausgabe auf die Beine. Die Hochschule Düsseldorf (HSD) hat die Ausgabe im Zakk an der Fichtenstraße begleitet und Erkenntnisse über die Bedürftigen und die Auswirkungen der Pandemie auf diese Menschen gewonnen.
Zakk hatte die Infrastruktur
Im Schnitt besuchten 180 Menschen die Lebensmittelausgabe im Biergarten des Zakk, die von Anfang April bis Ende Juli geöffnet war. Als Mitte März mit Beginn des Lockdowns auch die Tafeln den Betrieb vorübergehend einstellen mussten, traf dies besonders die Ärmsten in der Stadt. „Da es keine Veranstaltungen mehr gab, hatten wir eine brachliegende Infrastruktur. Die konnte genutzt werden“, erklärt Heike Billhardt-Precht vom Zakk. Dank einer Förderung der „Aktion Mensch“ konnten auch Lebensmittel hinzugekauft werden.
Tendenziell immer mehr Bedürftige in Düsseldorf
Die sieben Ausgabestellen, die die Düsseldorfer Tafel beliefert, nahmen ab dem 20. April nach und nach wieder ihren Betrieb auf. Die letzte in Rath öffnete im Juli wieder. Auch dort merke man, dass mehr Menschen zu den Ausgabestellen kommen, besonders Jüngere, so eine Sprecherin.
Bei der Diakonie habe man ebenso mehr Bedürftige bei der Tafelausgabe in Derendorf gezählt. Rund 800 Menschen werden dort durchschnittlich versorgt. Während Corona sei die Zahl um 150 gestiegen; Tendenz weiter steigend. Daher sucht die Ausgabe nun Ehrenamtliche.
Die Caritas unterstützt zehn Lebensmittelausgaben in der Stadt durch Beratung – sowohl der Organisatoren als auch der Nutzer.
Verfestigte Armut
Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt durch die HSD. Anne van Rießen, Reinhold Knopp und Carina Bhatti vom Institut für lebenswerte und umweltgerechte Stadtentwicklung befragten mit ehrenamtlichen Helfern 221 Nutzer der Lebensmittelausgabe im Zakk. Dabei habe sich gezeigt, dass viele Menschen nicht nur sporadisch kamen, sondern mehrmals in der Woche, sagt Anne van Rießen. Man spreche von „verfestigter Armut“, wenn Menschen kontinuierlich auf Unterstützung angewiesen sind.
Viele ältere Leute beim Zakk
Die Befragung ergab außerdem, dass rund 60 Prozent der Nutzer Frauen sind. Knapp 42 Prozent haben Kinder, die oft auf mit den Eltern in der Schlange vorm Zakk gewartet haben, berichtet Billhardt-Precht. Auch seien viele Studenten dort gewesen. Mehr als 60 Prozent der Nutzer waren jedoch über 50 Jahre alt, wie die Untersuchung der HSD ergab.
Auch habe sich gezeigt, dass viele Menschen bereits vorher auf Unterstützung angewiesen waren. fast 90 Prozent gaben an, Leistungen wie Arbeitslosengeld oder Grundsicherung erhalten zu haben. Knapp mehr als 50 Prozent nutzten außerdem auch vor Corona bereits Lebensmittelausgaben – ein großer Teil seit mindestens drei Jahren. Somit war jedoch auch knapp jeder zweite Besucher der Ausgabe im Zakk erstmals auf diese Form der Unterstützung angewiesen.
Beeindruckend gute Stimmung
Der große Unterschied zur „normalen“ Tafel war das Fehlen von Bürokratie. Beim Zakk brauchte man keinen Nachweis für Bedürftigkeit liefern. Davon haben besonders junge Menschen profitiert, die erstmals das Angebot einer Lebensmittelausgabe nutzen, so van Rießen.
„Es war beeindruckend, wie gut die Stimmung war“, erinnert sich Caro Baum, die als ehrenamtliche Helferin Lebensmittel verteilte und die Menschen für die HSD befragte. Konflikte habe es selten gegeben, die Polizei habe in der ganzen Zeit nur zwei Mal kommen müssen. Auch sie erinnert sich, dass die Leute sich viel unterhalten und einander auch geholfen haben.