Dinslaken. Internationale Wochen gegen Rassismus in Dinslaken: In einem Workshop gab es Tipps, wie sich Betroffene gegen Hass im Internet wehren können.

Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus konnte das DRK in Dinslaken mit Said Rezek einen namhaften Referenten für einen „Workshop gegen Rassismus und Hass im Netz“ gewinnen. Schon zu Beginn des Workshops wird deutlich, dass das Thema dem Politikwissenschaftler und Journalisten Rezek (37) eine Herzensangelegenheit ist. Er will vermitteln, wie jeder und jede Einzelne im Internet aktiv gegen Hass und Hetze vorgehen kann, um für Demokratie und Meinungsvielfalt einzustehen. Die starke Präsenz von radikalen Kräften, allen voran Rassist*innen in sozialen Netzwerken bereiten ihm große Sorge. Die Kernbotschaft seines Workshops fasst er zusammen: „Jeder und jede kann der Hetze im Netz etwas entgegensetzen.“ Und fügt direkt an: „und sich für eine friedliche demokratische Gesellschaft einsetzen“.

Rezek gestaltet den zweistündigen Workshop in steter Interaktion mit den Teilnehmenden informativ und sehr kurzweilig. Zunächst wird fundiert ein Faktencheck zur Nutzung der sozialen Medien präsentiert. Es wird deutlich, welche Gruppen am stärksten von Hatespeech betroffen sind. Hier werden zwar zunächst Politiker*innen und Menschen, die andere politische Gesinnung haben, attackiert. Dann schon wären „Menschen mit internationaler Familiengeschichte“ (diese Bezeichnung empfinden die Workshopteilnehmenden besser als „Menschen mit Migrationshintergrund“) und Menschen, mit LGBTQ-Hintergrund Hauptleidtragende von Hetze und Hassrede, so die Forsa-Studie 2022. Erschreckend sei, dass in Deutschland schon jeder Zwölfte Hate-Speech erfahren habe (bei den 18- bis 24-Jährigen jeder sechste). Dies geht aus der Studie „#Hass im Netz: Der schleichende Angriff auf unsere Demokratie“ hervor, welche vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft und der Amadeu Antonio Stiftung im Jahr 2019 durchgeführt wurde.

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Said Rezek sagt beim „Workshop gegen Rassismus und Hass im Netz“ in Dinslaken: Hassreden haben physische und psychische Auswirkungen bei den Betroffenen

Rezek führt aus, dass Hassreden zu physischen und psychischen Auswirkungen bei den Betroffenen führen, dass sie dazu führen, dass Vorurteile geschürt und prosoziales Verhalten gegenüber hilfsbedürftigen Minderheiten verringert würde. Und: Hate Speech kann auch zur Tatgewalt führen.

Als Ursache für den Hass im Netz wird herausgearbeitet, dass Anonymität, Distanz, der vermeintlich „rechtsfreie Raum“ Internet, rassistische Einstellungen und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit Triebfedern seien. Rezek betont dabei aber auch, dass diese unsägliche Hatespeech von nur fünf Prozent der Gesamtnutzenden ausgehen würde. Hier zitiert Rezek Kofi Annan: „Alles was das Böse benötigt, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit“.

Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus konnte das DRK in Dinslaken mit Said Rezek einen namhaften Referenten für einen „Workshop gegen Rassismus und Hass im Netz“ gewinnen.
Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus konnte das DRK in Dinslaken mit Said Rezek einen namhaften Referenten für einen „Workshop gegen Rassismus und Hass im Netz“ gewinnen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Workshop-Teilnehmer aus Dinslaken lernen: Wie kann und soll auf Hassreden reagiert werden?

Aber wie kann und soll auf Hassreden reagiert werden? Was kann zukünftig Hassbotschaften eindämmen? Das zeigt er an einem Praxisbeispiel auf. Eine Wiener Klinik hatte in einem Post das „Wiener Neujahresbaby 2018“ begrüßt. Diese gute Nachricht wurde allerdings mit widerlichen rassistischen Hassbotschaften kommentiert – nur weil die glückliche Mutter ein Kopftuch trug. Dann aber sorgte ein Beitrag, ein Blog, der das neue Erdenkind freundlich begrüßte und zum Ausdruck brachte, dass Liebe größer als Hass sei, für eine virale Wirkung. Innerhalb kurzer Zeit wurde dieser Beitrag zehntausendfach geliked, um viele weitere positive Kommentare ergänzt. Ein einzelner Beitrag zur Zivilcourage kann dann schon viele aufwecken. Ergänzend führt Rezek auf, wie sich Betroffene gegen Hassbeiträge „wehren können“. Eine große Baustelle in unserer Gesellschaft sieht er darin, eine Medienkompetenz bei Schülern zu schaffen und zu fördern.

Zum Abschluss präsentiert er seine goldene Regel für Blogger*innen: „Handle in der digitalen Welt so, wie Du in der analogen behandelt werden möchtest.“ Alle Teilnehmenden konnten unisono die Veranstaltung „liken“ – Rezeks Workshop habe es verdient, von vielen Menschen gehört zu werden.

Über den Journalisten Said Rezek

In einem seiner Beiträge stellt sich Said Rezek als deutscher Muslim vor. Der Politikwissenschaftler, Anti-Rassismus-Trainer und Journalist lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Essen. Er hat sein Volontariat bei den Ruhr Nachrichten absolviert und schrieb unter andern für den NDR, das MiGAZIN sowie die taz. Zu den Themen Medien, Muslime, Migration und Rassismus hat er etliche Berichte verfasst und bietet hierzu auch Workshops, Vorträge und Lesungen an. Ende 2020 erschien sein Buch: „Bloggen gegen Rassismus – Holen wir uns das Netz zurück!“ (wurde in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht). Weitere Informationen unter www.said-rezek.de/