Dinslaken. Etwa 150 Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen haben Flagge gegen rechte Hetze gezeigt. Warum ihnen diese Demo so wichtig war.
Donnerstagnachmittag, sonnige 17 Grad - die meisten Schüler werden an einem solchen Tag chillen. 150 Schülerinnen und Schülerd des Berufskollegs, des Otto-Hahn-Gymnasiums, Theodor-Heuss-Gymnasiums, Gustav-Heinemann-Gymnasiums, der Ernst-Barlach-Gesamtschule und der Realschule Dinslaken verzichten an diesem Donnerstag darauf: Sie nehmen lieber an der Schüler-Demonstration gegen rechts teil, die die Schülervertretung des Berufskollegs im Rahmen der Woche gegen Rassismus organisiert hat. Auch die Omas gegen rechts und auch das Kinder- und Jugendparlament sind vertreten.
150 Schüler - das scheint nicht übermäßig viel. Aber denjenigen, die da sind, ist die Demo wichtig, sie haben ein Anliegen. Das klingt in den Reden an. Wenn Nawal Elyas von der Ernst-Barlach-Gesamtschule sagt, es sei „erschreckend, wie normal dieser Rassismus geworden ist“; wenn sie sagt, „man hört den ersten einen Witz über den Türken an der Dönerbude machen und den anderen über seine Mitschülerin, die ihm nicht passt, weil sie ganz einfach anders ist“ - dann erschüttert das. Hat sie das etwa selbst erleben müssen? „Wir Menschen haben Stereotypen entwickelt“, mahnt sie, Vorurteile, die so weit gingen, dass „wir bestimmten Menschen mit bestimmtem Aussehen Charaktereigenschaften zusprechen, obwohl wir sie gar nicht kennen.“ Anschläge wie in Hanau im Jahr 2020 und Halle 2019 seien Folge solcher „Hetzereien“, Worte hätten zu Gewalt und Toten geführt. „Wir alle müssen jetzt dagegen sprechen und nicht schweigen“, ruft die Schülerin auf. Denn wer schweige, dulde den Hass und respektiere diejenigen „die Hass verbreiten.“ Es seien „Worte, die alles verändern“.
Worte hätten die Macht, „die Gefühle anderer zu verletzen“, aber auch Menschen zu vereinen, ergänzt Nawals Mitschüler Halil Erdogan: „Aber wenn Worte nicht mehr reichen, müssen wir Menschen zeigen, dass bei uns kein Platz ist für die, die andere Menschen wegen ihres Aussehens verachten“ und die Vorurteile wegen der Herkunft hätten. „Dafür sind wir heute hier, um zu zeigen, dass wir, die junge Generation, darunter leiden, dass wir beschimpft oder verachtet werden, nur weil wir anderer Herkunft sind“.
„Rassismus hat keinen Raum in unserer Gesellschaft“
„Rassismus hat keinen Raum in unserer Gesellschaft und wir lehnen Begriffe, die Ausgrenzung fördern, ab“, betont OHG-Schülersprecher Moritz Blaß: „Es ist unsere Pflicht, aktiv gegen jede Form von Vorurteil und Ungerechtigkeit anzugehen“. Er ruft auf, Betroffenen „hochzuhelfen“, sich gemeinsam mit ihnen zu wehren. Es sei gerade wichtig, dass „wir als Schüler hier heute sind: Wo sonst sollten wir denn ansetzen, wenn nicht in unseren Schulen, den Orten, wo wir gemeinsam lernen.“ Er zitiert Nelson Mandela: Ein Mensch werde nicht mit Hass geboren, Hass werde gelernt. „Und wenn man Hass lernen kann, dann kann man auch lernen, zu lieben.“
„Indem wir uns gemeinsam gegen diesen Hass erheben, setzen wir ein starkes Zeichen für Mitgefühl, Respekt und Gerechtigkeit“, sagen Hijrah Cetal und Adriana Rütten vom Berufskolleg. Die Demo biete den Schülern „die Plattform, unsere Stimmen zu erheben und für eine Welt einzustehen, in der Vielfalt als Stärke betrachtet wird“. Als „neue Generation“ trügen die Schüler die Verantwortung, „das Erbe einer inklusiven und weltoffenen Gesellschaft weiterzuführen.“ Denn „wir gestalten die Zukunft und es liegt an uns, den Grundstein für eine Welt zu legen, in der Gleichberechtigung und Respekt vorherrschen.“
Bürgermeisterin dankt den Schülern
Zu Beginn der Veranstaltung dankt Bürgermeisterin Michaela Eislöffel den Schülerinnen und Schülern für ihr Kommen und ihr Engagement - noch dazu an einem unterrichtsfreien Nachmittag! Die „Ziele und Fantasien von Verfolgung und Ausgrenzung sind ein Angriff auf unseren Frieden, auf unsere demokratische Weltordnung, auf unsere Freiheit“.
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