Voerde. „Es ist so traurig“: Die beliebte Bäckerei Jöhren musste Ende Februar 2024 ihre Filialen schließen. Für drei Läden gibt es Pläne zur Nachnutzung.
„Sehr schade“, „es ist so traurig“ oder „wir haben sehr gerne unsere Brötchen da gekauft“ lauteten nur einige der zahlreichen Facebook-Kommentare zu dem Aus der Bäckerei Jöhren in Voerde. Die Folgen der Corona-Pandemie, die Energiekrise und die daraus resultierenden steigenden Kosten sowie höhere Lebensmittelpreise und seine eigene stark angeschlagene Gesundheit infolge einer Erkrankung haben Inhaber Thomas Jöhren zu dem Schritt gezwungen. Das erklärte er Ende Januar gegenüber der NRZ. Doch, was geschieht nun mit den insgesamt vier Filialen, die die Voerder Bäckerei zuletzt betrieben hat?
Wie Thomas Jöhren im NRZ-Gespräch selber sagte, soll in seinem ehemaligen Laden an der Bahnhofstraße in der Voerder Innenstadt wieder eine Bäckerei eröffnen. Wie zeitnah dies geschehen wird, konnte er Ende Januar jedoch nicht sagen. Dafür hat bereits am 1. März an der Alten Hünxer Straße die neue Bäckerei „Lenis Backstube“ eröffnet – zum Großteil sogar mit dem Personal der ehemaligen Jöhren-Bäckerei, verkündet der neue Besitzer. „Meine Tochter heißt Leni“, erklärt der 41-jährige Inhaber Sebastian den Ursprung des Namens seines neuen Geschäftes in Voerde. Bevor er „Lenis Backstube“ eröffnete, habe er Backwaren einer Großbäckerei, die Lebensmittelhändler beliefert, ausgefahren. Doch seit einem Autounfall habe er starke Rückenprobleme, die Arbeit sei nicht mehr leistbar gewesen. Der 41-Jährige habe umgeschult, arbeitet nun schon längere Zeit im Marketing.
Ehemaliger Dinslakener betreibt „Lenis Backstube“ in Voerde
Der Wunsch, einen eigenen Laden zu eröffnen, sei „schon immer“ da gewesen. Nun hat er sich diesen Traum in seiner alten Heimat am Niederrhein erfüllt, erklärt der ehemalige Dinslakener, der vor ein paar Jahren der Liebe wegen nach Marl gezogen ist. Das „Herzstück“ des neuen Ladens seien natürlich die Backwaren der Bäckerei Bolten, die „Lenis Backstube“ beliefert. „Mich hat überzeugt, dass Bolten nur natürliche Inhaltsstoffe für ihre Backwaren verwendet und sie dadurch viel bekömmlicher und verträglicher sind“, so der Inhaber. „Ein weiterer Pluspunkt war für mich: Die Bäckerei kommt aus der Region, aus Duisburg.“
Regionalität bei der Weitervermietung ist auch der Wohnbau Dinslaken wichtig. Sie ist die Eigentümerin der ehemaligen Bäckerei-Filialen an der Post- und Lessingstraße in Friedrichsfeld. „Das Gerücht, dass die Bäckerei schließt, war ja bereits länger im Umlauf“, erklärt Guido Matzken, Geschäftsbereichsleiter Wohnungsbewirtschaftung und Prokurist bei der Wohnbau Dinslaken. Deshalb hätte das Unternehmen bereits frühzeitig Anfragen von Interessenten für die Räumlichkeiten erhalten. Doch durch das laufende Insolvenzverfahren konnte die Wohnbau „erstmal nicht weiter handeln“. Neue Mietverträge seien bis heute nicht geschlossen worden, jedoch sagt Matzken: „Wir haben weiterhin zwei Interessenten für die Lessingstraße.“ Denen habe die Wohnbau nun Angebote zugesendet und um ein Konzept gebeten. Viel mehr könne er zurzeit noch nicht sagen, nur, dass es sich um „hiesige Handwerksbäckereien“ handelt.
Weitervermietung der ehemaligen Jöhren-Filiale an der Poststraße in Voerde „gestaltet sich schwierig“
Die Weitervermietung der Räumlichkeiten an der Poststraße „gestaltet sich schwierig“, gibt der Wohnbau-Prokurist zu. Die Wohnbau schätze, dass die laufenden Arbeiten der Deutschen Bahn im Zuge des Betuwe-Ausbaus, dazu beitragen, dass dort derzeit keine Nachfolge gefunden wird. Zudem habe das Unternehmen erst am 1. März die Schlüssel für den Laden an der Poststraße erhalten. Was sich die Wohnbau für den Standort an der Poststraße wünscht? Der neue Mieter soll vor allem „dem Quartier einen Mehrwert bieten, in dieser besonderen Lage“. Und weiter: „Am allerliebsten hätten wir natürlich auch wieder ein Café, wünschenswert mit einem To-Go-Angebot, gerade auch wegen der Nähe zum Bahnhof. Aber auch eine Bürovermietung könnten wir uns vorstellen“, erklärt Matzken. „Auf keinen Fall“ soll es einen weiteren Imbiss geben, stellt der Wohnbau-Prokurist im Gespräch mit der NRZ klar.
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