Voerde. Sabine Friemond las erstmalig aus ihrem Kriminalroman „Hitzewelle“, der in Mehrum spielt. Warum das Publikum bei einem Satz negativ reagierte.

  • Autorin Sabine Friemond war zur Premierenlesung ihres Kriminal-Romans „Hitzewelle“ nach Mehrum gekommen.
  • Der Krimi, bei dem Pastorin Christin Erlenbeck wieder eine entscheidende Rolle spielt, erzählt eine Geschichte aus dem Rheindorf.
  • So fielen die Reaktionen des Publikums aus, das zum Großteil aus Einwohnern des Rheindorfs bestand.

Dass es bei ihrer Lesung nicht so ganz bierernst zugehen wird, macht Autorin Sabine Friemond in der Schützenhalle des BSV Mehrum schon bei der Begrüßung klar. „Ich hoffe, ihr habt Zeit mitgebracht – ich werde heute das ganze Buch lesen. Vielleicht lasse ich ein paar Seiten aus“, begrüßt sie die Gäste.

Die Schützenhalle, gut gefüllt, ist vor allem mit Einwohnern des Rheindorfs bevölkert, die natürlich wissen wollen, was für einen Kriminalfall sich die Autorin für ihr Dorf überlegt hat. Gelesen haben, wie eine Umfrage durch die Autorin ergibt, nur die wenigsten das Buch schon komplett. Und so wird es besonders spannend, die Reaktionen des Publikums zu verfolgen.

Wenn die Mehrumer in das Mehrum der Romanwelt eintauchen

Und natürlich: Die Mehrumer finden sich in der Romanwelt von „Hitzewelle“ sofort wieder. Denn auch, wenn die Handlung eine fiktive ist, entspringen die Straßen im Dorf ebenso der Realität, wie die Namen einiger der im Rheindorf lebenden Romanfiguren. Die blicken nicht nur in die Gegenwart des Rheindorfs, wo es „nicht mal mehr einen Kaugummiautomaten gibt“, sondern auch in die Vergangenheit kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges.

Zur Premierenlesung waren auch viele Bewohner von Mehrum in die Schützenhalle im Dorf gekommen.
Zur Premierenlesung waren auch viele Bewohner von Mehrum in die Schützenhalle im Dorf gekommen. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Da findet man sich als Mehrumer sofort wieder – auf dem Hülskensweg, in Sichtweite des Deiches und auf den anderen Straßen des Dorfes. „Es könnte noch ein bisschen mehr Mehrum sein“, kommentiert allerdings einer der Zuschauer in der Pause zwischen den zwei Teilen der Lesung. Denn das Lokalkolorit aus dem Rheindorf drängt sich, zumindest in den vorgelesenen Passagen, nicht in den Vordergrund.

Autorin erregt das Publikum mit einem vorgelesenen Satz

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Gilde Mehrum. Für die Bewohner des Rheindorfs eine bekannte Organisation – für die Ermittler im Roman natürlich nicht. Als Staatsanwalt Rolf Trautmann von seinem Nachbarn, dem Gildemeister Gert Meuken wissen will, ob die Gilde ein Geheimbund von Großgrundbesitzern und der geistigen Elite sei, gibt dieser eine Antwort, die bei der Lesung nicht ohne Konsequenzen bleibt: „Großgrundbesitzer gab es natürlich schon, aber nicht zu vergleichen mit denen in anderen Gegenden. Und von der geistigen Elite gab es hier auch nicht so viele.“

Der letzte Satz kommt dabei beim Mehrumer Publikum nicht ganz so gut an. Es geht ein Raunen durch die Schützenhalle. „Ganz dünnes Eis“, kommentiert jemand aus den Reihen der Zuhörer. Auch wenn die Empörung wohl nicht ganz ernst gemeint ist, rudert die Autorin sofort zurück. „Von der geistigen Elite gab es hier zwar sehr viele...“, korrigiert sie die Aussage ihrer Romanfigur. Gelächter in der Halle. „Eben noch die Kurve bekommen“, hört man den Kommentar aus dem Zuschauerraum.

Einige Eindrücke in das Dorfleben gewonnen und Typisches entdeckt

Aber das sind auch die Beobachtungen aus dem Dorfleben, die durchaus zutreffend sind. Als eine der Romanfiguren, die bereits seit mehr als 50 Jahren im Rheindorf lebt, erklärt, sie wäre nicht von hier, können das einige der realen Dorfbewohner durchaus nachvollziehen. „Früher hätte man gesagt: Sie ist eine Zugezogene“, kommentiert eine Mehrumerin leise im Publikum. Die Szene sorgt für Schmunzeln bei breiten Teilen des Publikums.

Der Roman

Die Autorin Sabine Friemond betreibt im Hauptberuf die Buchhandlung Lesezeit in Voerde (Bahnhofstraße 61).

Der in Mehrum spielende Kriminalroman „Hitzewelle“ ist der fünfte Niederrhein-Krimi mit Hauptfigur Christin Erlenbeck, der in der Gemeinde Voerde spielt. Auch am Tenderingssee, in Götterswickerhamm und in Spellen wurden ihre Ermittler bereits aktiv.

„Hitzewelle“ ist als Taschenbuch im KBV-Verlag erschienen und für 15 Euro erhältlich. Die Version für Amazons E-Book-Reader Kindle kostet 12,99 Euro.

Ebenso die Aussage des Gildemeisters im Roman, was den die Funktion der Gilde sei. „Wir helfen den Mehrumern beim Sterben“, heißt es da. Ein Satz, der gegenüber einem Staatsanwalt eher schlecht ankommt, wenn gerade eine Mordermittlung im Dorf läuft, bei den Mehrumern im Publikum der Lesung allerdings für Belustigung sorgt. Denn die Gilde kümmert sich, wie auch im Roman richtiggestellt wird, bei Sterbefällen um die Hinterbliebenen und hilft diesen, wenn sie die Kosten der Beerdigung nicht tragen können.

Ein etwaiges Wiedersehen in Mehrum mit den Krimifiguren

Am Ende der Lesung gibt es vom Publikum in der Mehrumer Schützenhalle Applaus für die Autorin und ihren im Rheindorf spielenden Roman. Und Sabine Friemond zeigt sich begeistert von ihrem Publikum. „Ihr wart echt super!“, lobt sie die Zuschauer. Und hat auch für das Dorf nur lobende Worte übrig. „Mehrum ist einfach total fantastisch“, sagt sie. Auch mit Blick auf die zahlreichen Mehrumer, die ihr bei der Recherche zu ihrer Geschichte geholfen haben und teilweise – wenn auch mit leicht veränderten Namen – einen Eingang in die Geschichte gefunden haben.

So fasziniert ist sie vom Dorf am Rhein, dass sie sich direkt vorstellen könnte, hier zu wohnen. „Vielleicht übernehmen wir das Haus, das sich im Buch Skalecki und Trautmann in Mehrum zugelegt haben“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, hier zur Wiederholungstäterin zu werden.“ Es könnte also in Zukunft auch noch einen weiteren Kriminalfall im Rheindorf aus der Feder von Sabine Friemond geben.

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