Voerde. Hans Martin und Birgitt Seydel haben sich mit viel Eigenarbeit ein altes Haus zum Eigenheim umgebaut. So wurde aus der Immobilie ein Traumhaus.

Stattlich und idyllisch sieht es schon von außen aus, das Haus aus dem Jahr 1929. Aber nicht so alt, wie man es bei dem Baujahr vermutlich vermuten könnte. Dass dem nicht so ist, liegt an den Besitzern der Immobilie. Denn Hans-Martin und Birgitt Seydel legen, seit sie dort wohnen, gerne mal selbst Hand ans Haus – und an den Garten, der mit dazu gehört.

1990 haben die beiden, gemeinsam mit einer anderen Familie, die mittlerweile ausgezogen ist, das Haus gekauft und mit den Sanierungsarbeiten begonnen. „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Wir saßen draußen im Garten mit den Krokussen und drinnen war das Haus eine Baustelle“, erklärt Hans Martin Seydel.

Mit viel Eigenleistung zu einer schönen Immobilie

Nach und nach wurde das Haus renoviert, dann wieder umgebaut. „Hätten wir das alles mit Handwerkern gemacht, dann wären wir wahrscheinlich schnell pleite gewesen“, erklärt Hans Martin Seydel. Stattdessen legte besonders er gerne selbst Hand an bei der Immobilie. „Wir genießen es sehr, dass Hans Martin ein so toller Heimwerker ist und Birgitt so eine tolle Gärtnerin“, kommentiert Thorsten Laakmann. Gemeinsam mit seiner Frau Silvia bewohnt er die erste Etage des Gebäudes. „Da nimmt man auch knarzende Böden gerne mal in Kauf.“

Idyllisch gelegen und umgeben von viel Grün steht das Haus der Seydels in Voerde. Mit viel eigener Arbeit haben sie es in ein Kleinod verwandelt.
Idyllisch gelegen und umgeben von viel Grün steht das Haus der Seydels in Voerde. Mit viel eigener Arbeit haben sie es in ein Kleinod verwandelt. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Wobei man in diesem Fall vielleicht eher von schwimmenden Böden sprechen sollte, wie Hans Martin Seydel berichtet. Denn das Knarzen abzustellen, war eines der Projekte, die in der Immobilie anstanden. Dafür wurde in der ersten Etage der gesamte Oberboden entfernt, bis zur Pliesterdecke alles entfernt. Dann baute Seydel einen Zwischenboden ein. „Da wurde dann zentnerweise Trockensand eingebracht“, erklärt er. Auf dem Trockensand dann eine Dämmschicht auf der nun der Boden im ersten Stock liegt. „Der schwimmt quasi darauf“, erklärt Seydel. „Wir laufen immer leicht beschwingt“, kommentiert sein Mieter Thorsten Laakmann.

Alles umgebaut, renoviert und neu gestaltet

„Das Haus sah noch ganz anders aus, als wir es bekommen haben“, erzählt Birgitt Seydel. „Das war ein altes Haus und wir haben es nach und nach renoviert.“ Eigentlich war es nicht für zwei Familien ausgelegt. Im unteren Geschoss befanden sich die Wirtschaftsräume, im Anbau hinten ein zum Partyraum umgebauter ehemaliger Schweinestall samt Heuboden und oben im Haus die Schlafzimmer. Das Ehepaar baute also wirklich alles um.

Dabei kamen Hans Martin Seydels handwerkliche Interessen den beiden besonders zu Gute. „Ich liebe Leitungen!“, sagt der ehemalige Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Baurecht der Stadt Voerde. „Die sind, neben Holzarbeiten, mein spezielles Hobby.“ Und das kam vor allem zum Einsatz, als die Familie, mit der das Ehepaar das Haus gekauft hatte, auszog. Da wurde das Bad im Obergeschoss an eine andere Stelle verlegt, parallel dazu entstand ein zweites, kleines Bad im Anbau. Bevor die Laakmanns 2010 einzogen, stand dann noch ein Umbau des Dachgeschosses an – inklusive Dämmung der oberen Etage.

Ein Blick in das Esszimmer der Eheleute Seydel. Die Räume im Haus sind fast alle gleich groß, so dass auch zwischendurch mal Zimmer getauscht wurden, wenn es notwendig wurde.
Ein Blick in das Esszimmer der Eheleute Seydel. Die Räume im Haus sind fast alle gleich groß, so dass auch zwischendurch mal Zimmer getauscht wurden, wenn es notwendig wurde. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Der Anbau beherbergt statt des früheren Schweinestalls mittlerweile eine Ferienwohnung. Zuerst hatte Hans Martin Seydel dort sein Büro. „Dann hat sich unser Sohn da ausgebreitet“, erzählt er. Für die Kinder der Seydels war der Anbau mit seinem separaten Eingang natürlich ideal in ihrer Jugendzeit. Mittlerweile, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, haben sie den Anbau wieder umgebaut – zu einer kleinen Ferienwohnung.

„Es muss nicht immer ein Neubau sein“

Das Ehepaar schätzt an seinem Haus aber nicht nur die Immobilie selbst, sondern auch die Lage. „Man kann bei schönem Wetter in den Garten gehen und ist im Urlaub“, sagt Hans Martin Seydel. Nebenan gibt es Pferde und Schafe – und auf der anderen Seite geht es in Richtung Stadtzentrum. „Voerde an sich ist ein guter Standort“, sagt Birgitt Seydel. Man hat, so sagt sie, fast alles in der Nähe. Und wenn man mal nach Düsseldorf oder ins Ruhrgebiet möchte, sind weder Bahnhof noch die Autobahn weit weg.

Moderne Technik im Garten: Auf dem Gartenschuppen ist eine Photovoltaikanlage installiert, die unter anderem eine Wallbox zum Laden eines E-Autos vorne am Haus mit Strom versorgt.
Moderne Technik im Garten: Auf dem Gartenschuppen ist eine Photovoltaikanlage installiert, die unter anderem eine Wallbox zum Laden eines E-Autos vorne am Haus mit Strom versorgt. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Zuletzt haben die Seydels ihr eigenes Bad noch einmal renoviert. Und das Haus hat neue Fenster bekommen. „Wir hatten hier noch eine Einfachverglasung“, sagt Birgitt Seydel. „Den Unterschied merkt man jetzt deutlich.“ Die Fenster haben sie allerdings doch von Profis bauen und einbauen lassen. Zudem gibt es jetzt auf dem Gartenschuppen eine Photovoltaik-Anlage, weil die auf dem Dach des Hauses nur schwer anzubringen gewesen wäre. „Wenn man das Haus heute so komplett sieht, könnten wir das vermutlich gar nicht bezahlen“, sagt Hans Martin Seydel.

Ob die beiden sich heute noch einmal für den Kauf einer Immobilie entscheiden würden, die so viel Eigenarbeit erfordert? Trotz der investierten Zeit und teilweise Heimwerkerarbeit Zuhause bis 23 Uhr nach anstrengenden Tagen im Job? „Wenn wir noch mal jung wären, würden wir das wieder machen“, ist sich Birgitt Seydel sicher. Und glaubt, dass dieser Weg auch für junge Familien ein gangbarer sein könnte, um zu einem eigenen Heim zu kommen. „Es muss nicht immer ein Neubau sein“, sagt sie.

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