Bochum. Die teils hitzigen Diskussionen um das Skandalspiel in Berlin dauern an. Das DFB-Sportgericht muss über die Wertung urteilen. Vor Weihnachten? Der Stand.
Die Diskussionen um das Skandalspiel des VfL Bochum bei Union Berlin laufen weiter heiß. Der VfL Bochum hat Einspruch beim DFB-Sportgericht eingelegt, hofft nach dem 1:1 auf einen Sieg am Grünen Tisch. Zwei Punkte mehr würden im Abstiegskampf natürlich helfen, bevor am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) das Schlüssel-Duell gegen den Tabellensechzehnten FC Heidenheim ansteht.
Bis dahin allerdings wird der VfL Bochum wohl weiterhin mit nur drei Punkten aus 14 Spielen das Tabellenende zieren, geholt gegen Holstein Kiel (2:2), Bayer Leverkusen (1:1) und nun in Berlin. „Uns wurde gesagt, dass es vor den Festtagen vom DFB-Sportgericht keine Entscheidung geben wird“, sagte Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Entscheidung fällt vielleicht auch erst 2025
Das war zu erwarten. „Das DFB-Sportgericht schreibt jetzt in einem ersten Schritt die Beteiligten an und fordert entsprechende Stellungnahmen ein. Nach Vorliegen und Auswertung der Stellungnahmen wird das Sportgericht über den weiteren Fortgang des Verfahrens entscheiden“, hatte der DFB am Montag mitgeteilt, nachdem der VfL-Einspruch fristgemäß eingegangen war. Union Berlin teilte mit, bis Donnerstagabend, 19. Dezember (19 Uhr) Zeit für seine Stellungnahme zu haben.
Der erste und zweite Weihnachtstag fallen auf kommende Woche Mittwoch und Donnerstag. Gut möglich, dass es daher auch erst im kommenden Jahr eine Entscheidung gibt.
Punkte ergaunern? Auch der VfL Bochum wird im Internet attackiert
Im Internet toben derweil weiterhin teils hitzige Debatten. VfL-Torwart Patrick Drewes erhält Zuspruch und aufmunternde Worte, bekommt aber auch Spott und Häme ab, auch Hass-Kommentare. Er war in Berlin mit einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden, klagte laut Verein über Schwindel, Übelkeit, Unwohlsein, Kopfschmerzen. „Er war benommen“, hatte Trainer Dieter Hecking erklärt. Drewes wurde in einem Berliner Krankenhaus näher untersucht, der Mannschaftsarzt fuhr ihn in der Nacht nach Bochum. Die Nummer eins des VfL konnte am Dienstag und Mittwoch nur individuell im Kraftraum trainieren. „Körperlich sehe ich keine Einschränkungen mehr“, sagte Trainer Dieter Hecking am Dienstag dieser Redaktion. „Es geht jetzt um die mentale Komponente.“ Am Donnerstag soll Drewes wieder ins Mannschaftstraining integriert werden und am Sonntag gegen Heidenheim spielen, so Heckings Plan.
Die Diskussionen werden bis dahin und danach sicherlich weitergehen. Und auch der Klub VfL Bochum wird attackiert. Vorwurf: Er habe die Situation ausgenutzt, um sich zwei zusätzliche Punkte am Grünen Tisch zu holen.
VfL Bochum: Chef Kaenzig kontert Vorwürfe
Ilja Kaenzig wehrt sich gegen diese Kritik vehement, sieht wie berichtet eine Umkehr der Täter-Opfer-Rolle. „Wir haben den Konflikt nicht gesucht. Wir wären mit dem einen Punkt, den wir uns mit zehn Mann hart erkämpft haben, zufrieden gewesen“, betonte Kaenzig am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion. „Aber nicht wir haben das Feuerzeug geworfen, sondern jemand aus dem Fanblock von Union Berlin. Patrick Drewes wurde getroffen. Punkt. Und dann gibt es ein Regelwerk, das angewandt werden muss. Ähnlich war es damals auch bei dem Becherwurf bei uns im Stadion. Das kann überall, auch bei uns, immer wieder passieren. Solch ein Verhalten muss dann bestraft werden.“
Wie es eben auch in Bochum der Fall war. Im März 2022 hatte beim Heimspiel des VfL gegen Mönchengladbach ein gefüllter Bierbecher, geworfen von einem VfL-Fan, Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann am Kopf getroffen. Gittelmann konnte nicht weitermachen, die Partie wurde abgebrochen und mit 2:0 für Mönchengladbach gewertet. Der VfL erhielt zudem hohe Strafen, ebenso der Täter.
Ilja Kaenzig: „Wir zeigen nicht mit dem Finger auf Union Berlin. Wer uns aber unterstellt, wir hätten die Situation gesucht, verdreht die Tatsachen. Da frage ich mich schon, wie man auf diese Idee kommen kann.“
VfL Bochum: Auch Verhalten von Union Berlin steht in der Kritik
Für Kritik auch in sozialen Medien sorgt aber auch das Verhalten von Union Berlin. So flogen aus dem Union-Block weitere Gegenstände, als Drewes behandelt wurde. Anhänger skandierten „Steh auf, Du Sau!“. Nach dem Feuerzeugwurf gab es erst etliche Minuten später, als die Mannschaften bereits in der Kabine waren, eine erste Stadiondurchsage, die zur Deeskalation beitragen sollte („Das Werfen von Gegenständen egal wie egal wohin ist einfach Scheiße. Lasst es bitte sein“). Auch im Kabinentrakt herrschte eine aufgeheizte Stimmung, „es gab hässliche Kommentare“, erklärte Kaenzig bei Bild TV.
Und: Anders als der VfL Bochum, der sich nach dem Becherwurf-Skandal umgehend öffentlich beim Opfer Gittelmann entschuldigte und gute Besserung wünschte, hat Union Berlin dies auch Tage später noch nicht verlauten lassen. Der Klub verurteilte zwar den Feuerzeug-Wurf, beim VfL Bochum aber hörte man noch nichts in der Richtung. Auf die Frage, ob es eine Entschuldigung von Union Berlin gab, sagte Kaenzig: „Es gab nach dem Spiel bisher keinen Kontakt zu Union Berlin.“
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