Bochum. Carsten Loer ist Kritiker des aktuellen Aufsichtsrats des VfL Bochum und stellte vor der Mitgliederversammlung einen Antrag auf Abwahl. Er erklärt die Gründe.
Es ist nicht so, als hätte es beim VfL Bochum nicht schon turbulente Mitgliederversammlungen gegeben. Vor einigen Jahren wurde die Ausgliederung der Profiabteilung nach verbalen Auseinandersetzungen der Befürworter und Gegner beschlossen. Vor zwei Jahren gab es eine Kampfabstimmung über die Zusammensetzung des Präsidiums - das gleichzeitig den Aufsichtsrat der Profiabteilung bildet - in der sich das aktuelle Team durchsetzte. Doch genau dieses Team könnte nun am Donnerstag im Ruhrcongress (19 Uhr) so stark im Fokus stehen, dass es eine weitere Zusammenkunft der VfL-Mitglieder gibt, die alles andere als ruhig verlaufen würde.
„Der Stand, den wir jetzt haben, ist unbefriedigend und nicht mehr zum Wohle des Vereins“, sagt Carsten Loer im Gespräch mit dieser Redaktion. Dies sei nicht nur sportlich der Fall, sondern auch strukturell und vereinspolitisch.
VfL Bochum: Mitglied will Diskussion über Aufsichtsrat
Der selbstständige Unternehmer vom Niederrhein, Vermögensberater mit 140 Mitarbeitern, hatte deshalb unlängst einen Antrag zur Abwahl des Präsidiums eingereicht. Diesen hat das Präsidium allerdings mit dem Hinweis auf „juristische Formfehler“ nicht zur Versammlung am Donnerstag zugelassen. Darüber diskutieren lassen möchte Loer auf der Versammlung am Donnerstag dennoch, mit einem Ziel: „Aus meiner Sicht dürfen Mitglieder Anträge auch innerhalb einer Versammlung mit einer Zweidrittelmehrheit zur Tagesordnung zulassen.“ Seiner Meinung nach hätte die Satzung ohnehin hergegeben, den Antrag von vornherein zuzulassen.
In erster Linie gehe es ihm darum, auf der Mitgliederversammlung eine ernsthafte Diskussion über die Arbeit des Präsidiums zu führen, sagte er. Die entscheidenden Fragen würden seiner Meinung nach auf der Hand liegen: „Was ist in den zwei bis sechs Jahren, in denen dieses Gremium zumindest in Teilen zusammenarbeitet, besser geworden? Welche klare Vision verfolgt das Präsidium für unseren VfL Bochum?“
Er selbst ziehe ein schlechtes Fazit, sagt er. „Die Mitglieder des Aufsichtsrats sind fachlich und charakterlich nicht geeignet für ihre Posten. Der Aufsichtsrat führt nicht nur Aufsicht, sondern greift aktiv in Entscheidungen ein, zu viele Dinge gehen über deren Tisch. Daher sind sie mitverantwortlich für die aktuelle Situation, mitverantwortlich für die vier Trainerwechsel in diesem Jahr, mitverantwortlich dafür, dass wir derzeit ohne sportliche Leitung dastehen“, sagt Loer. „Das ist eine dramatische Verfehlung der Funktion als Aufsichtsrat.“
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Der Vermögensberater, der sich vor zwei Jahren selbst als Einzelperson für die Präsidiumswahl aufstellen ließ, dann aber noch zurückzog, sieht viele Versäumnisse beim aktuellen Führungsgremium des Vereins. Die Struktur mit nur einem Geschäftsführer (Anm. d. Red.: Ilja Kaenzig), sowie die sportliche Führungslosigkeit seien zwei davon, zudem entscheide der Aufsichtsrat aus seiner Sicht zu langsam oder gar nicht, was Mitarbeiter in persönlichen Gesprächen ihm gegenüber bestätigt hätten.
Loer: „Zeitpunkt, die Weichen für die Zukunft zu stellen“
Auch habe das aktuelle Gremium seiner Meinung nach nicht mehr viel mit dem zu tun, was vor zwei Jahren gewählt worden war. In der Tat ist die Leitfigur des Blocks, Hans-Peter Villis, nach internen Querelen derzeit außen vor, lässt seine Ämter ruhen. Es herrschten nach Informationen dieser Redaktion, die sich mit denen anderer Medien decken, Grabenkämpfe innerhalb des Präsidiums. Villis kam einer Abwahl als Vorsitzender zuvor.
Loer kommt deshalb zum Schluss: „Das geht so nicht zwei Jahre weiter. Die Vision geht dem Gremium ab. Es muss eine demokratische Vertrauensfrage gestellt werden.“ Er fordert, dass es auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine Wahl des Aufsichtsrats und Präsidiums gibt. Derzeit hegt das Gremium allerdings keine Gedanken daran, selbst die Vertrauensfrage zu stellen.
Für Loer ein Unding, der kürzlich noch ein Gespräch mit einigen der Präsidiumsmitglieder führte, nachdem er seinen Antrag einreichte. Allerdings eines, das seiner Meinung nach nicht zielführend gewesen sei „Mir wurde erzählt, was sie alles gutmachen würden. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit meinen Kritikpunkten fand nicht statt und scheint auch überhaupt nicht gewünscht“, sagt Loer. „Jetzt ist der Zeitpunkt, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir dürfen die Chance nicht verpassen.“ Ob die Mitglieder des VfL Bochum dies genauso sehen, wird sich am Donnerstagabend zeigen.