An Rhein und Ruhr. Personal Trainerin Nadine Reuter hilft Kunden dabei, abzunehmen und sich gesünder zu ernähren. Sie hält nichts von Verzicht und Kalorien zählen.

Am Brot ist die erste Neujahrsmotivation gescheitert: „Die Low-Carb-Diät wollte es mir verbieten, aber ich konnte einfach nicht darauf verzichten“, sagt Christina Perpic. Stattdessen habe sie „manchmal lieber nichts gegessen“. Die guten Vorsätze hatten sie zum Abnehmen animiert, doch nichts sollte helfen: weder Diät noch Fitnessstudio-Abo.

Statt aufzugeben, suchte sich die 33-Jährige Hilfe, zuerst bei Ärzten, dann bei Personal Trainerin Nadine Reuter. „Wir haben nach und nach meine Ernährung umgestellt. Darüber läuft alles – nicht über den Sport“, sagt Perpic. Heute, ein halbes Jahr später, wiegt sie 13 Kilo weniger. Und sie zeigt, wie man einen guten Vorsatz in die Tat umsetzt – ohne sich im Fitnessstudio oder durch Diäten zu quälen.

Neujahrsvorsätze: Die Ernüchterung kommt oft in den ersten drei Monaten

Mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren und abnehmen wollen viele nach Neujahr. In einer Statista-Umfrage landen alle drei in der Top fünf der beliebtesten Neujahrsvorsätze für 2024. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage, die aber auch zeigt: 43 Prozent aller Menschen in NRW hatten im vergangenen Jahr gute Vorsätze, aber nur gut die Hälfte hielt länger als drei Monate durch.

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Dass der Jahreswechsel den Sportsgeist antreibt, merken vor allem die Fitnessstudios: „Der Januar ist mit Abstand der stärkste Monat des Jahres“, sagt Johannes Maßen, Geschäftsführer von Fitness First. Die Kette verzeichne im Januar doppelt so viele Neuanmeldungen wie im Jahresschnitt. Auch Kunden mit längerer Mitgliedschaft seien dann besonders aktiv.

Das deckt sich mit den Erfahrungen der Fitness-Discounter FitX und McFit. „Zu Jahresbeginn, wenn Trainierende ihre guten Vorsätze umsetzen oder zum Sommer, wenn die Strandfigur wichtig ist, gibt es aber vermehrte Besucherzahlen“, teilt McFit mit.

Motivation zum Jahreswechsel: Psychologe erklärt das Phänomen Neujahrsvorsatz

Der Jahreswechsel sei ein Motivationsschub – so erklärt sich Psychologe Jürgen Walter aus Düsseldorf den Gedanken hinter guten Vorsätzen: „Der 31. Dezember ist für viele wie ein Schnitt, den es braucht, um an sich selbst zu arbeiten.“

Die sozialen Medien verstärken den Trend zu Neujahrsvorsätzen, sagt Sportpsychologe Jürgen Walter: „Man vergleicht sich häufiger und denkt, man müsse in allem besser werden.“
Die sozialen Medien verstärken den Trend zu Neujahrsvorsätzen, sagt Sportpsychologe Jürgen Walter: „Man vergleicht sich häufiger und denkt, man müsse in allem besser werden.“ © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zwischen den Jahren sei oft genug Zeit, um über neue Ziele nachzudenken. „Und eine Baustelle, an der gearbeitet werden muss, findet jeder an sich selbst.“ Die sozialen Medien hätten den Drang zur Selbstoptimierung verstärkt: „Darin sieht man oft nur die positiven Seiten der Nutzer. Man vergleicht sich häufiger und denkt, man müsse in allem besser werden“, sagt Walter.

Wenn Menschen an ihren Vorsätzen scheitern, liege das oft an zu hohen, aber unkonkreten Ansprüchen. Besser sei es, genaue Ziele festzulegen „und die auch mal aufzuschreiben, damit man sie nicht vergisst“.

Personal Trainerin: Kleine Aufgaben helfen bei der Umstellung

An diesem Punkt setzt auch Personal Trainerin Nadine Reuter aus Düsseldorf an: „Oft sind die Erwartungen zu hoch und Kunden schränken sich zu sehr ein, weil sie meinen, dass es schnell gehen muss.“ Es sei nicht nötig, sich direkt aufs Laufband zu stürzen. Wer Sport treiben will, sollte mehrere Sportarten ausprobieren. „Hauptsache, es macht Spaß.“

Personal Trainerin Nadine Reuter empfiehlt, viele Sportarten zu testen: „Hauptsache, es macht Spaß.“
Personal Trainerin Nadine Reuter empfiehlt, viele Sportarten zu testen: „Hauptsache, es macht Spaß.“ © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Sie rät zu kleinen Aufgaben, die man sich täglich stellt, um seinem Ziel näherzukommen. Solche schickt sie zum Beispiel in eine WhatsApp-Gruppe, in der sie rund 150 Kunden vernetzt hat. Dazu gehört, mal einen ganzen Tag auf industriellen Zucker zu verzichten oder ein Abendessen nur aus Gemüse und einer Eiweißquelle zu kochen. Reuter meint: „Nur durch die richtige Balance schafft man eine langfristige Umstellung.“

Die hat auch ihre Kundin Christina Perpic hinter sich. Sie isst mehr Eiweiß, um Muskeln zu erhalten und länger satt zu bleiben. Kohlenhydrate und Fett stammen vor allem aus guten Quellen wie Vollkornprodukten, Öl und Avocado. Die Mengen einzelner Lebensmittel gibt ihre Trainerin vor, doch von strikten Ernährungsplänen hält Nadine Reuter wenig: „Von dieser Kontrolle müssen wir wegkommen.“

Tipps, um Versuchungen im Alltag zu widerstehen

Ein wenig anders sieht es Sport- und Gesundheitstrainerin Linda Hönemann: „Kalorien zu zählen und dann weniger zu essen, als man verbraucht, klappt bei allen.“ Die Nährwerte ließen sich zum Beispiel mit Apps berechnen. Ansonsten stellt Hönemann die Rezepte für ihre Kunden zusammen, „an die müssen sie sich dann aber auch halten“.

Wenn man Essen vorkocht und mit zur Arbeit bringt, schafft man es eher, sich zwischendurch nichts Ungesundes zu holen.
Linda Hönemann - Personal Trainerin und Ernährungsberaterin

Zudem hat sie mehrere Tipps, um den Versuchungen im Alltag zu widerstehen: „Wenn man Essen vorkocht und mit zur Arbeit bringt, schafft man es eher, sich zwischendurch nichts Ungesundes zu holen.“ Es würde helfen, Bekannten und Kollegen von der Diät zu erzählen, um weniger Süßes angeboten zu bekommen. Ließe sich ein ungesundes Essen nicht umgehen, könne man vorher Kalorien einsparen oder sich einen Puffer erarbeiten.

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    Diese Tricks hat Christina Perpic auch auf Lager: „Ich koche oft vor, damit ich direkt etwas Gesundes fertig habe, wenn ich Hunger bekomme.“ Acht Kilo will sie in diesem Jahr noch abnehmen, aber ohne Zeitdruck. Und auch auf Brot wird sie nicht verzichten, „aber statt eines Croissants esse ich eben eine Schnitte Vollkornbrot“.

    Trainerin gibt Tipps für ein effektives Workout

    Ein effektives Training für den ganzen Körper kann jeder überall absolvieren, meint Nadine Reuter. Dafür schlägt sie einen Zirkel aus vier Übungen vor: Kniebeugen, Ausfallschritte, Hampelmänner und Liegestütze. Wem Liegestütze zu schwer sind, könne sich zuerst auf den Unterarmen abstützen, einen Arm durchdrücken und den anderen nachziehen.

    Anfänger sollten die Übungen in drei Runden jeweils 30 Sekunden lang ausführen. Anstrengender werde es mit Runden, die jeweils 60 Sekunden dauern. Fortgeschrittenere Sportler könnten den Zirkel jeden Tag trainieren. Anfängern empfiehlt Reuter, einen Tag Pause einzulegen.

    Für Ältere seien Dehn- und Gleichgewichtsübungen wichtiger, „um vor allem im Knie und in der Hüfte beweglich zu bleiben“. Sie könnten zum Beispiel die Beine durchstrecken, den Oberkörper nach vorne beugen und mit den Händen versuchen, die Zehen zu berühren.