Dinslaken. Mehr Bewegung, gesunder ernähren? Personaltrainer Sydnee Ingendorn aus Dinslaken gibt fünf Tipps, wie man das wirklich umsetzen kann.
„Bleib in Bewegung!“ Mit diesem Gruß beendet Sydnee Ingendorn jede Mail. Der Mann hat gut Schreiben - um in Bewegung zu bleiben, müsste man ja erstmal in Bewegung kommen! Mehr Sport, weniger Kilos - das nehmen sich viele Menschen alljährlich zum Jahreswechsel vor. Um damit ebenso regelmäßig zu scheitern. Sydnee Ingendorn ist Personaltrainer und Physiotherapeut. Als „Muskelfuchs“ bringt er Menschen in Bewegung - und verrät uns, wie man Neujahrsvorsätze wirklich umsetzt.
Der Hiesfelder weiß, wovon er spricht. Aus beiden Perspektiven. Sein Vater war Inhaber dreier Fitnessstudios und Cheftrainer des Kunst Turn Teams Oberhausen. „Ich bin im Grunde in einer Turnhalle und einem Fitnessstudio aufgewachsen“, so Sydnee Ingendorn. Er hat Leistungssport beim KTTO betrieben, Sportwissenschaft studiert, Physiotherapie gelernt, sich psychologisch fortgebildet und ist weiterhin Trainer bei den Bundesliga-Kunstturnern. Aber hat auch mal die Zügel schleifen lassen. Als seine Tochter geboren war, änderte sich eine Zeitlang vieles: der Alltag. Und auch der Fokus. „Da hat auch der Schweinehund bei mir selber ein bisschen gewonnen“, erinnert er sich. Also, nicht, dass Sydnee Ingendorn damals wirklich unsportlich war. Aber „unzufrieden“ und „unfit“. Und begann mit einem Personalcoach zu arbeiten. Am Ende standen acht Kilo weniger auf der Waage.
Das ist oftmals der Haken bei Neujahrsvorsätzen
Der „größte Haken“ bei Neujahrsvorsätzen sei: „Die meisten fangen nicht mit einem richtig konkreten Ziel an.“ Allgemeine Vorsätze wie „mehr Sport machen, mehr joggen gehen, mehr bewegen, besser ernähren - dafür kann man jeweils auch fünf Euro ins Phrasenschwein werfen“, so der Coach. Mit solchen Vorsätzen belüge man sich selber.
Wer sich etwas vornimmt, sollte das „so konkret wie möglich tun“. Das versuche er auch im ersten Gespräch mit Kunden herauszufinden: Was das konkrete Ziel ist - und warum. Ein Konzept, um eine solche Zielsetzung zu definieren, sei die „SMART“-Methode. Die Buchstaben stehen für „spezifisch“, „messbar“, „attraktiv“, „realistisch“ und „terminiert“.
So können Ziele definiert werden
Zunächst gelte es, herauszufinden, was man überhaupt machen möchte: Laufen? Krafttraining? Wir treffen uns mit Sydnee im Parcourpark in Lohberg. An den Stangen zeigt er leichte Übungen, auch für Anfänger. Vor allem solle man sich daran orientieren, was einem Freude bereitet. Also mit etwas anfangen, das einem Spaß macht. Das Ziel müsse messbar sein und könne, je nach Person, ganz unterschiedlich ausfallen - seine älteste Klientin sei immerhin 90 Jahre alt: „Will ich schaffen, eine halbe Stunde am Stück zu laufen? Oder fünf Kilometer? Will ich am Volkslauf teilnehmen? Ein bestimmtes Gewicht beim Krafttraining schaffen? Zehn Liegestützen? Ein bestimmtes Gewicht verlieren? Oder Körperfettanteil? Mal wieder in den ersten Stock kommen, ohne dass ich einen Puls von 180 habe? In den dritten Stock kommen, ohne im zweiten eine Pause einlegen zu müssen?“ Das Ziel müsse attraktiv sein - aber auch realistisch. Einen Marathon zu laufen etwa - „aber nicht in vier Wochen einen Marathon laufen, wenn ich noch nie Laufschuhe anhatte.“ Aber: „Ich brauche schon ein Datum“ - den 10-Kilometer-Nikolauslauf im Dezember in Schmachtendorf etwa.
Das kostet ein Personalcoach
Das Personal-Training findet oftmals bei den Kunden zu Hause statt - Sydnee Ingendorn bringt auch Geräte mit. Wer sich gerne an der frischen Luft bewegen möchte, mit dem geht der Trainer raus - in Bewegungsparks in Dinslaken-Lohberg oder Oberhausen-Lirich oder Sterkrade etwa. Wer sich bei ihm meldet, bei dem sei auch aufgrund des Preises „die Eigenmotivation eine andere - man meint es auch ein bisschen ernster.“ 60 Minuten Personal-Training kosten 119 Euro.
Auf Sydnee Ingendorns Homepage muskelfuchs.de kann man einen kleinen, kostenlosen Trainingsplan für zuhause anfordern - mit acht Übungen, einer Bonusübung, einem 30-Tage-Plan und einer Challenge.
Rückschläge einkalkulieren
„An diesen fünf Punkten kann man sich in der Zielsetzung entlanghangeln - und hat dann schon etwas Festes in der Hand“, so Sydnee Ingendorn. Dabei gelte es auch Zwischenziele und Zwischenetappen zu definieren - und ab und an auch eine Belohnung einzuplanen. „Aber möglichst nicht alte Muster in der Belohnung aufgreifen“, mahnt der Coach. Wer also seine Ernährung umstellt, sollte sich nicht nach einer Woche drei Tage an Pommes sattfuttern.
Ebenso wichtig sei es, Rückschläge einzukalkulieren. „Die hat jeder, der Profisportler ebenso wie der, der mit Bewegung startet.“ Auch „Rückfälle in der Ernährung - das passiert jedem, das Leben geht ja auch weiter.“ Wer sich etwa vornehme, zweimal in der Woche laufen oder spazieren zu gehen, sollte feste Tage dafür aussuchen - „aber einen dritten als Reserve“, so Sydnee Ingendorn - falls es an einem Tag mal nicht klappt.
Nicht nur für die „Schönen und Reichen“
Wer Vorerkrankungen hat, sollte auf jeden Fall vorher einen Fachmann - Physiotherapeuten, Arzt, Trainer - fragen, was möglich und zu unterlassen ist. Auch viele seiner Kunden hätten eine „gesundheitliche Problematik hinter sich“ und danach nicht den Dreh gefunden, wieder in Bewegung zu kommen. Personal-Training - das sei eben kein „Nice-to-have“ mehr für die „Reichen und Schönen“. Die Menschen heute möchten „älter werden, aber möchten den Lebensstandard auch aufrechterhalten und sich körperlich gut fühlen.“ Die Kunden des Personal-Trainers reichen vom Familienvater in den Vierzigern mit beanspruchendem Job, der erkannt hat, dass er ohne Verpflichtung nicht in Bewegung kommt, bis zur Seniorin, die die Treppe zur Wohnung schaffen möchte. So unterschiedlich die Ziele sind - „alle haben, wenn sie mich engagieren, erkannt, dass sie es ganz alleine nicht packen“.
Ob man sich aber mit einem Coach, Freunden, allein, zuhause, im Wald oder im Fitnessstudio bewege - das sei individuell und Geschmackssache. Hauptsache: In Bewegung bleiben.