Berlin. Im Assad-Palast sind die Syrer vom Luxus ihres geflohenen Diktators schockiert. Ein Video soll ein weit verzweigtes Tunnelsystem zeigen.

Vor wenigen Tagen noch war der Präsidentenpalast in Damaskus für die Bewohner Syriens unerreichbar. Die Residenz des nun nach Russland geflohenen Herrschers Baschar al-Assad liegt gut abgeschirmt auf einem Berg im Westen von Damaskus. Das geschätzte 31.5000 Quadratmeter große Gebäude war das Machtzentrum der Assad-Familie und damit ein Symbol der syrischen Diktatur.

Doch seitdem die Rebellen-Milizen am Sonntag überraschend in Damaskus einzogen und Assad stürzten, ist der Palast zur Attraktion geworden. Dutzende Männer, Frauen und Kinder besichtigen an diesem Tag die Hallen des gigantischen Gebäudes, um sich ein Begriff von dem Luxus und der Verschwendung ihres Ex-Präsidenten zu machen.

Präsidentenpalast von Assad: Islamistische Kämpfer plündern Louis Vuitton-Tasche

Sie laufen durch den großen Garten und durch die zahlreichen Zimmer des weitläufigen Gebäudekomplexes. Bis auf einige Möbel und ein auf dem Boden liegendes Assad-Porträt sind die Räume leer. Dokumente liegen verstreut auf den Treppen. Die Residenz war zuvor von den islamistischen Kämpfern geplündert worden. Dabei wurde wohl die Empfangshalle in Brand gesteckt.

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Einer von den Schaulustigen ist Abu Omar. Er geht von einem Raum zum anderen und macht Fotos, um den historischen Moment festzuhalten. „Ich mache Fotos, weil ich so glücklich bin, hier mitten in seinem Haus zu sein“, sagt der 44-Jährige „Ich bin gekommen, um mich zu rächen, denn sie haben uns auf unglaubliche Weise unterdrückt.“

Bürgerkrieg in Syrien
Ein syrischer Oppositionskämpfer sitzt in einem Büro im Präsidentenpalast nach dem Zusammenbruch der syrischen Regierung. © DPA Images | Omar Sanadiki

Ein im Internet verbreitetes Video zeigt, wie Schaulustige in die Schlafzimmer der Assad-Residenz eindringen und Kleidung, Teller und weitere Besitztümer des entmachteten Präsidenten mitnehmen, darunter eine Einkaufstasche der Luxusmarke Louis Vuitton. Er sei überglücklich, sagt Abu Omar, als er die Residenz besichtigt. „Ich habe keine Angst mehr“, sagt er mit bewegter Stimme. „Meine einzige Sorge ist, dass wir vereint sind und dieses Land gemeinsam aufbauen“.

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Rebellen finden Fuhrpark und Tunnelsystem

In den Sozialen Medien veröffentlichte Videos der Rebellen zeigen unter anderem einen Fuhrpark aus Dutzenden Luxus-Autos, darunter Lamborghinis, Ferraris oder Aston Martins. Auch zahlreiche deutsche Automarken wie BMW, Mercedes und Audi sind mit teuren Modellen vertreten. Die Autos sind angeblich in einer großen Halle auf dem Anwesen abgestellt.

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Ein anderes Video zeigt eine Eisentür, die ein Eingang zu einem weitläufigen Tunnelsystem ist. Der Tunnel führt tief in die Erde und wurde vermutlich als Fluchtweg genutzt. Es ist allerdings unklar, ob das Video wirklich unter dem Palast von Baschar al-Assad gefilmt wurde oder unter dem Anwesen seines jüngeren Bruders, Mahir al-Assad. Mahir al-Assad war Kommandeur einer Elite-Division, die dem Regime besonders treu ergeben war.

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Syrer in Assads Palast: „Er lebte im Luxus, während wir litten“

Die 35-jährige Umm Nader ist zusammen mit ihrem Mann aus einem benachbarten Stadtteil gekommen, um Assads Wohnhaus in Augenschein zu nehmen. Sie sei hier, „um zu sehen, was wir nicht sehen durften, während wir in Armut und Entbehrungen lebten“. In der nun verwaisten Residenz seien die Heizung und der Strom nicht abgestellt worden, „während unsere Kinder von der Kälte krank werden“.

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Stundenlange Stromausfälle gehören nach Jahren des Bürgerkriegs zum Alltag der Menschen in Syrien. Ein Großteil der Bevölkerung lebt nach Angaben der Vereinten Nationen in Armut. „Er lebte im Luxus, während wir litten“, sagt ein weiterer Besucher der Residenz, der 25-jährige Omar.

Der Assad-Clan hatte Syrien seit über 50 Jahren mit eiserner Hand regiert. Baschar al-Assad hatte die Macht im Land im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad übernommen. In mehr als einem Jahrzehnt Bürgerkrieg hielt er sich eisern an der Macht. Die Offensive islamistischer Kämpfer bereitete seiner Herrschaft aber nun binnen weniger Tage ein Ende.