An Rhein und Ruhr. Die Nebenkosten sind laut einer Umfrage fast so teuer wie die Kaltmiete. Doch viele Abrechnungen seien fehlerhaft, kritisieren Experten.

Hohe Energiepreise, teure Versicherungen und steigende Kosten für Gartenpfleger, Hausmeister und Schornsteinfeger. Das sind die Kernfaktoren, die nach einer Hochrechnung von Haus & Grund Rheinland Westfalen für einen deutlichen Anstieg der Warmmieten in NRW gesorgt haben. Laut dem aktuellen NRW-Wohnkostenbericht – die Mitgliederumfrage umfasst rund 2.700 Wohnungen – sind die Kosten fürs Wohnen 2023 um durchschnittlich 6,1 Prozent gestiegen.

Bei den Kaltmieten gab es lediglich einen Anstieg um 1,5 Prozent, laut dem Verband haben die Nebenkosten allerdings um 11,3 Prozent zugelegt. Damit würden sich die Nebenkosten finanziell immer mehr an der Kaltmiete annähern.

„Es ist ein Teufelskreis: Die gestiegenen Energiepreise führen zu höheren Lebenshaltungskosten und die wiederum zu höheren Löhnen. Das treibt aber auch die Kosten für viele Dienstleistungen in die Höhe“, erklärt Erik Uwe Amaya, Sprecher von Haus & Grund Rheinland Westfalen, im Gespräch mit der NRZ. „Am Ende zahlen es dann die Mieter, da haben die Vermieter oft gar keine andere Wahl.“ Der Anstieg der Nebenkosten mache sich prozentual zwar am stärksten in ländlichen Regionen mit moderaten Kaltmieten bemerkbar, „trotzdem steigen die Nebenkosten ja überall.“

15,08 Euro Miete pro Quadratmeter

Ein durchschnittlicher Mieter in NRW zahlte 2023 laut Wohnkostenbericht durchschnittlich 15,08 Euro pro Monat und Quadratmeter. Die Kaltmiete machte mit 7,99 Euro nur etwas mehr als die Hälfte aus, die Nebenkosten (inklusive Stromkosten) bildeten die restlichen 7,08 Euro.

„Diese Zahlen sind realitätsfern“, beurteilt Jan Heße vom Mieterschutzbund die Ergebnisse des Eigentümerverbands und appelliert an alle Mieter: „Wenn jemand wirklich fast genauso viel für seine Nebenkosten wie für die Kaltmiete zahlt, ist die Wahrscheinlichkeit minimal, dass das so richtig ist.“ Die Erfahrung des Vereins habe gezeigt, „dass rund 90 Prozent der vermieterseits aufgestellten Abrechnungen mehr oder minder massive Rechenfehler aufweisen“, so Heße.

Was tun bei zu hohen Nebenkosten?

Die gestiegenen Gaspreise würden die Nebenkosten zwar in die Höhe treiben, jedoch würden auch viele Vermieter Eigenleistungen zu marktunüblichen Preisen abrechnen sowie Kosten an die Mieter weitergeben, die in der Form nicht umlagefähig sind. Auch im NRW-Wohnkostenbericht, der öffentlich einsehbar ist, listet der Eigentümerverband Beleuchtung und Allgemeinstrom entgegen der Norm getrennt voneinander auf, kritisiert Heß.

„Ob aus Fahrlässigkeit oder Unwissenheit: Wir erleben es immer wieder, dass Nebenkostenabrechnungen falsch sind“, stellt auch Johannes Dörrenbächer vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum in Düsseldorf die Ergebnisse infrage. Wer also eine unerwartet hohe Nachzahlungsforderung erhält, dem empfiehlt er umbedingt die Beratung eines Mietervereins. „Das sollte man vor allem dann machen, wenn die Nebenkosten höher als 4 Euro pro Quadratmeter sind“, ergänzt Heß.

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Haus & Grund Rheinland Westfalen betont auf Anfrage, dass die Angaben der Vermieter insgesamt realistisch seien und unter den aufgeführten Nebenkosten auch die Stromkosten des Mieters berücksichtigt werden, die in der Regel nicht Teil der Nebenkostenabrechnung sind.

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