Voerde. Bei der digitalen Bürgerinfo stieß der entfallende Halt während der langen Teilsperrung auf Unverständnis. Sorge lösen auch Brückenbauten aus.
Mit großen Schritten rückt der Termin näher, ab dem auf der Bahnstrecke Emmerich-Oberhausen der Personenverkehr massiv ausgebremst wird. Mit einer 24-tägigen Vollsperrung beginnt am Freitag, 1. November, eine intensive Bauphase, bei der die Geduld der Bahnpendler über einen langen Zeitraum enorm auf die Probe gestellt wird. Über insgesamt 80 Wochen wird es entlang der Bahnlinie bis Mitte Mai 2026 Streckensperrungen geben. Zum überwiegenden Teil greift in den 19 Monaten eine Teilsperrung zwischen dem Voerder Stadtteil Friedrichsfeld und Wesel. Auf diesem Abschnitt wird die Bahntrasse ab dem 25. November in der Zeit, in der die Strecke nicht komplett gesperrt ist, nur eingleisig betrieben. Dies wird knapp 60 Wochen so sein und 70 Prozent der 19-monatigen Bauzeit ausmachen. In der übrigen Zeit gibt es auf der Schienenstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen gar keinen Zugverkehr.
80 Wochen Streckensperrungen – während der digitalen Bürgerinformation der Deutschen Bahn (DB) über die nun anstehenden Arbeiten und Einschränkungen für Zugreisende erschien die Zeitspanne einem Nutzer in der Länge nicht ganz nachvollziehbar. Die Hoffnung, dass ein Bauabschnitt womöglich eher fertiggestellt werden könnte, dämpfte Tobias Ott, Projektabschnittsleiter für den Betuwe-Baubereich Voerde-Friedrichsfeld und Wesel, sogleich: „Wir geben unser Bestes, wir geben auch Gas“, erklärte er. Doch der Bauumfang sei sehr groß, daher erwarte man nicht, „dass es wirklich schneller geht“ und sich die Sperrungen mithin eher erledigt haben werden.
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Es handele sich um die „intensivste Bauzeit im gesamten Projekt“ mit einem „noch nicht da gewesenen Bauvolumen“. Auf 16 Kilometern werde das neue dritte Gleis verlegt, auf 30 Kilometern das bestehende erneuert und dafür „massivst angepackt“. Darüber hinaus verweist die Bahn auf „über sieben Kilometer neue Schallschutzwände, 44 neue Weichen und 16 neue beziehungsweise umgebaute Brücken“, die den langen Zeitraum der Sperrung erforderlich machten.
Der für etwa 60 Wochen nur eingleisig mögliche Zugbetrieb zwischen Friedrichsfeld und Wesel liegt in verschiedenen Brückenbauten begründet – insbesondere in der Erneuerung der Eisenbahnüberführung über den Wesel-Datteln-Kanal, dem „Dreh- und Angelpunkt“ der bald beginnenden Bauphase. Das Bauwerk muss gegenüber dem Ist-Zustand wegen des darunter herführenden Schiffsverkehrs um 1,50 Meter angehoben werden. Dies wirkt sich im Übrigen auch auf den nahegelegenen Bahnhof und die Eisenbahnbrücke „Poststraße“ in Friedrichsfeld aus. Dort ist in der Folge ebenfalls eine Anhebung vonnöten. Die Arbeiten im Bereich der Kanalbrücke sollen im November 2024 beginnen. Gleiches gilt für die Eisenbahnüberführung „Poststraße“.
Die Frage, ob der Fußweg über den Wesel-Datteln-Kanal, über den man zur Ullrichstraße auf Weseler Gebiet gelangt, während der Bauphase erhalten bleibt oder ein Provisorium geschaffen wird, verneinte Kevin Anheyer vom Realisierungsteam. Dieser werde zurückgebaut. Bis Mitte Mai 2026 werde es keinen Fußweg über den Wesel-Datteln-Kanal geben. Nach Fertigstellung des Bauwerks soll die Verbindung wieder zur Verfügung stehen.
Aufgrund der erforderlichen Umbauten auch am Bahnhof Friedrichsfeld, der künftig den Personenverkehr nicht mehr über einen Mittel-, sondern zwei Außenbahnsteige bedienen und mit der Errichtung von Rampenanlagen und Aufzügen barrierefrei erreichbar sein wird, richtet die Bahn einen provisorischen Haltepunkt ein. Dieser ist auf einer Fläche im Gewerbegebiet „Am Industriepark“ zurzeit noch im Bau und soll am 25. November in Betrieb gehen. Fertiggestellt ist inzwischen das dort errichtete Infozentrum der Deutschen Bahn. Dort können Bürgerinnen und Bürger nach vorheriger Anmeldung (per Mail an kontakt@emmerich-oberhausen.de) mittwochs von 14 bis 16 Uhr zur Terminsprechstunde kommen.
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Dazu, ob auf dem Park-&-Ride-Parkplatz des provisorischen Haltepunkts genügend Parkplätze zur Verfügung stehen und der Interims-Bahnhof ausreichend beleuchtet sein wird, erklärte Sabine Greulich vom Realisierungsteam: Die Bahn habe sich bei den Stellplätzen an der Zahl orientiert, die am bestehenden Haltepunkt zur Verfügung stünden. Eine ähnliche Kapazität wie dort soll nach einer früheren Auskunft des Verkehrsunternehmens auch die am provisorischen Bahnhof geplante Fahrradabstellanlage haben.
Ein mehrfach angeführter Punkt bei der Bürgerinfo waren die Auswirkungen der Bauarbeiten an den Eisenbahnüberführungen Spellener Straße und Poststraße auf den Straßenverkehr. Für Kraftfahrzeuge gibt es zurzeit an der erstgenannten Unterführung seit Montag kein Durchkommen. Wird es auch zu parallelen Sperrungen auf den beiden wichtigen, innerörtlichen Verbindungsstraßen im Bereich der Eisenbahnbrücken kommen? Kevin Anheyer vom Realisierungsteam bejahte dies. Insgesamt werde die parallele Sperrung etwa einen Monat umfassen, aber nicht an einem Stück, wie er erklärte. Die Auswirkungen würden „relativ gering gehalten“. Es stellt sich die Frage, wie Rettungskräfte bei einer parallelen Sperrung beider Unterführungen im Einsatzfall aufgrund zu fahrender Umleitungen die Hilfsfristen einhalten können. Die Bahn befinde sich dazu in Abstimmung mit Stadt und Feuerwehr. Letztere habe ein Konzept erarbeitet, wonach unter bestimmten Maßnahmen die Fristen eingehalten würden, erläuterte Anheyer.
Auf großes Unverständnis stieß bei der Bürgerinfo der Fakt, dass Friedrichsfeld während des eingleisigen Betriebs der Zugstrecke deutlich weniger als bisher angefahren wird. Der RE 19 (Düsseldorf Hbf-Arnhem Centraal) verkehrt dann planmäßig – allerdings mit der Einschränkung, dass er in dieser Zeit in beiden Richtungen nicht in Friedrichsfeld hält, sondern den provisorischen Kopfbahnhof im Gewerbegebiet „Am Industriepark“ auf dem daneben liegenden Gleis ohne Stopp passiert. Während des eingleisigen Betriebs bekomme man nur eine Leistung durch und da sei es eine Frage der Abwägung zu entscheiden, dass es die ist, die am weitesten fährt, erklärte eine Vertreterin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR).
Der RE 5 (Wesel-Koblenz) und der RE 49 (Wesel-Wuppertal) werden indes während des eingleisigen Betriebes nur am provisorischen Kopfbahnhof in Friedrichsfeld Halt machen, dort ist der End- und Startpunkt. Wer weiter nach Wesel möchte, muss in den Schienenersatzverkehr (SEV) umsteigen. Das Gleiche gilt für jene, die mit dem RE 5 oder dem RE 49 von Wesel aus fahren möchten. Für sie geht es mit dem SEV zur Ersatzhaltestelle in Friedrichsfeld. Der Schienenersatzverkehr fährt im 20- beziehungsweise 40-Minutentakt.