Oberhausen/Kreis Wesel/Emmerich. Bald endet die aktuelle Vollsperrung der Zugstrecke von Emmerich bis Oberhausen. So richtig schlimm wird’s aber erst ab 2024. Das sind die Pläne.
Noch ein paar Tage müssen Pendlerinnen und Pendler leiden – dann endet erstmal die oft anstrengende Zeit des Schienenersatzverkehres auf der Zugstrecke zwischen Oberhausen und dem Niederrhein. Ab dem 30. September sollen die Regionalzüge zumindest auf dem Abschnitt zwischen dem Ruhrgebiet, Dinslaken, Wesel, Bocholt, Emmerich und Arnheim wieder rollen. Doch wirft man einen Blick in die gar nicht mehr so weit entfernte Zukunft, ist die aktuelle Vollsperrung nur ein leiser Vorgeschmack auf das, was Fahrgäste spätestens ab Herbst 2024 erwartet.
Bahnstrecke am Niederrhein: Voll- und Teilsperrungen wechseln sich ab
Ende November/Anfang Dezember ist die letzte Sperrphase in 2023 angesetzt. Während zwischen Januar und Oktober des nächsten Jahres bisher lediglich zwei Vollsperrungen geplant sind – vom 6. bis zum 19. Januar sowie vom 14. Mai bis 14. Juni – kommt es ab November für Menschen, die auf den Zug angewiesen sind, knüppeldick. Nach dem derzeitigen Stand der Planungen wechseln sich laut Deutscher Bahn mehr als anderthalb Jahre lang Total- und Teilsperrungen ab.
Während dieser etwa 80 Wochen langen Sperrpause (externer Link zu den Plänen der Bahn) sind Baumaßnahmen entlang der gesamten Strecke zwischen der niederländischen Grenze und Oberhausen geplant. In der Zeit der Teilsperrungen wird nur ein Gleis für den Zugverkehr zur Verfügung stehen, was immer wieder zu Verspätungen und geplanten wie ungeplanten Zugausfällen führen dürfte. Es ist eine Belastungsprobe für eine gesamte Region zu erwarten.
Gebaut wird dann nicht nur am dritten Gleis für die Betuwe-Linie. Wie die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium kürzlich angekündigt haben, gehört die Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen auch zu den 40 Schienenkorridoren in Deutschland, die mithilfe eines massiven Investitionsprogrammes in Milliardenhöhe komplett saniert und fit für die Zukunft gemacht werden sollen.
Neben einer Verbindung im Frankfurter Raum und dem Abschnitt zwischen Hamburg und Berlin ist die Niederrhein-Strecke der dritte Korridor, der ab 2025 in Angriff genommen werden soll. Während allerdings bei den meisten anderen Generalsanierungen eine monatelange Vollsperrung geplant ist, fährt der Konzern hier in der Region ein anderes Konzept mit dem erwähnten Wechsel von Teil- und Vollsperrungen. Hintergrund ist der starke internationale Güterverkehr, der weiterrollen muss und sich nicht komplett auf Umleitungsstrecken verlagern lässt.
Die Bahn will die Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich generalsanieren
Welche Folgen das Konzept für Fahrgäste genau hat, steht laut Aussage der Deutschen Bahn noch nicht in Gänze fest. „Die Details des Verkehrskonzepts werden gemeinsam mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträgern erarbeitet“, schreibt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage dieser Redaktion. Klar ist: Fern- und Güterzüge werden unter anderem über Bad Bentheim und Venlo umgeleitet. Die Fahrzeiten verlängern sich um 30 bis 60 Minuten. „Im Regionalverkehr wird die DB während der verschiedenen Bauphasen mit getakteten Sperrungen und teilweise eingleisigem Betrieb ein spezifisches Verkehrskonzept umsetzen“, heißt es weiter.
Ebenso klar ist: Während der Vollsperrungen führt kein Weg um einen Schienenersatzverkehr für die Regionalzüge RE 19, RE 5 und RE 49 herum, denn eine Ausweichroute im Nahverkehr gibt es bekanntlich bisher am rechten Niederrhein nicht, da die Reaktivierung der Walsumbahn von Oberhausen über den Duisburger Norden, Dinslaken und Voerde nach Wesel frühestens im Jahr 2030 fertig sein wird. Da der Fokus der Baumaßnahmen im eingleisigen Streckenabschnitt zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel liegen soll, könnte es die Hansestadt ab November 2024 und Mai 2026 besonders hart treffen.
Immerhin können Zugreisende darauf hoffen, dass sich die Situation auf der Schiene in der Region nach den Bauarbeiten deutlich verbessert. Denn neben dem Betuwe-Ausbau will die Deutsche Bahn zahlreiche Bestandsanlagen sowie die Bahnhöfe in Angriff nehmen. „Während dieser Zeit setzt die DB den Ausbau von mehr als 70 Gleiskilometern um, erneuert Bauwerke, modernisiert die Leit- und Sicherungstechnik sowie mehrere Verkehrsstationen“, erklärt die Sprecherin. Parallel will die Bahn den Lärm- und Erschütterungsschutz verbessern, packt Überführungen und Durchlässe an und baut Oberleitungsanlagen neu oder aus. Auch dazu seien die Details derzeit noch in Planung.
Was das Unternehmen aber schon klar stellt: Das schier endlose Betuwe-Projekt wird Mitte 2026 noch nicht auf der Zielgeraden sein – nach der Generalsanierung sind dafür weitere Arbeiten erforderlich. Wer am rechten Niederrhein mit dem Zug unterwegs ist, muss also auf bisher nicht absehbare Zeit weiter leiden. In manchen Zeiten mehr, in manchen weniger.