Wesel. Ab November beginnt die lange Phase der Voll- und Teilsperrungen auf der Bahnstrecke in Wesel. Brücke Kurt-Kräcker-Straße wird bald abgerissen.

Für Bahnpendler brechen ab November schwere Zeiten an: Wegen des dreigleisigen Ausbaus wird die Strecke Emmerich-Oberhausen bis Mai 2026 zur Großbaustelle, die Bahnlinie wird in dieser Zeit für insgesamt mehr als 20 Wochen komplett gesperrt. In der restlichen Zeit ist das Teilstück zwischen Wesel und Friedrichsfeld nur eingleisig befahrbar. Denn hier liegt der Schwerpunkt der Arbeiten mit der Erneuerung der Brücken über den Wesel-Datteln-Kanal, über die Lippe und an der Kurt-Kräcker-Straße.

Die Arbeiten haben große Auswirkungen auf den Zugverkehr, so werden zum Beispiel die Züge der RE 5 und RE 49 – wenn sie nicht wegen der Totalsperrung ab Oberhausen komplett ausfallen – nur bis Friedrichsfeld fahren können. In und aus Wesel müssen Pendler auf den Bus umsteigen. Die RE 19 fährt zwar während der eingleisigen Phase, hält allerdings nicht in Friedrichsfeld, da der provisorische Bahnhof, der ab 25. November in Betrieb geht, ein Kopfbahnhof ist.

Details über den Schienenersatzverkehr würden vor den Bauarbeiten noch bekannt gegeben, erläuterte Bahn-Projektleiter Stefan Ventzke in einem Pressegespräch. „Uns ist bewusst, dass 80 Wochen Bauzeit insbesondere für Fahrgäste und Anwohnende eine Herausforderung werden.“ Alles wurde seit Jahren geplant, die Bahn will in den anderthalb Jahren möglichst viele Arbeiten umsetzen, die Strecke „komplett auf links drehen“, wie es heißt.

Die Mega-Bauphase beginnt am 1. November direkt mit einer mehr als dreiwöchigen Vollsperrung bis zum 24. November. Ein zentraler Punkt der Arbeiten zwischen Friedrichsfeld und Wesel ist der Abriss und Neubau der Bahnbrücke über den Wesel-Datteln-Kanal. Sie wird zugleich um 1,5 Meter angehoben. Zunächst werden die beiden gut 200-Tonnen schweren Brückenteile abgerissen, danach wird die Brücke dreigleisig erneuert. Der Bahnhof Friedrichsfeld wird provisorisch am Industriepark neu gebaut, der alte Bahnhof muss vorübergehend weichen. Die Brücke an der Emmelsumer Straße wird nicht erneuert, sondern nur um ein Gleis erweitert.

Betuwe-Ausbau in Wesel: Lippebrücke wird im September eingeschoben

An der Lippe ist schon bald eine spektakuläre Aktion geplant: Am 11. und 12. September wird das fertige neue Brückenteil, das jetzt neben der Bahnlinie steht, eingeschoben. Ab November werden die bestehenden beiden Überbauten mit je einem Gleis abgerissen, dann ist die Brücke zunächst nur eingleisig auf dem neuen Teil befahrbar, bis die beiden alten Brückenteile erneuert sind.

Der Plan für die 80-wöchige Bauphase an der Bahnlinie
In Wesel-Lippedorf laufen die Arbeiten für den dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Oberhausen-Emmerich schon seit längerer Zeit. Bald stehen mehrere Vollsperrungen an. © FUNKE Foto Services | top-top.de

Auch die Brücke an der Kurt-Kräcker-Straße muss für den Bahnstrecken-Ausbau erneuert werden. Ein genauer Termin für den Abriss stehe noch nicht fest, so Ventzke. Die Arbeiten sind noch in diesem Herbst geplant. Für die Brückenarbeiten muss die Kurt-Kräcker-Straße zeitweise gesperrt werden. Die Sperrzeiten sollen so kurz wie möglich ausfallen, versicherte Ventzke.

Bahnausbau: Vollperrungen im Überblick

Vollsperrungen auf der Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich sind an folgenden Terminen für 2024 geplant: 1. bis 24. und 30. November, 1., 7. und 8. Dezember 2024.

Im Jahr 2025 ist die Strecke zu folgenden Zeiten gesperrt: 18./ 19. Januar, 22. Februar bis 2. März, 12. bis 27. April, 10./11. Mai, 14./15. Juni, 28. Juni bis 24. August, 20. Oktober bis 2. November, 6./7. Dezember.

Für 2026 sind folgende Sperrpausen geplant: 3. /4. Januar, 21./ 22. Februar, 21. /22. März, 20. April bis 17. Mai.

Auch mit dem Bau des dritten Gleises zwischen der Stadtgrenze zu Voerde und dem Weseler Bahnhof soll in der bevorstehenden Bauphase begonnen werden. Es wird auf der östlichen Seite der Bahnlinie verlegt.

Bahnsperrung in Wesel: Schienenersatzverkehr soll besser werden

Den viel gescholtenen Schienenersatzverkehr wollen die Verantwortlichen optimieren, sicherte der Projektleiter zu. Zu voll, zu wenige Busse, lautete bisher die Kritik der Pendler. „Wir arbeiten daran, dass es besser wird.“ Dies sei aber in erster Linie Sache des VRR und der Verkehrsunternehmen. Geplant seien zum Beispiel Schnellbusse, die es in zurückliegenden Bauphasen auch schon gegeben habe, und eine Taktverdichtung. Auch die Informationen sollen reibungsloser fließen.

Vorbereitungen in Hamminkeln

Die Deutsche Bahn will die geplanten Sperrzeiten nutzen, um auch an anderen Stellen entlang der Strecke schon Vorbereitungen für den dreigleisigen Ausbau zu treffen. In Hamminkeln und Mehrhoog zum Beispiel sollen vorbereitende Arbeiten für den Neubau der Straßenüberführung Kikenheckweg erledigt werden. Außerdem sind Kampfmittelsondierungen, Vegetationsarbeiten und Umlegungen von Leitungen geplant, wenn die Züge auf der 73 Kilometer langen Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich stillstehen.

Eine für Pendler zwischen Wesel und Bocholt wichtige Frage ist allerdings offen: Wird die RE 19, der „Bocholter“, während der Vollsperrung auf dem Abschnitt Richtung Bocholt fahren können? Diese Forderung ist wiederholt geäußert worden, die Grünen aus Bocholt, Wesel und Hamminkeln starteten gar eine Online-Petition zu diesem Thema. Denn auf der Strecke finden keine Arbeiten statt. Es sei zwar theoretisch möglich, dass die Züge dort weiter fahren, aber noch nicht entschieden, so Ventzke. „Wir sind in Gesprächen.“

Auch im Weseler Bahnhof wird in diesen 19 Monaten gearbeitet: Der Tunnel zu den Gleisen und die Fußgängerunterführung müssen wegen des dritten Gleises erweitert werden. Genauere Fakten insbesondere zum Schienenersatzverkehr und zum Neubau der Brücke an der Kurt-Kräcker-Straße will die Bahn in einer Bürgerinfo-Veranstaltung bekannt geben, die für den 9. Oktober geplant ist. Weitere Fakten zum Ausbau gibt‘s im Internet unter emmerich-oberhausen.de.