Wesel. Die Betuwe-Arbeiten erreichen in diesem Jahr die Weseler Innenstadt. Durch den Brückenabriss wird eine Straße mehrfach für den Verkehr gesperrt.
Die Arbeiten für den Ausbau der Betuwe-Linie haben sich in Wesel bisher durch Zugausfälle und die siebenmonatige B8-Sperrung für den Neubau der Überführung ausgewirkt. Bei den Vorbereitungen für den Neubau eines dritten Gleises über die Lippe hat jüngst die Entdeckung eines historischen Forts für Aufsehen gesorgt. In diesem Jahr werden die Bauarbeiten die Weseler Innenstadt erreichen. Dabei steht – anders als bisher geplant – ein weiterer Brückenabriss auf dem Programm, der Sperrungen für den Verkehr mit sich bringt: Die Unterführung Kurt-Kräcker-Straße muss erneuert werden.
Wie die Stadtverwaltung in einem Bericht für den Stadtentwicklungsausschuss schreibt, war der Neubau der Brücke bisher nicht vorgesehen. Daher muss parallel zu den Vorbereitungen ein Planänderungsverfahren in die Wege geleitet werden. Es hat sich herausgestellt, dass die bestehende Brücke nicht ausreichend tragfähig ist, berichtet Norbert Terfurth, Teamleiter Stadtentwicklung, auf NRZ-Anfrage. Also wird sie nicht erweitert, sondern erneuert.
Das wird zu längeren Sperrungen der Kurt-Kräcker-Straße führen. Die erste steht schon in diesem Sommer bevor: Zur Verlegung von Leitungen ist die Straße zwischen der Dinslakener Landstraße und der Friedenstraße in den Sommerferien für vier Wochen zu. Eine weitere, 24-tägige Sperrung ist im November geplant. Der Brückenneubau wird bis weit ins Jahr 2025 dauern und voraussichtlich noch weitere Beeinträchtigungen mit sich bringen.
Straße und Bahnstrecke im November parallel gesperrt
Die Straßensperrung im November hat Auswirkungen auf den Schienenersatzverkehr. Bekanntlich beginnt Ende 2024 eine intensive Bauphase auf der Bahnstrecke Oberhausen-Emmerich, in der sich 80 Wochen lang eingleisige oder Totalsperrungen abwechseln. Im November wird die Bahnstrecke für 24 Tage stillgelegt. Die Haltestelle für die Schienenersatzbusse befindet sich an der Friedenstraße. Um zur B8 in Richtung Voerde zu gelangen, müssen die Busse durch die Unterführung Kurt-Kräcker-Straße fahren – diese ist aber parallel zu. Verlängert sich die ohnehin schon zeitraubende Fahrt mit dem Bus für Pendler nochmals? Es werde nach einer „vertretbaren Lösung gesucht“, heißt es von der Stadt.
Bewährt hat sich laut Stadt bei bisherigen Sperrungen der Einsatz von Express-Bussen, die ohne Halt von Wesel nach Oberhausen fahren. Trotz allem wird der Betuwe-Ausbau für Pendler zur Geduldsprobe: Zwischen November 2024 und Mai 2026 ist die Strecke immer wieder komplett zu – für insgesamt rund 20 Wochen.
Fährt der Bocholter während der Betuwe-Sperrungen?
Eine für Pendler wichtige Frage ist auch, ob während der Bahn-Sperrzeiten die Züge auf der Strecke des Bocholters verkehren können. Denn auf diesem Abschnitt finden keine Bauarbeiten statt, allerdings wird er ebenso wie die Betuwe-Strecke während der Sperrphasen stromlos geschaltet. Die Stadt Wesel hat vorgeschlagen, Dieselloks zwischen Wesel und Bocholt verkehren zu lassen, und den Bundestagsabgeordneten Bernd Reuther (FDP) gebeten, sich bei der Deutschen Bahn für die Lösung starkzumachen.
Das hat Reuther inzwischen getan, doch eine Zusage gibt es noch nicht. Laut Bahn müssen einige Probleme geklärt werden. Denn die Züge wären auf der Strecke durch die Baustelle vom restlichen Netz abgetrennt. Weder in Wesel noch in Bocholt könnten aber die notwendigen Wartungen oder Reparaturen durchgeführt werden. Auch die Frage nach einer Tankmöglichkeit steht noch im Raum. Bahn, VRR und das Verkehrsunternehmen Vias beschäftigten sich aber ernsthaft mit dem Einsatz von Dieselfahrzeugen, so Norbert Terfurth. Der VRR hat der Stadt inzwischen mitgeteilt, dass die Prüfung bis zum Frühjahr abgeschlossen sein soll.
Betuwe-Ausbau in Wesel: Neue Verbindungsstraße geplant
Mit „deutlicher Verzögerung“ rechnet die Stadt derweil beim Bau einer neuen Verbindungsstraße zwischen der Feldmark und Lackhausen. Diese Straße soll von der Hamminkelner Landstraße abzweigen und am Berufskolleg vorbei unter dem Mühlenweg und der Bahnlinie durch bis zur Emmericher Straße führen. Sie dient später als Zufahrt für den nach Norden verlegten Haltepunkt Feldmark, der näher ans Berufskolleg rücken wird. Vor 2026 rechnet die Stadt aktuell nicht mit den Arbeiten für die neue Verbindungsstraße.
2025 werden nach derzeitigem Stand die Arbeiten am Fußgänger- und Radfahrertunnel am Weseler Bahnhof beginnen, der teilweise erneuert wird. Neu gebaut wird auch die westliche Rampe zur Bahnsteigunterführung im Bahnhof. In Höhe des Bahnhofes baut die Bahn nicht nur das dritte Betuwe-Gleis, sondern auch ein weiteres Überholgleis.
SPD Wesel: Stockt der Betuwe-Ausbau?
Die SPD-Fraktion sorgt sich um den Fortgang des Betuwe-Ausbaus in Wesel. „Wie man hört, hat die Deutsche Bahn aufgrund fehlender Finanzen den Ausbau von Neubaustrecken verschoben und will sich nur noch auf die Sanierung bestehender Strecken konzentrieren“, schreibt Fraktionschef Ludger Hovest an die Stadtverwaltung. Diese soll nun mit der Bahn mehrere Fragen klären: Werden die Arbeiten für das dritte Gleis, einschließlich der Lärmschutzwände, eingestellt? Was passiert mit den geplanten Unterführungen am Hessenweg und am Holzweg sowie mit der Verlegung des Haltepunktes in der Feldmark und der Schaffung der P+R-Anlage?
Die Verwaltung soll die Politik in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 5. März über die Antworten der Bahn informieren, beantragt die SPD. Der Sachstand zu den anstehenden Bauarbeiten an der Kurt-Kräcker-Straße, am Bahnhof und zum Schienenersatzverkehr wird schon im Stadtentwicklungsausschuss am 14. Februar Thema.