Hamminkeln/Wesel. Wetterstation in Hamminkeln misst neuen Rekord und Geschäfte schließen früher. Meteorologe Björn Alexander ordnet den vorerst heißesten Tag ein.
Temperaturen bis zu 40 Grad waren für Dienstag gemeldet und der Tag hat sich alle Mühe gegeben, diese Rekordmarke zu erreichen. Die privat geführte Wetterstation in Hamminkeln zeichnete bereits um 8 Uhr 22 Grad auf, gegen 10 Uhr knackte das Thermometer schon die 30-Grad-Marke.
„In gewisser Art und Weise normal, aber auch ungewöhnlich“, bewertet Björn Alexander aus Hamminkeln, Meteorologe beim Sender NTV, diese Temperaturen. Der Rekord im Westen Deutschlands liege immerhin bei 41,2 Grad – so heiß war es 2019 in Duisburg-Baerl geworden, wo sich die nächste offizielle Messstelle befindet. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass Temperaturen jenseits der 40 Grad generell ein jüngeres Phänomen sind: 1983 erreichte das Thermometer in Deutschland erstmals diesen Wert und danach auch höchst selten. 2003 nämlich, 2015 und zuletzt eben 2019.
Wassertemperatur am Auesee steigt auf 25 Grad
Die angenehmsten Orte bei diesen Temperaturen sind „natürlich am Wasser“, sagt Alexander und rät zu kühlenden Aufenthalten zum Beispiel am Weseler Auesee. Die Liegewiese hier ist – wenig überraschend – am Dienstag so voll, wie es nur geht. Sogar noch deutlich voller als am ebenfalls heißen Montag. Kein Wunder bei 25 Grad Wassertemperatur – übrigens in diesen Sommerferien eine erste Höchstmarke. Hitzebedingte Einsätze verzeichnet die wachhabende DLRG allerdings nicht. Man habe mit deutlich mehr gerechnet, heißt es aus der Wache. Doch statt Hitzschlag oder Sonnenstich sind hier am Dienstag Insektenstiche der häufigste Einsatzgrund.
„Das Gros der Bevölkerung hält so einen Tag natürlich gut aus“, hält Wetter-Experte Björn Alexander fest. Dramatisch werde es erst, wenn es eine richtige Hitzewelle gibt, es mehrere Tage nicht abkühlt und auch Räume nicht mehr abgekühlt werden können. Das aber steht vorerst nicht zu befürchten: „Bei uns im Westen ist das ein schneller Peak, die Hitze rutscht einfach durch“, so der NTV-Meteorologe. Schon Mittwoch soll es deutlich kühler werden.
Firmen und Geschäfte machen früher Feierabend
Doch auch wenn sie nur einen Tag andauern, ist mit den hohen Temperaturen nicht zu spaßen. Ab 25 Grad gilt ein Tag als normaler Sommertag, ab 30 Grad sprechen die Meteorologen von Hitze und ab 35 Grad von extremer Hitze. Und die misst die Wetterstation in Hamminkeln am Dienstag bereits um 12.30 Uhr.
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Kein Wunder also, dass auch zahlreiche Geschäfte, Büros und Handwerker an diesem Tag früher schließen – so etwa die Bäckerei Ernsting aus Wesel oder „Der Friseur Salon“ aus Hamminkeln. Auch Heinz Müller, der das Restaurant am Yachthafen in Wesel betreibt, ächzt unter den Temperaturen und meldet schon gegen 11 Uhr 50 Grad aus seiner Küche. „Aufgrund der extremen Hitze öffnen wir unser Restaurant heute erst ab 18 Uhr. Sorry, in der Küche ist es nicht auszuhalten. Ich hoffe später wird es etwas besser“, schreibt er später in den sozialen Medien.
Doch die Temperatur steigt weiter. Um 16.15 Uhr misst die Wetterstation in Hamminkeln 38,9 Grad. Sie knackt somit ihren eigenen Rekord, der zuletzt bei 38,1 Grad lag – das war am 2. Juli 2015.
Wald und Äcker brennen in Hamminkeln
Besonders problematisch ist die Hitze und damit verbundene Trockenheit auch für die Natur in der Region. Schon am Montag musste die Feuerwehr Hamminkeln zu drei damit verbundenen Einsätzen ausrücken: beim ersten Mal brannte ein Stoppelacker zwischen Dingden und Loikum, der zweite Einsatz führte nach Mehrhoog, wo eine Grasfläche Feuer gefangen hatte und beim dritten Mal galt es einen gerade entstehenden Waldbrand zwischen Mehrhoog und Haldern zu löschen.
Zugleich meldet die Stadt Hamminkeln, dass die Feuerlöschbrunnen an Leistung abgenommen haben. Nicht wegen eines heißen Tages, sondern wegen mehrerer trockener Sommer in den vergangenen Jahren.
„2018 ist der Knackpunkt, auch in unserer Wetterwahrnehmung“, hält Meteorologe Björn Alexander fest. „Wir leben in den Sommern zwischen den Extremen.“ Bedingt ist das durch den Klimawandel, der zu stationären Wetterlagen über Tief- und Mitteleuropa führt – mal Dürre, mal Hochwasser. „Das ist nicht normal, dass wir entweder permanent 40 Grad auf unseren Wetterkarten haben oder 150 bis 200 Millimeter Regen“, sagt Björn Alexander.