PORTRAIT. Die NRZ besuchte den Wetterfrosch vom Fusternberg bei seinem Sender n-tv in Köln.

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© Johann Ridder

KÖLN. Es ist spät geworden bei der Werbeveranstaltung am Vorabend. Schön Wetter machen kann anstrengend sein. Trotzdem wirkt der Mann wie aus dem Ei gepellt. Schicker Anzug, gestreiftes Hemd, weinrote Krawatte. Augenringe Fehlanzeige. Muss gut sein, die Luft da oben. Doch der 1,98-Meter-Hüne vom Fusternberg entwaffnet mit niederrheinischer Ehrlichkeit: "Ich war ja in der Maske." Die erste Aufnahme hat der 35-Jährige im Kasten. Sie läuft gerade im Morgenprogramm. Björn Alexander ist Wetterfrosch bei n-tv. Zufällig, findet er.

Der Weg durch den riesigen RTL-Komplex in Köln-Junkersdorf führt vorbei an Studios, Schnitträumen, etlichen Büros und endet in der n-tv-Wetterredaktion. Alexander lächelt sein zurückhaltendes Lächeln und schmeißt ein Hallo in die Runde. Viel ist noch nicht los. Moderatoren-Kollegin Constance Zeun ist da, zwei Meteorologen sind in die Graphiken auf ihren Monitoren vertieft.

Im Nebenraum verkleidet ein graues Tuch die Rückwand, die Kamera mit Grünlicht gehorcht einer Fernbedienung, dazu ein wenig Technik, mehr nicht - der Laie staunt: Das ist ein Studio? Alexander erklärt das komplizierte Verfahren mit einfachen Worten. Mehrmals täglich pendelt der Meteorolge für den Nachrichtensender vor und hinter die Kamera.

Dabei hätte es eigentlich anders kommen sollen. Ein Mensch, der meist seiner Neugier folgt, hat viele Ziele. Das Naheliegendste, der Getränkemarkt seines Vaters hinterm Bahnhof, spielte dabei keine Rolle. "Vor 20 Jahren vielleicht, als die Branche noch diesen besonderen Charme hatte." Damals machte Großvaters Schnaps-Kreation "Feuriger Alex" den Laden am ganzen Niederrhein bekannt. Noch heute ist Alexander am Fusternberg irgendwie Kult. Aber: "Das Kneipensterben und die großen Ketten haben alles verändert."

In Wesel kannte man den "Jung von Alexander". Den mit dem Kreuz, breit wie ein Kachelofen. Der im WTV bei Manni Frach Hammer wirft und an der Total-Tanke Autos wäscht. "Eine schöne Zeit", schwärmt der Papa von Lena (drei) und Luisa (sechs Monate). Eine, die den bodenständigen Niederrheiner immer eng an seine Heimat gebunden hat. Ehefrau Kathrin hat Alexander in Wesel kennengelernt. Da war er gerade 18.

Sein Abi machte der Surf-Fan, der immer noch in Alpen im Verein ist, am AVG, das damals noch Gymnasium Wesel-Mitte hieß. Danach begann die Odyssee.

Björn Alexander wusste gar nicht, was er machen sollte. "Also versuchte ich's mit einem Maschinenbaustudium, wie mein Cousin." Dazwischen kam der Bund. Heimatnah zwar in der Weseler Schill-Kaserne, aber mühsam. "Als einziger Abiturient machst du in der Grundausbildung was mit", sagt Alexander und grinst. Der "Klugscheißer"-Stempel passt nicht zu ihm, das weiß er. "Gebracht hat die Zeit vor allem Abstand zum Maschinenbau."

Jetzt wollte der junge Mann Lehrer werden. Alexander schrieb sich in Köln für Mathe und Bio ein, kellnerte in diversen Biergärten und bekam sogar einen Nebenjob in der Nachmittagsbetreuung eines Gymnasiums. "Da wuchs die Skepsis, ob das nun das Richtige für mich sei." Alexander begann in seiner Freizeit Wetterkarten zu malen, kam über eine Freundin zum Sender und durfte den Meteorologen über die Schulter schauen. "Ich studierte dann Diplom-Geographie. Irgendwann kam das Angebot, für die Wetterredaktion in Berlin zu arbeiten." Als Meteorologe, hinter der Kamera.

Heute ist Björn Alexander Moderator. Kleben geblieben nach einer Schwangerschaftsvertretung. Er hat beobachtet, dass "diejenigen, die mit aller Gewalt vor die Kamera wollen, es nicht schaffen." Zufrieden sei er. "Trips nach Ischgl, nach Island oder in die Karibik - wem macht das keinen Spaß?"

Alexander fühlt sich wohl beim Wetter. "Das Klima in der Branche ist heiter", sagt er und meint vor allem unkomplizierte Kollegen wie Sven Plöger.

Trotzdem steht bereits die nächste Veränderung an. Die Familie wird mal wieder umziehen. Die Eltern von Ehefrau Kathrin haben einen Hof in Hamminkeln. Ziemlich am heimischen Getränkemarkt. Das macht den "Jung von Alexander" noch zufriedener. Egal bei welchem Wetter.