Hamminkeln. Mit einer Crowdfundingkampagne der Volksbank Rhein-Lippe wollen die Hamminkelner eine neue Drohne anschaffen, um noch mehr Wiesen abzusuchen.
Als sie vor zwei Jahren anfingen, wurden sie noch etwas skeptisch beäugt, doch die Jäger aus Hamminkeln, die sich der Rehkitzrettung im Frühjahr verschrien haben, blieben auf Kurs. Sie suchten mit ihrer Drohne samt Wärmebildkamera die Wiesen kurz vor dem Mähen ab und retteten so 55 Rehkitze. Das beeindruckte viele Hamminkelner Landwirte, die daraufhin vermehrt anfragten, ob die Tierliebhaber auch ihre Wiesen kurz vor der Mahd mit der Drohne absuchen können.
Dieser wachsenden Nachfrage wollen die Rehkitzretter gerne nachkommen, wie Björn Alexander jetzt erklärt. Deshalb haben sie auf der Crowdfunding-Plattform „Viele schaffen mehr“ der Volksbank Rhein-Lippe eine Aktion ins Leben gerufen, um 2.000 Euro zu sammeln. Mit diesem Geld und einigem an Eigenkapital wollen sie eine zweite Drohne mit Wärmebildkamera anschaffen, um mehr Wiesen abfliegen zu können. Das Charmante an diesem Projekt ist die Tatsache, dass die Volksbank auf jede Spende von zehn Euro selbst zehn Euro dazugibt.
Zwar kam die Idee vom Hegering Hamminkeln und zunächst machten vor allem Jäger mit, was ja in der Natur der Sache liegt, aber auch Menschen, die mit der Jagd nichts zu tun haben, wollten sich bei der Rehkitzrettung engagieren. Deshalb, so Björn Alexander im Gespräch mit der NRZ, haben sich die Rehkitzretter zu einem Verein zusammengeschlossen.
Mit 55 Rehkitzen fing es an
„Da fühlt sich dann niemand ausgeschlossen“, begründet Alexander diesen Schritt. Außerdem habe der eingetragene Verein den Vorteil, dass er sich um öffentliche Förderungen bemühen kann, wenn es denn die entsprechenden Unterstützungsgelder beispielsweise vom Land gibt. Nachdem der Anfang im Jahr 2020 noch etwas holprig war, aber immerhin schon 55 Rehkitze gerettet wurden, war die Akzeptanz bei den Landwirten in der Umgebung schon im zweiten Jahr riesig. 101 kleine Jungtiere haben die ehrenamtlich Engagierten aus den Wiesen geholt, bevor die Mähmaschinen kamen. Und das Interesse wird auch in diesem Jahr weiter steigen, sind die Vereinsmitglieder fest überzeugt. Deshalb wollen sie technisch aufrüsten und haben die Drohne bereits vorbestellt. Es ist nämlich mit Lieferschwierigkeiten zu rechnen. „Es wäre schade, wenn wir die Vorbestellung wieder abbestellen müssen“, wirbt Björn Alexander für die Crowdfunding-Aktion, die noch bis in den Mai läuft.
Je nachdem wie das Wetter mitspielt, werden die Rehkitzretter wieder ab Mitte April in den frühen Morgenstunden unterwegs sein, um die Wiesen abzusuchen. Wahrscheinlich, weiß Björn Alexander aus Erfahrung, werden die Landwirte die ersten sein, die kurzes Gras schneiden wollen. Später werden dann die Pferdehalter dazu kommen, die langes Gras für die Heuernte mähen werden.
„Wir versuchen, alle Anfragen hinzubekommen“, erzählt der passionierte Jäger aus Hamminkeln. Ob das funktioniert, hängt auch vom Einsatz der zweiten Drohne ab. Prinzipiell gilt allerdings das „Windhundprinzip“. Wer als Erster fragt, bekommt auch als Erster die Zusage. Zwar wirbt Björn Alexander auch dafür, für 25 Euro im Jahr Vereinsmitglied zu werden. Sollte ein Landwirt mit einer Mitgliedschaft allerdings denken, Vereinsmitglieder werden bevorzugt, irrt er. „Keiner hat das Recht erkauft, dass bei ihm geflogen wird“, betont der Hamminkelner: „Wir glauben, dass dieses System das gerechteste ist.“