Wesel. Die ehrenamtlichen Helfer sind geschult, Ertrinkende zu erkennen und in Notfällen schnell und angemessen zu handeln. Das hat schon Leben gerettet
Der Adler ist nicht nur das Wappentier der DLRG und gleichzeitig der Codename im Funkverkehr für die Lebensretter – der Greifvogel mit den extrem guten Augen passt auch perfekt zur Arbeit der Ehrenamtlichen am Weseler Auesee: Denn die Rettungsschwimmer haben in der Sommerferien tagsüber quasi zu jedem Zeitpunkt den kompletten Badebereich im Blick und schlagen sofort Alarm, sobald jemand in Gefahr gerät.
Und falls ein Badegast in „Seenot“ gerät, handeln die durchtrainierten Retter sofort. Denn dann kommt es auf jede Sekunde an, weshalb die DLRG-Aktiven unter anderem ihre Fitness immer wieder unter Beweis stellen müssen: Den „Run-Swim-Run“ – also 100 Meter Sprinten, 200 Meter Schwimmen und nochmals 100 Meter Rennen – müssen die Lebensretter in weniger als acht Minuten schaffen.
Super-Aussicht vom Wachposten aus
Die Aufgabenverteilung der rot-gelb gekleideten Helfer am Auesee ist ganz klar geregelt: Ein Wachposten auf eine Art Hochsitz hat die gesamte Badebucht im Blick. Über die Liegewiese laufen weitere DLRG-Leute Streife und wieder andere warten unter einem schattenspendenden Zelt an einem kleinen Wachhäuschen auf ihren Einsatz. Bei einer Notlage stützen sich zwei Retter sofort ins Wasser – Zeit erstmal Badekleidung anzuziehen, haben sie natürlich nicht. Sie holen die in Not geratende Person so schnell wie möglich aus an Land, wo dann bereits der Sanitätsdienst wartet und übernimmt.
Erst neulich gab es einen Vorfall, der zeigt, wie wichtig die Wache am Auesee ist. Wachleiter Dustin Veenema erinnert sich: „Ein kleines Kind, das nicht schwimmen konnte, war mit einem aufblasbaren Schwimmring auf dem See unterwegs.“
Junges Mädchen konnte gerettet werden
Das Mädchen sei dann ein Stück vom Wind raus getrieben worden und plötzlich durch das Loch im Ring durchgerutscht. „Und weg war sie!“ Der 19-Jährige hatte dies zum Glück vom Wachposten aus beobachtet und sofort Alarm geschlagen. Das Kind konnte gerettet werden, dank der DRLG-Helfer, die allerdings indirekt schwere Vorwürfe erheben, da das Mädchen völlig unbemerkt von seinen Eltern fast ertrunken wäre.
„Das ist ein großes Problem hier: Wir erleben immer wieder, dass Kinder nicht ausreichend beaufsichtigt sind im Wasser“, sagt Nico Anhuth, ein weiterer Rettungsschwimmer. Die Pflicht zur aktiven Aufsicht – gerade von Nichtschwimmern – liege bei den Erziehungsberechtigten. „Wir geben unser Bestes, aber in der Schule würde man auch nicht einen Lehrer für 300 Kinder hinstellen.“ Damit deutet der 24-Jährige an, dass er und seine Kollegen zu Spitzenzeiten unmöglich 1500 bis 2000 Badegäste gleichzeitig im Blick haben können.
Warteliste bei Schwimmkursen
Am besten sei natürlich, wenn Kinder möglichst früh sicher schwimmen lernen, betont auch Jan Heykamp. Er ist Sprecher der DLRG Wesel und sagt, die Wartelisten bei den Schwimmkursen seien zwar lang wegen fehlender Wasserzeiten und Ausbilder, doch man habe in Wesel noch Glück gehabt, dass trotz Corona nicht alles zum Erliegen gekommen sei, weil in den beiden vergangenen Sommern im Freibad geübt werden konnte. Der 37-Jährige empfiehlt, Kinder schon möglichst früh ans Wasser zu gewöhnen, er rät allen Eltern selbst mit ihren Kindern schwimmen zu gehen.
Komplett tabu sei allerdings das Schwimmen im Rhein. „Der Rhein ist eine Wasserstraße und kein Badegewässer. Wir schicken unsere Kinder ja auch nicht auf die A3 zum Ballspielen.“ Mehrere tödliche Unfälle am Niederrhein in den vergangenen Wochen hätten auf tragische Weise wieder einmal bestätigt, dass die Gefahr dort enorm sei. Er sagt: „Lasst es einfach!“ Auch nicht nur kurz oder nur die bis zu den Knien. Heykamp: „Der Rhein ist die meistbefahrene Wasserstraße Europas und die Schiffe ziehen das Wasser und die Leute mit rein. Selbst ausgebildete Strömungsretter gehen da nicht ohne Sicherung rein.“
Auesee ist ein wahres Paradies
Umso mehr könne man sich ja freuen, dass der Auesee solch ein Paradies für Freunde vom Schwimmen unter freiem Himmel sei: „Das ist hier der einzige See weit und breit, in dem man kostenlos schwimmen darf.“ Beruhigend ist vor allem für viele Eltern sicher, dass immer mehrere der etwa 20 DLRG-Wasserretter stets ein „Adlerauge“ auf den gesamten Badebereich haben und im schlimmsten Fall sofort helfen.