Mülheim. Essens Energiekonzern Eon erhöht seine Strompreise nun auch für die breite Masse in Mülheim. Verbraucherschützer sehen nur einen Ausweg.
Nach dem Preisschock für Sondertarif-Kunden, die plötzlich 60 Cent pro Kilowattstunde Strom und deutlich höhere Grundpreise zahlen sollen, gibt es die nächste Hiobsbotschaft für Tausende Eon-Kunden in Mülheim: Auch in seinem Grundversorgungstarif verlangt der Essener Konzern alsbald schon höhere Preise.
- Eon erhöht seinen Preis im Grundversorger-Tarif am 1. Februar
- Der Arbeitspreis steigt um gut vier Cent, auch der Grundpreis wird angehoben
- Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt Kunden die Exit-Strategie
Wie im Internet bei Eon nachzulesen ist, steigt der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom ab 1. Februar um gut vier Cent von 39,52 auf 43,637. Auch der Grundpreis soll steigen: von rund 199 auf gut 212 Euro pro Jahr. Bei einem Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden entspricht der neue Preis dann Jahreskosten von 1303,31 Euro – das sind gut 116 Euro mehr als zuvor.
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Mülheim: Grundversorgungstarif von Eon ist außergewöhnlich kostspielig
Der Grundversorgungstarif von Eon ist außergewöhnlich kostspielig, zeigt ein aktueller Preisvergleich beim Internet-Vergleichsportal Verivox.de. 151 Fixpreistarife sind dort aktuell für Mülheimer Stromkundinnen und -kunden gelistet. Eon rangiert hier auf Platz 145 der günstigsten Anbieter. Lässt man mögliche Boni-Zahlungen mal außer Acht, sind in diesem Ranking Angebote mit Jahreskosten zwischen 919,53 und 1456,14 Euro zu finden. Für den Musterhaushalt bedeutet dies eine immense Spanne, in der er sich einen passenden und günstigen Tarif auswählen kann.
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Das Beispiel Eon zeigt wieder einmal, dass die Grundversorgung für Stromkunden oft die teuerste Option ist, selbst andere Tarife des Essener Energieversorgers sind günstiger, wenn sie für den Musterhaushalt die Jahreskosten auch nie unter 1000 Euro halten, wie es dutzende Angebote von Wettbewerbern wie etwa der Mülheimer Medl tun.
Verbraucherzentrale: Eon-Grundversorgung mit „überdurchschnittlich hohen Kosten“
Trotz der vergleichsweise hohen Preise in der Strom-Grundversorgung verharren rund ein Viertel aller privaten Stromkunden in diesen ungünstigen Tarifen, verweist Energiemarkt-Referentin Christina Wallraf von der NRW-Verbraucherzentrale auf entsprechende Zahlen der Bundesnetzagentur. Jetzt seien sie mit „überdurchschnittlich hohen Kosten“ konfrontiert.
Die Gründe für den hohen Anteil an Kunden in der Grundversorgung seien wohl vielfältig. Das reiche von Menschen, die vergessen haben, sich um günstigere Tarife zu kümmern, bis hin zu Kunden, denen die Recherche im Internet nach günstigeren Tarifen zu schwierig oder gar unzugänglich sei.
Haushalte mit kleinem Jahresverbrauch könnten geneigt sein zu sagen: Die Mühen, um einen Tarifwechsel einzustielen, lohne sich angesichts der potenziellen Ersparnis nicht, die sie für sich vermuten. Viele Verbraucher seien wohl auch unwissend oder behäbig. Dazu komme, dass sich viele Stromkunden während der Energiekrise zuletzt bewusst hatten in die Grundversorgung fallen lassen, weil diese mal für einige Zeit eine echte Alternative war, als Preise explodierten oder unseriöse Anbieter eine weitere Versorgung verweigerten.
Verbraucherzentrale rät: Die Grundversorgung verlassen!
Ein Arbeitspreis von mehr als 43 Cent sollte nun aber den Impuls geben, sich nach alternativen Tarifen umzuschauen. Das rät die Verbraucherzentrale Eon-Kunden derzeit dringend an. „Spätestens jetzt ist es Zeit dafür, die Grundversorgung zu verlassen, andere Tarife am Markt sind deutlich niedriger“, sagt Susanne Niermann, Beraterin der Beratungsstelle Mülheim.
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Je nach Jahresverbrauch ließen sich mit einem Tarif- oder Anbieterwechsel aus der Grundversorgung heraus mehrere hundert Euro sparen, sind aktuell doch Tarife bei anderen Versorgern ab circa 32 Cent Arbeitspreis und circa 160 Euro Grundpreis am Markt. Die Grundversorgung lasse sich kurzfristig und jederzeit kündigen, so die Verbraucherzentrale. Gesetzlich ist eine Kündigungsfrist für solche Verträge von lediglich zwei Wochen fixiert.
Eon verspricht Kunden in Mülheim „attraktive Alternativangebote“
Auch Eon äußerte sich zur Preiserhöhung in der Grundversorgung. Nachdem man die Arbeitspreise in Mülheim zuletzt „großflächig“ im Januar 2024 gesenkt habe, hieß es da, „müssen wir sie zum 1. Februar 2025 leider nach oben anpassen“, weil Kosten insgesamt gestiegen seien. Ein Eon-Sprecher wies darauf hin, dass sein Haus selbstverständlich auch bereit sei, Bestandskunden „attraktive Alternativangebote“ zu machen. Dafür müssen Kundinnen und Kunden aber wohl selbst aktiv auf Eon zugehen.
Bei der Suche nach einem alternativen Tarif und/oder Anbieter ist Vorsicht geboten. Wer Vergleichsportale im Internet nutzt, sollte dort die Voreinstellungen kritisch prüfen, auch die Vertragsbedingungen eines jeden einzelnen Tarifangebotes können Details enthalten, die sich als unvorteilhaft herausstellen. Worauf Verbraucher achten sollten, lesen Sie hier in unserer Übersicht.
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