Mülheim. Kunden des Energiekonzerns Eon erleben zurzeit ein böses Erwachen. Manche Mülheimer sollen für ihren Strom plötzlich mehr als das Doppelte zahlen.
- Mülheimer Kunden des Stromkonzerns Eon erleben zurzeit ein böses Erwachen.
- Sie sollen für ihren Strom künftig mehr als das Doppelte zahlen.
- Wo es deutlich günstigere Strom-Tarife für Mülheim gibt.
„Als ich mir heute das Anschreiben von Eon bei meiner Mutter angeschaut habe, bin ich fast vom Stuhl gefallen“, schreibt ein Mülheimer der Redaktion. Beileibe ist er nicht alleine mit seiner Klage über den Essener Energieriesen, der in Mülheim als Strom-Grundversorger aktiv ist. Kunden, deren Festpreis-Garantie aktuell ausgelaufen ist oder zeitnah ausläuft, will Eon offensichtlich schröpfen. Der Energiekonzern verlangt von ihnen plötzlich mehr als doppelt so hohe Kilowattstunden-Preise.
Die 74-jährige Mutter des betroffenen Mülheimers erwähnte beim Weihnachtstreffen nur beiläufig, dass ihr Strom zum 1. Februar teurer werden würde. Der Sohn ließ sich das entsprechende Anschreiben von Eon zeigen. Seine Mutter soll ab Februar im Tarif „Strom Smart“ nicht mehr einen monatlichen Abschlag von 46 Euro leisten, sondern 101 Euro berappen. Die Kilowattstunde Strom soll nicht mehr 31,17 Cent kosten, sondern stolze 60 Cent. Auch beim Grundpreis will Eon üppigst draufsatteln, statt gut 145 Euro künftig fast 279 Euro abkassieren. „Abzocke“, urteilt der Sohn. Bei anderen Kunden im Tarif „Strom Smart“ ist die Preissteigerung mitunter noch gravierender, weil sie bislang ihren Strom äußerst günstig im Fixpreis bezogen hatten.
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Verärgerter Mülheimer rät Eon-Kunden dringend dazu, ihre Verträge zu prüfen
Der Sohn der 74-Jährigen griff zum Telefon. Nach einer Stunde habe er über die Eon-Hotline endlich einen Gesprächspartner vom Kundenservice drangehabt. Was der ihm dann gesagt habe, habe ihn noch mehr verärgert. Dort habe es tatsächlich geheißen, allein „Vater Staat“ sei Schuld an der üppigen Preiserhöhung. „Versucht Eon hier schon politische Stimmung gegen unsere Regierung zu machen?“, fragt der Mülheimer verärgert. In der Aufschlüsselung der Kostenbestandteile, die Eon dem Preisänderungsschreiben beigefügt hat, ist das jedenfalls auch nicht ablesbar. Dort ist die Rede davon, dass insbesondere „Beschaffung und Vertrieb“ Preistreiber seien.
Der Redaktion liegen auch Preisänderungsschreiben von Eon-Kunden im Tarif „Strom Treue“ vor, wo der Kilowattstundenpreis schon zum 1. Januar von 27,27 auf 60 Cent gestiegen ist. Besagter Sohn der Mülheimer Seniorin warnt vor den drastischen Preiserhöhungen. Mülheimerinnen und Mülheimern sei dringend anzuraten, „die eigene Stromrechnung oder die der Eltern (oder vielleicht auch der Nachbarn) zu prüfen, ob man von dieser unverschämten Strompreis-Erhöhung betroffen ist“, sagt er. Schließlich sei schnelles Handeln nötig, um mittels Kündigung und neuem Vertragsabschluss mit der nächsten Jahresrechnung kein blaues Wunder zu erleben.
Ein Kilowattstunden-Preis von 60 Cent wie der von Eon ist Negativrekord am Strommarkt
Ein Kilowattstunden-Preis von 60 Cent ist Negativrekord am Strommarkt, zeigt ein aktueller Preisvergleich etwa bei Verivox.de. Dort sind die günstigsten Anbieter mit knapp halb so hohen Kosten gelistet. Lachende Dritte der Eon-Preispolitik ist auch Mülheims Energieversorgerin Medl. Ihr Vertriebschef Jan Hoffmann bestätigt auf Nachfrage, dass zurzeit sehr viel Nachfrage bestehe, in einen Medl-Tarif zu wechseln. Zahlreiche Eon-Kunden orientieren sich offenbar neu.
Die örtliche Versorgerin bietet aktuell im Tarif „medlStrom“ einen Kilowattstunden-Preis von 34,51 Cent, der monatliche Grundpreis beträgt 10,71 Euro. Würde die 74-jährige Mülheimerin mit ihrem letzten Stromverbrauch von rund 1500 Kilowattstunden diesen Tarif wählen, kämen auf sie Kosten in Höhe von rund 646 Euro in diesem Jahr zu. Bliebe sie in ihrem Eon-Tarif, müsste sie satte 533 Euro draufzahlen.
Aktuelle Preisranking: Eon-Preis noch weit schlechter als der Letztplatzierte
Für einen Musterhaushalt mit einem Stromverbrauch von 2500 Kilowattstunden spuckt der Tarifvergleich von Verivox.de bei Nichtberücksichtigung dynamischer Tarife und Boni aktuell Jahreskosten in der Spanne von knapp 920 bis 1456 Euro aus. Auch hier liegt Eon mit seinen Preisänderungen noch mal deutlich höher - und zwar um mehr als 300 Euro als das ohnehin teuerste Angebot. Selbst die kostspielige Eon-Grundversorgung ist da mit Jahreskosten in Höhe von 1319,36 Euro noch günstiger.
Im benannten Ranking schafft es die Medl etwa mit ihrem Tarif „medlStrom“ als eine von insgesamt 46 Anbieterinnen unter die 1000-Euro-Preismarke. Dabei sind die Verträge jederzeit kündbar, es gibt allerdings auch keinerlei Preisgarantie. Dieses Medl-Angebot gilt seit dem 1. November 2024. Noch günstiger kommt der Medl-Tarif „MedlMHeinStrom+“ mit einem Kilowattstunden-Preis von 33,92 Cent daher. Hier ist gar eine Preisgarantie bis Ende 2025 hinterlegt bei ebenso langer Mindestvertragslaufzeit. Solche Tarife „unter 1000 Euro“ bietet Platzhirsch Eon für den Musterhaushalt in seinem Grundversorgungsgebiet Mülheim derzeit gar nicht an, liegt beständig mit seinen Angeboten einiges über 1000 Euro.
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