Mülheim. Eine 2021 für Mülheim ausgerufene Wärmerevolution wird es nicht geben. Siemens Energy hat Abstand vom Bau einer Pilotanlage genommen. Die Gründe.
Die einst von Siemens Energy und OB Marc Buchholz ausgerufene Wärmerevolution für Mülheim ist abgeblasen. Das Pilotprojekt ist aus guten Gründen beerdigt worden.
Im Oktober 2021 hatten Siemens-Energy-Standortleiter Nevzat Oezcan und OB Buchholz im Hafen ihre strategische Partnerschaft für ein wegweisendes Technologieprojekt mit einigem Selbstbewusstsein bekannt gegeben. Siemens Energy (SE) plante, eine neue, CO2-neutrale Wärme-Technologie hier in der Stadt an den Start zu bringen - mit einer Pilotanlage im Gewerbegebiet am Hafen.
Siemens-Manager 2021: „Bin überzeugt, dass wir hiermit Geschichte schreiben können“
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In jene Anlage sollte erneuerbare Energie eingespeist werden, um mittels einer Hochtemperatur-Wärmepumpe daraus Wärme (bis zu 500 Grad Celsius) und Kälte (bis minus 70 Grad Celsius) für Industriebetriebe zu erzeugen. Der Clou dabei, hieß es: Bei entsprechend groß dimensionierten Anlagen solle es zudem möglich werden, die Wärme entweder wieder in Strom umzuwandeln oder in ein Netz der klimaneutralen Wärmeversorgung für die Wohnbevölkerung einzuspeisen. Seinerzeit hieß es, dass erste Gespräche mit einem energieintensiv arbeitenden Unternehmen im Rhein-Ruhr-Hafen geführt würden. Die Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft mit der Stadt und womöglich weiteren Unternehmen zum Ausrollen des Projektes war in Aussicht gestellt.
Das Projekt „Mülheim Heat“ werde sicher seinen Beitrag zu Mülheims Klimaneutralität im Jahr 2035 leisten, frohlockte Buchholz seinerzeit. „Das Projekt hat eine enorm große Bedeutung für uns. Ich bin überzeugt, dass wir hiermit Geschichte schreiben können“, stützte Nevzat Oezcan dessen Optimismus. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart maß dem Mülheimer Unterfangen damals per Videobotschaft große Bedeutung zu. Das Projekt habe „Modellcharakter für unser Land“, sei „ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung“, werde Unternehmen helfen, Energiekosten zu sparen, und sei ein wichtiger Beitrag zur Klimawende.
Siemens Energy feilt mit US-Partner weiter an thermischer Speicherlösung
Doch der auf Mülheim bezogene Optimismus ist von einer nüchternen Analyse zur Machbarkeit eingeholt worden, berichtete nun Siemens-Energy-Manager Oezcan auf Nachfrage dieser Redaktion. Nicht wirtschaftlich, mussten seine Entwickler vor Ort feststellen; dabei wäre es zu schön gewesen, denn die Pilotanlage hätte Siemens Energy direkt bei sich auf dem Gelände aufstellen können. Doch, so Oezcan: „Nachdem wir die Details mit den einzelnen potenziellen Abnehmern besprochen haben, stellte sich heraus, dass die benötigte Energiemenge interessierter Unternehmen am Hafen doch sehr gering ist. Die Anlage wäre sehr mickrig ausgefallen - und alles, was klein ist, ist nicht unsere Stärke.“ Eine solche Anlage brauche Größe, um die spezifischen Kosten gering zu halten, bessere Wirkungsgrade zu erzielen und damit wettbewerbsfähig zu sein.
Die Entwicklung jener thermischen Speicherlösung, mit der mittels geschmolzener Salze Energie über Stunden oder sogar mehrere Tage in riesigen Tanks gespeichert werden soll, hat Siemens Energy aber keineswegs zu den Akten gelegt. Thermodynamik- und Dampfturbinen-Experten am Standort sind weiter am Thema, von dem sich der Technologiekonzern viel verspricht. Siemens Energy kooperiert hierbei mit dem US-amerikanischen Unternehmen Malta, der Bund fördert die Entwicklung mit Millionen Euro. Standort für eine erste Pilotanlage wird aber nicht Mülheim sein. Hierfür hat Siemens Energy aktuell ein anderes Land in Europa oder die USA im Auge.
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