Mülheim. Energieriese Eon hat wieder einen Milliardengewinn eingefahren. In Mülheim lässt er seine Stromkunden dafür weiter bluten. Ein Preis-Check.

Mülheimer Haushalte können aktuell wieder zwischen 201 Stromtarifen wählen. Die Preise dafür schwanken enorm. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 2500 Kilowattstunden (kWh) im Jahr zahlt beim preisgünstigsten Anbieter aktuell 721 Euro, im teuersten, offensichtlich aber nicht konkurrenzfähigen Tarif satte 2020 Euro. Auf dem wenig schmeichelhaften 187. Platz im Ranking: wieder einmal Mülheims Grundversorgerin Eon.

Schon im Sommer 2023 war Mülheims Strom-Platzhirsch in die Schlagzeilen geraten. Nachdem der Essener Konzern seinen Preis in der Grundversorgung trotz Preisexplosion bei Wettbewerbern und staatlicher Strompreisbremse von 40 Cent/kWh lange bei 30,85 Cent/kWh gehalten hatte (wohl auch, um möglichst viele abtrünnige und verunsicherte Kundinnen und Kunden in seinen Stammgebieten wieder an sich zu binden), sattelte Eon zum 1. Juni kräftig drauf. In seinem Grundversorgertarif verlangte das Unternehmen fortan gleich 60 Prozent mehr - der kWh-Preis stieg weit jenseits der 40-Cent-Schwelle auf 49,445 Cent. Bis zum Auslaufen der Strompreisbremse Ende 2023 bedeutete das: Eon kassierte aller Voraussicht nach pro Kilowattstunde, die es an Kunden in der Grundversorgung lieferte, fast zehn Cent aus Steuermitteln.

Verbraucherzentrale zu Strompreisen: Zwei- bis dreistellige Einsparungen möglich

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Diesen exorbitant hohen Preis verlangt Eon auch jetzt noch, obwohl es nicht wenige Anbieter gibt, die die Kilowattstunde Strom mittlerweile wieder für weniger als 30 Cent durch das Netz zu Verbrauchern schicken. „Lange Zeit gab es kaum attraktive Stromtarife für Neukundinnen und Neukunden, meist blieb die Grundversorgung die einzig akzeptable Alternative. Trotz Preisbremse sind aktuell wieder zwei- bis dreistellige Einsparungen möglich“, stellt die Verbraucherzentrale NRW fest. Bei Strom könnten Kunden gar Preise bekommen „auf Vorkrisenniveau“. Nach Auslaufen der Strompreisbremse zum 31. Dezember 2023 ist auch die Empfehlung der Bundesregierung eindeutig: Wer derzeit noch Versorgerverträge habe, bei denen die Preise oberhalb der 40 Cent liegen, solle einen Tarif- oder Anbieterwechsel in Erwägung ziehen.

Ein Tarifwechsel innerhalb von Eon kann da schon bare Münze bringen, allerdings rangiert auch das derzeit preisgünstigste Eon-Angebot nur auf Platz 77 im Preisranking. Im Tarif „Eon Strom Öko 24“ bietet der Essener Versorger die Kilowattstunde für 30,55 Cent. Bei einem Grundpreis von monatlich fast 16 Euro bringt das gegenüber dem Grundversorger-Tarif eine Ersparnis von knapp mehr als 230 Euro im Jahr. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 2500 kWh würde die Jahresrechnung rund 955 Euro Kosten ausweisen für den Tarif, bei dem sich Kunden noch dazu 24 Monate an Eon binden müssten. Als Lockmittel bietet Eon im Tarif einen einmaligen Sofort- und einen Neukundenbonus, was eine Entlastung um gut 200 Euro bringen könnte, wenn Kunden die daran geknüpften Bedingungen erfüllen.

Dynamische Stromtarife führen das Preis-Ranking der Anbieter in Mülheim an

Die aktuelle Tarifschau in einschlägigen Vergleichsportalen im Internet weist derweil gar Angebote aus, die die besagte Strommenge für unter 800 Euro versprechen. Doch Vorsicht ist geboten. Eine nicht geringe Anzahl von Anbietern ist mittlerweile mit dynamischen Preisen unterwegs. So auch der in Berlin ansässige Anbieter Tibber, der das aktuelle Preisranking bei Verivox.de anführt: Eine Preisgarantie für den im Tarif angesetzten Arbeitspreis von sehr niedrigen 21,69 Cent gibt es dabei nur für den ersten Monat nach Vertragsabschluss. Danach richtet sich der kWh-Preis in monatlich neuer Festsetzung an der Entwicklung des durchschnittlichen Börsenstrompreises. Tibber verspricht eine verbrauchsgenaue Abrechnung, dazu eine App, die den Kunden die Preisentwicklung 24 Stunden im Voraus anzeigt, um ihre Verbräuche „smart planen und gezielt in günstige Zeiten lenken“ zu können.

Ungeachtet davon, dass ein solches Angebot, das ab 2025 für alle Versorger Pflicht sein soll, nur Kunden wahrnehmen können, die bei sich intelligente Stromzähler installiert haben: Tibber ist bei Verivox.de von Kunden nicht sonderlich gut bewertet und mit dem Makel „geringe Weiterempfehlungsquote“ behaftet. Zufriedener äußern sich Kunden da etwa mit der erst seit 2012 in der Versorgung aktiven Enstroga AG. Hinter der Zweitplatzierten im aktuellen Preisranking steckt nach eigenen Angaben weder ein Energiekonzern noch ein Stadtwerk, das Impressum mit Postanschrift in Köln, ladungsfähiger Anschrift in Monheim und Telefon-Kontakt über eine Berliner Nummer erweckt aber auf den ersten Blick auch nicht großes Vertrauen in reibungslosen Service.

Strom-Tarife: Was Stadtwerke und Mülheims Medl zu bieten haben

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Viele wechselwillige Stromkunden schauen auf solche Details und binden sich lieber an Tarife, die vielleicht nicht den letzten Cent maximaler Ersparnis versprechen, aber mehr Vertrauen erwecken, weil etwa Stadtwerke oder auch Energiekonzerne dahinter stehen. Wer so einen Anbieter sucht, findet günstige Tarife aktuell unter anderem bei Enno Energie, einer Tochter der Stadtwerke Brilon im Sauerland (851,46 Euro Kosten für den Musterhaushalt), oder bei Maingau Energie (863,75 Euro), einem Verbundunternehmen von Stadtwerken in Südhessen, der Rheinischen Energie AG und der Süwag Energie AG.

Ein Blick noch auf Mülheims Medl. Sie bietet ihren „Grünstrom“ aktuell für 35,70 Cent/kWh und 10,71 Euro monatlichen Grundpreis an. Macht bei einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden 1021 Euro - und kommt damit nicht einmal mehr an das günstigste Eon-Angebot heran.

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