Mülheim. Die Zahl der Schlaglöcher auf Mülheims Straßen steigt. Die Grundsubstanz ist marode. Schlimmeres ließe sich vermeiden, doch dazu fehlt das Geld.

Größer als die eigene Hand ist das Asphaltstück, das ein Leser an der Großenbaumer Straße in Höhe der Hausnummer 30 in Saarn aufgesammelt hat. „Immer wieder“, sagt er, „brechen an der Verbindung zwischen der Fahrbahn und dem Kopfsteinpflaster im Schienenbereich Stücke heraus. Loser Split landet regelmäßig auf den Scheiben der Autos“. Sein Vorwurf: Anstatt großflächig ausgebessert, würde die Straße stets nur notdürftig geflickt. Und dabei könnte es wohl auch vorerst bleiben.

Die Statistik ist eindeutig – und keinesfalls überraschend: Die Zahl der Schlaglöcher im Mülheimer Stadtgebiet steigt Jahr für Jahr. Waren es 2021 noch 1470 Stellen, listet die zentrale Straßenunterhaltung für 2024 derzeit 1665 Fälle. Dahinter indes steckt ein grundsätzliches Problem.

Statistik bescheinigt Mülheims Straßen etliche Probleme

„Mehr als 30 Prozent der Mülheimer Infrastruktur ist im roten Bereich, also dringend sanierungsbedürftig“, sagt Frank Schöttler, Abteilungsleiter für den Bereich Bau und Betrieb von Straßen im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau. „Weitere 30 Prozent sind derzeit in einem Zustand, wo man eingreifen könnte und müsste.“ Gemeint sind damit Straßen, bei denen beispielsweise „einzelne Risse an der Oberfläche“ zu erkennen seien, die man mit „verhältnismäßig einfachen Mitteln“ verschließen könne.

„Mehr als 30 Prozent der Mülheimer Infrastruktur ist im roten Bereich, also dringend sanierungsbedürftig.“

Frank Schöttler
Abteilungsleiter für den Bereich Bau und Betrieb von Straßen

„Aber wir haben für diese Flächen keine Unterhaltungsmittel. Auch bräuchten wir dazu Personal und natürlich auch Firmen, die das draußen abarbeiten könnten. Da kommt einiges zusammen. Der Sanierungsstau ist immens.“ Stichwort Personal: Derzeit habe man, so Schöttler, „eine Handvoll“ Meister- und Ingenieurstellen auf dem Markt – „aber üblicherweise bekommen wir wenig bis gar keine Bewerbungen und wenn, dann auch oft nicht brauchbare Kandidaten“.

Schlaglöcher in Mülheim: Bauhof ist täglich im Einsatz

Einer derart angegriffenen Grundstruktur mache, so Schöttler, der winterliche Wechsel zwischen Frost-, Nässe- und Tauperioden dann ganz besonders zu schaffen. Täglich sei derzeit ein Asphaltwagen des Bauhofes im Einsatz, um die schlimmsten Löcher „zu stopfen“. Bei extremer Kälte oder im Rahmen der Rufbereitschaft könne jedoch nicht mit Heiß-, sondern nur mit Kaltmischgut gearbeitet werden – „was eine weniger dauerhafte Lösung ist“.

Schlaglöcher Großenbaumer Straße Mülheim
Immer wieder kommt es an der Großenbaumer Straße in Mülheim-Saarn zu Schlaglöchern. Das Problem: die Naht zum Pflaster des Gleises. © Funke FotoServices | Michael Dahlke / Funke Foto Services

An der Großenbaumer Straße komme ein weiteres Problem hinzu: die Gleistrasse. Auf dem Abschnitt Saarner Straße bis Uhlenhorstweg habe man in diesem Winter bereits sechs Schlaglöcher ausgebessert. Ein neuralgischer Punkt sei hier der sogenannte „Hosenträger“, rund 50 bis 60 Zentimeter Fläche neben den Schienen, für den die Ruhrbahn zuständig sei.

Neuralgischer Punkt in Mülheim-Saarn: die Gleistrasse der Ruhrbahn

Jener „Hosenträger“ sei etwa auf Höhe der Hausnummern 30 bis 50 noch mit Pflastersteinen belegt. „Deutlich unterhaltungsärmer wäre jedoch Gussasphalt.“ Einige Gleisbereiche an der Großenbaumer Straße seien von der Ruhrbahn bereits entsprechend erneuert worden. „Ein Zeitplan, wann die Pflasterflächen insgesamt gegen Asphalt getauscht werden, ist uns aktuell hier aber nicht bekannt“, sagt Schöttler.

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Und wie geht es in Saarn nun weiter? Ganz sicher erst nach dem Winter. „Wir werden versuchen, einen Streifen der Fahrbahn, an dem immer Löcher auftreten, insgesamt neu zu asphaltieren. Dies kann allerdings aufgrund fehlender neuer Finanzmittel in der Straßenunterhaltung zunächst nur als Rückstellung angemeldet und dann möglicherweise ab Sommer ausgeführt werden“, erklärt der städtische Abteilungsleiter.

Rund 55 Straßen- und Gehwegbereiche finden sich auf der Liste der für dieses Jahr vorgesehenen Arbeiten, die aus sogenannten Rückstellungsmitteln finanziert werden sollen. Also aus Geldern für städtische Maßnahmen, „die in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Gründen nicht abgearbeitet werden konnten“.

1,7 Millionen Euro: Rückstellungsmittel für die Sanierung von Teilstücken

Verzeichnet sind etwa die Hingbergstraße, die Mendener Straße, die Obere Saarlandstraße, Zeppelinstraße, Straßburger Allee, Ruhrorter und Oberhausener Straße. Aber: Ausgebessert werden sollen dort jeweils lediglich „zusammenhängende Teilstücke“, also einzelne Flächen, keine kompletten Straßenzüge oder Gehwege. „Wir sprechen hier also nicht von investiven Maßnahmen.“

Die meisten Arbeiten seien bereits beauftragt, „die Firmen werden Ende Februar, Anfang März anfangen“. Zur Verfügung stehen dafür insgesamt Rückstellungen in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Um das grundsätzliche Problem angehen zu können, brauche es, resümiert Schöttler, jedoch „sehr viel mehr“. Schon 2023 hatte sein Amt ein Investitionsvolumen von mindestens 350 Millionen Euro errechnet.

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