Mülheim. 2019 machte der RS1 in Mülheim den letzten Sprung über die Ruhr. Seitdem herrscht Stillstand. Warum Straßen.NRW keine Prognose mehr wagt.
Den letzten großen Sprung machte der Radschnellweg in Mülheim am 15. Mai 2019 als NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst höchstselbst an der Spitze der ersten Radler strampelte, die über die Eisenbahnbrücke setzten bis zur Hochschule Ruhr West. Die gerade einmal 1,2 Kilometer lange Strecke wurde mit Ballons, Bratwürstchen und Kinderchor gefeiert, Kritik am zu langsamen Fortschritt abgebügelt. Zur IGA 2027 sei man doch fertig - so damals das Versprechen des RVR. Seitdem ist Wüst Ministerpräsident des Landes geworden, der Mülheimer Radweg aber hat sich keinen Millimeter nach vorne bewegt.
Nicht einmal bis zur Heerstraße ist man gekommen, geschweige denn bis zur Stadtgrenze nach Duisburg. Und nach vielen Ankündigungen, dass man 2021, später 2024, mit dem Weiterbau starte, hüllt sich Straßen.NRW darüber inzwischen in Schweigen. Man könne derzeit keinen konkreten Termin für den Baubeginn des nächsten Abschnitts benennen, sei aber „weit fortgeschritten“, heißt es auf Anfrage.
StraßenNRW hält sich mit Prognosen für den Mülheimer RS1 inzwischen zurück
Nebulös ist das auch deshalb, weil die Erläuterungen so ziemlich dem entsprechen, was Straßen.NRW bereits vor einem Jahr verkündet hatte: Man habe ein Denkmalschutzkonzept beauftragt, das von der Denkmalschutzbehörde genehmigt werden muss. Dafür müssen zunächst die Grundstücksgrenzen festgelegt werden. Im November 2023 hätte man sich zur Abstimmung mit der Stadt und der Deutschen Bahn getroffen.
Dabei sollen sich Überarbeitungen in der Planung ergeben haben, etwa um einen aktiven Kabelschacht zu berücksichtigen, den man nicht überbauen könne. Man erwarte aber „zeitnah den Abschluss dieser Abstimmungen, so dass das Denkmalschutzkonzept finalisiert und zur Genehmigung eingereicht werden könne“. Doch genau dieses Konzept hatte man schon vor einem Jahr für das erste Quartal 2024 angekündigt.
Auch im weiteren Verlauf bis nach Duisburg bleibt es bei vagen Prognosen: Straßen.NRW und Deutsche Bahn (DB) plane noch, wie der RS1 im Bereich von zwei Bahnübergängen verlaufen könne. Dabei seien Sicherheitsvorschriften und weitere Regelungen in Einklang zu bringen, heißt es. Parallel prüfe Straßen.NRW gemeinsam mit der Stadt Mülheim Alternativen zu der in der Machbarkeitsstudie vorgeschlagenen Strecke in diesem Abschnitt. Und auch diese Problematik ist seit wenigstens 2022 bekannt.
Die Gründe für den Baustau am Radschnellweg
Wo aber liegen nun die Gründe für den Baustau am RS1? Die Planung und Umsetzung eines Radschnellwegs sei „genauso anspruchsvoll wie die einer Landesstraße“, sagt Straßen.NRW. Rechtliche Vorgaben, technologische Entwicklungen und unterschiedliche Interessen müssten dafür abgestimmt werden.
Am Geld liegt‘s nicht: Rund 87 Millionen Euro lagen bis 2024 für Radschnellwege in NRW abrufbereit, verbaut wurde bis Juni 2024 nur ein Bruchteil. Informierte Mülheimer Kreise mutmaßen aber, dass man 2023 den Weiterbau für 2024 nur deshalb verkündete, um den öffentlichen Druck auf Planer und Genehmigungsbehörden zu erhöhen. Diese Rechnung aber ging bis heute nicht auf.
Mobilität in Mülheim - lesen Sie hier weiter
- Radschnellweg: Steht die Fahrradrampe erneut vor dem Aus?
- Kaiserstraße: Dem Umbau in 2025 steht nichts mehr im Wege
- Nach zehn Jahren des Wartens: Bürgerradweg vor Eröffnung
- E-Ladesäulen: Ist das Angebot in Mülheim zu kritisieren?
- Über 100 Brücken in Mülheim: Einigen steht der Abriss bevor
Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!
>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).