Moers. Graue und eintönige Stromkästen – die gehören in Moers längst der Vergangenheit an. Wieso eine Straßenmalerin und die ISG die Stadt verschönern.
Seit drei Jahren verwandelt die Künstlerin Marion Ruthardt die ehemals unscheinbaren Stromkästen in Moers in kleine Kunstwerke mit eigenem Charakter. Insgesamt 27 Kästen hat Ruthardt schon in der Innenstadt bemalt. Heute ist nur noch eine Handvoll unbemalter Stromkästen übrig. Die neusten Werke findet man am Neumarkt verteilt, wo Tauben, Cupcakes, Mäuse in Käselöchern und eine Blumenwiese mit einem Hasen die Innenstadt schmücken.
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Jede Bemalung folgt einem festen Ablauf: zuerst abschleifen, dann grundieren, anschließend bemalen und zuletzt lackieren. Eine Designidee hat Marion Ruthardt schon bevor es losgeht, doch diese entwickelt sich weiter, sobald sie in Moers ankommt. „Vor Ort ändert sich einiges wegen der neuen Einflüsse“, erklärt die Künstlerin.
Moers in neuen Farben
Über die Zeit haben sich Ruthardts Motive verändert. Die Künstlerin aus Rheinhausen ist bekannt für ihre 3D-Motive und Illusionen – und auch anfangs experimentierte sie mit illusionistischen Darstellungen auf den Stromkästen. Doch Ruthardt räumt ein: „Diese Illusionen sind auf der kleinen Fläche schwierig, vor allem, da diese auch nur aus einer Perspektive funktionieren.“ Nun setzt sie auf größere Darstellungen.
Moerser Street-Art mit Botschaft
Die Motive passen klar zu Moers und der Umgebung der Stromkästen – mit einer Ausnahme: Der Stromkasten an der Friedrichstraße/Ecke Steinstraße zeigt eine Friedenstaube mit den Farben der ukrainischen Flagge. Die politische Botschaft ist für Ruthardt eine Ausnahme. Sie sieht darin keine parteiliche Positionierung, sondern ein Statement für den Frieden.
In dem Gedränge einer Stadt werden die Werke oft übersehen oder gehen manchmal unter, gerade weil Ruthardt die Stromkästen an ihre Umgebung farblich anpasst. Doch das ist die Künstlerin als Straßenmalerin gewohnt.
Besonderheit in Moers: Ziel, Kosten und Reaktion
Hinter dem Projekt steckt die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Moers. Für den Vorsitzenden der ISG Moers, Achim Reps, war der Grund für die Umsetzung des Projektes eindeutig: „Das Ziel ist, die Attraktivität der Stadt zu fördern.“ Denn: Die Stromkästen hätten keinen Sinn, so wie sie vorher aussahen. Rund 10.000 Euro sind bisher in das Projekt geflossen, wovon die Hälfte vom Verfügungsfonds der Stadt, des Landes und des Bundes gefördert werden.
Nach drei Jahren der Projektlaufzeit kann Achim Reps sagen, dass die Reaktionen durchweg positiv sind – sowohl von Anwohnenden als auch Händlerinnen und Händlern. „Letztendlich ist es für alle wichtig, dass Dinge in dieser Stadt passieren, die Menschen aus anderen Städten anziehen. Die Kästen haben über die Grenzen hinaus eine Wirkung.“ Und das werde in Zeiten abnehmender Innenstadtfrequenzen wichtiger. Deshalb möchte die ISG vermehrt Projekte fördern, die langfristig zur Stadtentwicklung beitragen.
Kreativität in Moers: Herausforderungen und Wahrnehmung der Straßenkunst
Die Bemalung der Stromkästen erfordert eine Genehmigung der verschiedenen Eigentümer, was die Straßenmalerei von Marion Ruthardt von anderen Straßenkunstformen wie Graffiti unterscheidet. Anfangs fragten die Besitzerinnen und Besitzer oft Skizzen der Entwürfe an, doch inzwischen vertraue man der Künstlerin. Mittlerweile sind die bemalten Stromkästen sogar Teil der Moerser Stadtführung. Anfragen außerhalb der Stadt gibt es auch, doch der Zuständigkeitsbereich der ISG beschränkt sich auf die Innenstadt.
Für Reps und Ruthardt ist es überraschend, dass so wenige Kunstwerke bisher beschädigt oder bechmutzt wurden. „Die ersten Beschädigungen sind nach drei Jahren aufgetaucht. Wir sind glücklich, dass wir so wenig Probleme haben – keine Schmiererei, keine Sticker – und Graffiti-Künstler respektieren die Kunststücke“, erzählt Reps begeistert. Einmal gab es einen Vorfall, bei dem drei Stromkästen beschmutzt wurden. Doch Reps bleibt gelassen: „Wir räumen dem Ganzen nicht so viel Bedeutung bei“, auch wenn dadurch zusätzliche Kosten entstünden, die in andere Projekte fließen könnten.
Letztendlich ist es der Straßenkünstlerin Marion Ruthardt am wichtigsten, dass ihr ihre Motive auch gefallen. Ruthardt plant bereits ihr nächstes Kunstwerk an der Zufahrt am Amtsgericht. Und auch die ISG beabsichtigt weitere Kunstprojekte in der Innenstadt, um den öffentlichen Raum in Moers noch attraktiver zu gestalten.
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