Moers. Die grauen Stromkästen in der Moerser Innenstadt verwandelt Marion Ruthardt zu kleinen Kunstwerken. Die Idee dazu hatte eine Moerser Initiative.
Mehrere Dutzend Farben und Pinsel hat Marion Ruthardt auf der Friedrichstraße in Moers ausgebreitet. „Ich nehme immer viel zu viel mit und mische die Farben dann“, erzählt Ruthardt und lacht. Doch bevor sie zu diesen Utensilien greift, trägt sie erst einmal die Skizze auf das zu gestaltende Kunstobjekt – einen Stromkasten – auf.
Seit einigen Monaten sitzt die Künstlerin immer mal wieder am Neumarkt, in der Neustraße, am Kastellplatz oder eben wie jetzt in der Friedrichstraße und verwandelt die tristen, grauen Stromkästen in kleine bunte Kunstwerke.
Die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Moers hat Marion Ruthardt dafür engagiert. „Gut gestaltete Stromkästen sehen deutlich besser aus als graue oder welche, die mit Schmierereien und Aufklebern versehen sind“, erklärt Achim Reps, Vorsitzender der ISG.
Mit der Kunstaktion will die ISG die Attraktivität der Innenstadt weiter steigern. „Wir wollen die Menschen einladen, einmal quer durch die Innenstadt zu gehen, unabhängig von ihrem Einkauf“, betont Reps.
Aufträge auf der ganzen Welt
Inspiriert durch den Straßenmaler-Wettbewerb in Geldern, hat Marion Ruthardt die Kunst zu ihrem Beruf gemacht. Sie hat sich der 3D-Straßenmalerei verschrieben und bekommt Aufträge aus der ganzen Welt, hat Kunstwerke in Florida, Curaçao oder Moskau auf die Straße gebracht.
Das Bemalen von Stromkästen kam dann im Herbst des vergangenen Jahres dazu. „Das war zunächst ganz ungewohnt für mich, weil ich sonst immer größere Flächen zur Verfügung habe“ sagt Ruthardt.
Motiv an de Ort des Stromkastens angepasst
Zehn Kästen hat die Künstlerin aus Rheinhausen in Moers bereits bemalt, zehn weitere sollen in den nächsten Wochen noch folgen. Das Motiv lehnt Ruthardt immer an den Ort des Stromkastens an. So malte sie Enten auf den Kasten in der Nähe des Moersbachs und weil dienstags und freitags immer Wochenmarkt auf dem Neumarkt ist, sieht der Kasten dort wie ein Marktstand mit Obst und Gemüse aus.
Und manchmal muss man glatt zweimal hinsehen: So zum Beispiel an der evangelischen Kirche. Direkt neben dem Briefkasten hat Ruthardt dem Stromkasten ebenfalls eine klassisch gelbe Briefkastenoptik verpasst. Kästen, die vor Hauswänden stehen, passt sie farblich so an, dass sie im Vergleich zur Fassade kaum noch auffallen.
Einfach so drauf los malen geht aber nicht. Die Stromkästen gehören nicht der ISG, sondern der Enni, der Telekom und der Deutschen Post. „Von der Enni haben wir die Freigabe bekommen, die Kästen nach eigenen Vorstellungen gestalten zu dürfen. Da vertraut man uns“, sagt Reps.
Bei den anderen Inhabern mussten die Initiatoren hingegen im Vorfeld Skizzen einreichen. Damit sei man aber durchweg auf Begeisterung gestoßen, so der ISG-Vorsitzende.
Ruthardt verwendet Acryl- und Fassadenfarbe
Es sind einige Schritte notwendig, bis die Verteilerkästen so schön bunt werden. Zunächst muss der Kasten abgeschliffen und grundiert werden. Dann bringt Ruthardt die Skizze auf und malt diese mit Acryl- und Fassadenfarbe aus. Mit einem speziellen Lack wird das Kunstwerk fixiert und wetterfest gemacht. Je nach Aufwand und Größe benötigt sie zwei bis drei Tage pro Kasten.
Einer hat allerdings keinen direkten Bezug zu Moers, aber dennoch einen aktuellen Anlass: Auf den kleinen Stromkasten an der Friedrichstraße/Ecke Steinstraße hat Ruthardt eine Friedenstaube mit einem blau-gelben Ölzweig gemalt. „Den Ukraine-Krieg wollte ich nicht unerwähnt lassen“, erklärt sie.
Die anderen beiden Kästen auf der Straße greifen den Gänsebrunnen in der Altstadt auf und sollen als Wegweiser zu ihm führen. Hier ist Ruthardt auch aktuell am Werk.
Danach soll es in die Burgstraße gehen. „Vielleicht kann man dort ein Motiv mit Bezug zum Jazz-Festival erstellen. Das würde ja gut zu Moers passen“, sagt Marion Ruthardt.