Moers. Der Aufbau der Moerser Kirmes 2024 läuft auf Hochtouren. Was sagen Schausteller zu den Attacken in Solingen und Moers? Ein Besuch vor Ort.

Alicia Weidenfeld ist in diesen Tagen eine besonders gefragte Frau. Immer wieder klingelt das Telefon der Mitarbeiterin von Moers Marketing, die den reibungslosen Ablauf der Moerser Kirmes verantwortet. Seit Dienstag läuft der Aufbau für das größte Volksfest am Niederrhein. Rund 200 Schausteller sind dabei, Moers Marketing rechnet bis Dienstagabend mit rund 400.000 Besucherinnen und Besuchern.

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„Ich freue mich, dass es endlich losgeht“, sagt Weidenfeld am Mittwoch. Wir stehen auf dem Neumarkt, wo es an diesem Nachmittag besonders wuselig zugeht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schausteller laufen umher, werkeln, schrauben, putzen und schnaufen. Mehrere Lkw stehen auf dem Platz, auf denen unzählige Bauteile für die Attraktionen verladen sind. Das Highlight in diesem Jahr? „Schwer zu sagen“, sagt Weidenfeld und zuckt mit den Schultern. „Es kommt darauf an, was einem gefällt.“ Das XXL-Kettenkarussell „Fly Over“ sei besonders und verspreche „einen tollen Blick über Moers“, sagt die Expertin. Wer hier mitfahren möchte, sollte schwindelfrei sein: Die Attraktion befördert die Mitfahrenden 40 Meter in die Höhe.

Moerser Kirmes 2024: Breites Angebot für Besuchende

Aber auch für Kinder sind mehrere Fahrgeschäfte dabei. „Wir versuchen, ein breites Angebot zu schaffen“, erklärt Weidenfeld. Wenige Meter weiter steht Schausteller Mike Vespermann. Der Bremer und sein Team sind heute erst angereist, standen am Dienstag noch auf einem Volksfest nahe der Hansestadt. Mit dabei: das Fahrgeschäft „Break Dancer“. Hier dreht sich eine große Platte mit mehreren Gondeln, die Gondeln drehen sich zudem um sich selbst. Seit neun Jahren arbeitet Vespermann hauptberuflich im Familienbetrieb, der Schausteller war erstmals 2016 auf der Moerser Kirmes dabei.

Das XXL-Kettenkarussell „Fly Over“ ist bei der Moerser Kirmes 2024 dabei.
Das XXL-Kettenkarussell „Fly Over“ ist bei der Moerser Kirmes 2024 dabei. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wie ihm die Grafenstadt und ihr Volksfest gefällt? „Sehr gut“, sagt er. „Hier geht es weit durch die Innenstadt, die Kirmes beschränkt sich nicht nur auf einen Platz. Hinzu kommt, dass die Plätze hier sehr sauber sind.“ Von rund 40 Veranstaltungen im Jahr, bei denen Vespermann und sein Team dabei sind, zählt er die Moerser Kirmes mit Blick auf das Publikum zu den Top 5. Und: „Hier trifft man Kolleginnen und Kollegen, die man nicht so oft sieht.“

Messer-Attacken in Solingen und Moers: Detailliertes Sicherheitskonzept

Die Vorfreude auf das Fest wird in diesen Tagen durch die Ereignisse in Solingen und Moers überschattet. In Solingen attackierte am Freitag auf einem Stadtfest ein Mann Menschen mit einem Messer, drei Personen starben, mehrere wurden zum Teil lebensbedrohlich verletzt. In Moers hat ein Polizist einen 26-Jährigen erschossen, der ebenfalls mit einem Messer drohte. Geben solche Vorfälle ein ungutes Gefühl? „Null“, sagt Vespermann kurz und knapp und gibt ein Beispiel: „Heute bin ich mit meinem Lkw über die Autobahn gefahren. Da ist die Wahrscheinlichkeit höher zu sterben.“

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Mit Blick auf die Kirmes in Moers macht er sich keine Sorgen. Moers Marketing hat im Vorfeld mit der Polizei bereits ein detailliertes Sicherheitskonzept ausgetüftelt, die Polizeipräsenz wird nach Solingen zudem erhöht. „Mit dem Sicherheitskonzept sind wir sehr gut aufgestellt“, betont auch Alicia Weidenfeld von Moers Marketing. „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, ergänzt Mike Vespermann. Es sei im ureigenen Interesse der Veranstalter und Schausteller, dass die Besucherinnen und Besucher sicher sind.

Moerser Kirmes: Schausteller-Präsident äußert konkreten Wunsch

Auch Albert Ritter, Schausteller sowie Präsident des Deutschen Schaustellerbundes und der Europäischen Schausteller-Union, findet klare Worte nach den Ereignissen in Solingen. „Wir sind tief betroffen und senden unsere Anteilnahme.“ Der Vorfall betreffe die Gemeinschaft der Schausteller, oft Familienbetriebe, stark. Aber: „Unser Beruf und unsere Berufung ist es, den Menschen in schweren Zeiten Freude zu bereiten.“ Ritter erinnert daran, dass Sicherheit ohnehin ein tägliches und relevantes Thema für Schaustellerinnen und Schausteller sei. „Wir sind auf einer Kirmes die Augen und Ohren der hoheitlichen Kräfte“, erklärt er. Sturmsicherung, Jugendschutz, Missbrauch von Alkohol – es seien viele sicherheitsrelevante Themen, mit denen die Akteure sich beschäftigen. „Es wird das Menschenmögliche gemacht, um die Sicherheit zu garantieren.“

Der Aufbau der Moerser Kirmes 2024 läuft seit Dienstag, 27. August.
Der Aufbau der Moerser Kirmes 2024 läuft seit Dienstag, 27. August. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Eine Möglichkeit, Vorfällen wie in Solingen entgegenzuwirken, sieht Ritter in der Videoüberwachung. „Die würden wir uns wünschen. Der Datenschutz darf Kriminellen keinen Unterschlupf bieten.“ Aktuell, so erklärt er, ließe sich eine Videoinstallation nur bei „kriminellen Hotspots“ realisieren. Dass er die Kirmes nicht als solchen sieht, stehe außer Frage. Eine Regelung, die sich also ändern müsste. „Da sehen wir eine echte Möglichkeit.“

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