Neukirchen-Vluyn. Der Verein VSR-Gewässerschutz testete in Neukirchen-Vluyn 98 Proben. Wo die Nitrat-Belastung besonders hoch war und was dagegen helfen könnte.

Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 6. August in Neukirchen-Vluyn abgegebenen 98 Brunnenwasserproben fest. In diesem Zusammenhang fordert die gemeinnützige Organisation noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Laut VSR führen diese Agroforstsysteme nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern.

Milan Toups und Ehrenamtler Heinz-Wilhelm Hülsmans beantworteten am Informationsstand viele Fragen von besorgten Brunnenbesitzern zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers. Manche Bürger erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Wasserproben untersuchen lassen können. „Auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann“, erklärt Milan Toups.

Wasserproben fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Wesel ein

Alle bis Ende Oktober zugeschickten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Wesel ein, heißt es in der Pressemitteilung der Organisation. Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Neukirchen-Vluyn hat der Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. In jeder 9. Probe aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Kamperbruch mit 113 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Rheurdt mit 94 mg/l, in Gestfeld mit 88 mg/l, in Vluyn mit 85 mg/l und in Niep mit 77 mg/l.

„Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“

Harald Gülzow

Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Budberg mit 56 mg/l Nitrat und in Aldekerk mit 54 mg/l im Grundwasser. Doch auch dort sieht Harald Gülzow noch Handlungsbedarf. Er betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichtet, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“ sagt Gülzow.

Bäume auf den Feldern helfen, Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern

Im Kreis Wesel bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 56 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern.“ berichtet Gülzow.

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Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst, heißt es in der Mitteilung des VSR. Auf dem Feld stehen Baumstreifen aus schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werden. Der Abstand zwischen den Baumreihen bietet genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps.

Die Angst, dass die Bäume zu Ernteeinbußen führen, habe sich nicht bestätigt. „Während an den Baumstreifen tatsächlich weniger Ertrag ist, beobachtet man ab einer gewissen Distanz zu den Bäumen in den meisten Fällen eine höhere Produktion als bei einem Vergleichsacker ohne Baumstreifen. Bei trockenen und heißen Sommer kommt es auch ohne Bewässerung zu weniger Ernteausfällen, da die Bäume vor Verdunstung schützen,“ so Harald Gülzow.