Moers. Reisen ist zuletzt deutlich teurer geworden. Für Moerser Schulen wird es immer schwerer, passende Ziele für Klassenfahrten zu finden. Die Folgen.

  • Die Kosten für Klassenfahrten sind zuletzt stark gestiegen, wie Schulen in Moers berichten.
  • In Moers sind immer mehr Eltern auf Zuschüsse für die Finanzierung der Schulreisen angewiesen.
  • Die teuren Preise haben Auswirkungen auf Dauer und Ziele der Klassenfahrten von Moerser Schülern.

Unvergessliche Ausflüge in die Natur, lustige Spieleabende im Vierbettzimmer und manchmal sogar die erste Romanze: Eine Klassenfahrt hält für Schülerinnen und Schüler so manches Abenteuer bereit, stärkt den Zusammenhalt – und gilt als unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Schullaufbahn. Das Problem: Für einige Eltern wird die Finanzierung der Bildungsreisen ihrer Kinder immer schwieriger. Dieser Trend ist längst in Moerser Schulen angekommen, wie eine Umfrage unserer Redaktion zeigt.

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„Die Kosten für Klassenfahrten sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen“, sagt etwa Thomas Urner. Der Schulleiter der Heinrich-Pattberg-Realschule berichtet von einem spürbaren Preisanstieg für Transport und Unterkunft. Auch die Verpflegung der Schüler und Eintrittspreise seien teurer geworden. „Die gestiegenen Preise beeinflussen die Organisation von Klassenfahrten erheblich, da wir versuchen müssen, eine Balance zwischen hochwertigen Bildungsangeboten und der finanziellen Belastung für die Eltern zu finden.“ Urner investiert mit seinem Kollegium viel Zeit in die Suche nach bezahlbaren Angeboten und alternativen Finanzierungsmöglichkeiten.

Schulleiter der Pattberg-Realschule in Moers: „Immer mehr Familien benötigen finanzielle Hilfe“

Für ihre bevorstehende Fahrt nach Berlin zahlen die Schülerinnen und Schüler der Realschule an der Uerdinger Straße 400 Euro pro Person. Die Anreise erfolgt per Bus oder Zug, übernachtet wird in einem Hotel mit Frühstück. Ebenfalls inbegriffen: der Besuch des Bundestages, eine Stadtrundfahrt, der Eintritt in verschiedene Museen sowie Gedenkstätten und eine Schiffstour auf der Spree. Den Preis bezeichnet Urner mittlerweile als „durchschnittlich“ – und weiß, dass diese Summe für viele Mütter und Väter eine enorme Belastung darstellen kann.

Für Eltern, welche die Kosten für eine Klassenfahrt nicht tragen können, gibt es oftmals Zuschüsse von den Fördervereinen der Schulen. Auch das Jobcenter unterstützt Familien bei der Finanzierung von Schulausflügen und Klassenfahrten im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepaketes. Thomas Urner: „Die Nachfrage nach Unterstützung ist in den letzten Jahren merkbar gestiegen, was zeigt, dass immer mehr Familien finanzielle Hilfe benötigen, um ihren Kindern die Teilnahme an Klassenfahrten zu ermöglichen.“

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Die Stadt Moers habe als Schulträger keinen Einfluss auf die Preisgestaltung der Reisen – und könne ebenso wenig eine Kostenobergrenze festlegen, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Stadtsprecher Klaus Janczyk verweist auf die Richtlinien des Schulministeriums. Darin wird empfohlen, den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern „durch eine frühzeitige Planung Gelegenheit zu geben, die voraussichtlich entstehenden Kosten anzusparen.“ Denn, wie Janczyk betont: „Schulfahrten sind Schulveranstaltungen. Die Schülerinnen und Schüler sind grundsätzlich zur Teilnahme verpflichtet.“

Höhere Kosten für Klassenfahrten: Geschwister-Scholl-Gesamtschule muss an Zielen und Reisedauer sparen

Absagen aus Kostengründen gab es an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Moers – genauso wie an der Pattberg-Realschule – noch nicht. Zumindest offiziell. „Hier werden dann ggf. andere Gründe genannt, die ein Nicht-Mitfahren und damit eine Rückerstattung der Reisekosten zur Folge haben“, vermutet Oliver Weber. Der GSG-Leiter betont, dass außerschulische Lernorte einen sehr hohen Stellenwert im Schulprogramm hätten. Umso bedauerlicher sei für ihn die Entwicklung, dass Klassenfahrten „extrem teuer“ geworden sind. Als Beispiel führt Weber die jährliche Norderney-Fahrt für den Eingangsjahrgang an. Für vier Übernachtungen im Schullandheim mit Vollpension, Bus- und Fährfahrt sowie Ausflüge waren 2015 noch 180 Euro pro Schülerin oder Schüler fällig. Fünf Jahre später waren es 195 Euro. Für das kommende Schuljahr 2025 kalkuliert die Gesamtschule mit 250 Euro pro Reiseteilnehmer.

Auch an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule habe die Nachfrage nach Förderung oder Übernahme der Reisekosten zuletzt sehr deutlich zugenommen. Diesem Trend begegnen Weber und Co. pragmatisch: „Wir müssen bei den zurzeit anhaltend hohen Kosten Einschnitte bei der Attraktivität der Reiseziele oder kürzere Verweildauern vor Ort in Kauf nehmen, damit wir den Schülerinnen und Schülern dennoch diese schönen Erlebnisse nicht vorenthalten müssen.“