Moers. Bei der Gedenkstunde für die Opfer der Pogrome von 1938 bezog der Moerser Bürgermeister Stellung gegen Antisemitismus und fand klare Worte.

Am 9. November 1938 setzten Anhänger der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland Synagogen in Brand. Zum Gedenken an die Opfer kamen am Donnerstag in Moers Menschen am Synagogenbogen zusammen. Am Mahnmal an der Friedrichstraße wurden ab elf Uhr in einer Gedenkstunde der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) die etwa 190 Namen der Moerser Opfer verlesen und Kränze niedergelegt. Zuvor wiesen Bürgermeister Christoph Fleischhauer sowie Schülerinnen und Schüler der Hermann-Runge-Gesamtschule, der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und des Gymnasiums Adolfinum auf die Bedeutung der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus angesichts des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und der Situation in Nahost hin.

„Wir müssen miteinander im Gespräch bleiben“, sagte Fleischhauer. Den Austausch verschiedener Standpunkte sieht er als Weg zu Frieden, Gerechtigkeit und gegenseitiger Anerkennung. „In Deutschland darf es keinen Antisemitismus geben“, betonte der Bürgermeister.

Moerser Schüler: „Es ist unsere Aufgabe, die Geschichten weiterzuerzählen“

Julian Müller, Schüler am Gymnasium Adolfinum und Mitglied der GCJZ, sieht seine Generation in einer besonderen Verantwortung: Im Rahmen der jährlichen Gedenkstättenfahrt der Schule zum Konzentrationslager Auschwitz hatten seine Mitschüler und er die Gelegenheit, ein Gespräch mit einer der letzten Überlebenden des Holocausts zu führen. „Es ist unsere Aufgabe, die Geschichten weiterzuerzählen und die Erinnerung aufrecht zu erhalten“, erklärte der Oberstufenschüler.

Am Synagogenbogen in der Moerser Altstadt wurden Kränze im Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes niedergelegt.
Am Synagogenbogen in der Moerser Altstadt wurden Kränze im Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes niedergelegt. © SIMON KREnz

Daniel Schirra, Vorstandsmitglied der GCJZ, machte die Position der Gesellschaft ebenfalls deutlich: „Das sind keine Ereignisse aus den Geschichtsbüchern“. Ein friedliches Miteinander sei keine Selbstverständlichkeit, sondern müsse aktiv hergestellt werden. Abschließend schwiegen alle Anwesenden in Gedenken an die Opfer des Antisemitismus der NS-Zeit. Die Schweigeminute widmete die GCJZ gleichzeitig allen gegenwärtigen Opfern antisemitischen Terrors.