Moers. Befragt man ChatGPT über Moers, erhält man skurrile Falsch-Antworten. Wie die KI sich Homberger Straße, den Kö und einzelne Stadtteile vorstellt.
- ChatGPT hat bei seinem Wissen über Moers noch einige Lücken vorzuweisen.
- Bei der Frage nach dem Bürgermeister von Moers führen Spuren nach Duisburg und zu einem Ex-Fußballer.
- Bei den Stadtteilen Schwafheim, Kapellen, Repelen und Co. schleichen sich ebenfalls Unsicherheiten ein.
Künstliche Intelligenz, abgekürzt KI, entwickelt sich in rasanter Geschwindigkeit weiter, kann mittlerweile täuschend echte Deepfake-Videos von Prominenten erstellen und ist nach Warnung von Experten schon jetzt eine ernsthafte Bedrohung für zahlreiche Arbeitsplätze. Zumindest Moerser Lokalhistoriker und Stadtforscher können aufatmen: Fragt man das frei zugängliche Portal ChatGPT darüber aus, wie es sich die Grafenstadt und ihre Stadtteile vorstellt, stellt der Chatbot teils abenteuerliche Thesen auf. So schneidet die KI im Moerser Wissens-Check ab.
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Auf den ersten Blick weiß die Künstliche Intelligenz mit oberflächlichem Allgemeinwissen über die Stadt zunächst zu überzeugen. „Moers hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Stadt erhielt im Jahr 1300 die Stadtrechte. Während des 17. Jahrhunderts war Moers Teil der Grafschaft Moers und später des Herzogtums Kleve. Im Laufe der Zeit wurde die Stadt ein wichtiger Standort für Bergbau und Industrie.“ Für die Kategorie „Geschichte“ gibt es schonmal einen Haken. Auch das Moers Festival, das Moerser Schloss und den Schlosspark „mit seinen malerischen Landschaften“ nennt ChatGPT in den Bereichen „Kultur“ und „Sehenswürdigkeiten“. So weit, so gut.
Moers als Hochschulstandort: KI erfindet Bildungseinrichtung
Die erste Unsicherheit schleicht sich im Bereich „Bildung“ ein, den der Chatbot selbstbewusst aufführt, wenn man ihn nach seinem Wissen über Moers befragt: „Moers verfügt über verschiedene Bildungseinrichtungen, darunter Schulen, Gymnasien und Berufsschulen. Die Stadt ist auch Standort für die Hochschule Rhein-Waal, die eine Vielzahl von Studiengängen anbietet.“ Moers als Hochschulstadt – das liest sich nicht schlecht. Dass der Kamp-Lintforter Campus den umgekehrten Weg zur Niag gehen und nach Moers abwandern könnte, ist allerdings eine bloße Erfindung der künstlichen Intelligenz.
Sören Link und ein Ex-Fußballer als Moerser Bürgermeister?
Einen weiteren groben Schnitzer leistet sich ChatGPT bei der Frage nach dem Moerser Bürgermeister. „Stand Januar 2022 war der Bürgermeister von Moers Sören Link, ein Mitglied der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands). Er wurde 2014 zum Bürgermeister gewählt und war zu diesem Zeitpunkt immer noch im Amt.“ Sören Link, das Stadtoberhaupt von Duisburg, soll jetzt auch Chef im Moerser Rathaus sein? Diesen Standpunkt vertritt die KI auch auf die Nachfrage „Bist du dir da sicher?“. Erst wenn man ihn aktiv auf Christoph Fleischhauer anspricht, rudert der Bot zurück: „Christoph Fleischhauer wurde im Jahr 2020 zum Bürgermeister von Moers gewählt. Mein Fehler, das war nicht auf dem neuesten Stand.“ Kein Problem, liebe KI. Auch wenn Fleischhauer bereits seit 2014 im Amt ist. Aber wer war denn sein Vorgänger? „Christoph Fleischhauer folgte auf den ehemaligen Bürgermeister von Moers, Markus Thorandt.“ Markus, wer? Einen Markus Thorandt mit Moers-Bezug bringt auch die spitzfindigste Internet-Recherche nicht zum Vorschein. Nur einen ehemaligen Zweitliga-Fußballer, der bis 2015 beim FC St. Pauli kickte. Und bestimmt nichts mit dem wirklichen Fleischhauer-Vorgänger Norbert Ballhaus gemein hat.
Die Homberger Straße in Moers als pulsierende Einkaufsstraße
Weniger Erbsenzählerei wird bei der Frage nach der Moerser Altstadt notwendig: „Die Moerser Altstadt ist ein historisches Viertel in Moers mit einer charmanten Atmosphäre und einer reichen Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Sie war einst von Stadtmauern umgeben und entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem Zentrum des Handels und des Handwerks.“ Auch wenn man die KI bittet, ein Bild zu generieren, ist eine erstaunliche Ähnlichkeit zur Steinstraße zu erkennen. Schlechter getroffen wird die Homberger Straße. Die bedeutende Straße, die durch das Stadtzentrum verläuft, sei „ein lebendiger und pulsierender Teil von Moers, der Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, kulturelle Aktivitäten und historisches Erbe vereint.“ Auf dem KI-generierten Bild wirkt die Straße zugegebenermaßen etwas grüner und belebter als in der echten Welt. Immerhin: Die Vorfahrtsregel für Fahrradfahrer kennt die Künstliche Intelligenz.
Königlicher Hof in Moers: Majestätischer Bau statt Busbahnhof
Völlig fernab der Realität ist eine Darstellung, die den Königlichen Hof zeigen soll: „Der Königliche Hof ist ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur des Barock und des Rokoko. Das Gebäude verfügt über prächtige Fassaden, kunstvoll gestaltete Innenräume und einen schönen Garten.“ Der majestätische Bau würde seinem Namen alle Ehre machen. Mit dem realen Platz, dessen Erscheinungsbild geprägt ist von Bushaltestellen, einem Ententeich und einer Uhr, die schon mal monatelang die falsche Zeit anzeigt, hat die ChatGPT-Zeichnung jedoch nichts gemein.
Auch mit Blick auf einzelne Moerser Stadtteile offenbart die KI Wissenslücken. So sei Schwafheim vor allem als Wohngebiet bekannt und biete eine ruhige und angenehme Umgebung für seine Bewohner. Dies illustriert der Bot mit einer Grünlandschaft, die von frei stehenden Einfamilienhäusern durchzogen wird. Nur das Naturschutzgebiet Schwafheimer Meer fehlt auf dem Bild. Kein Wunder: ChatGPT verortet den beliebten Baggersee auf Nachfrage in den benachbarten Stadtteil, Asberg.
Auch dort tun sich einige Unsicherheiten auf. „Asberg liegt im Südwesten von Moers und grenzt an die Stadtteile Scherpenberg, Repelen und Schwafheim sowie an die Stadt Rheinberg.“ Asberg zählt mit mehr als 11.000 Einwohnern zwar zu den größeren Stadtteilen in Moers, bis nach Rheinberg oder Repelen erstreckt sich das beliebte Wohngebiet dann aber doch nicht. Von der nicht genannten Grenze zu Duisburg ganz zu schweigen.
Moers-Repelen: ChatGPT empfiehlt weit entferntes Naturschutzgebiet
Apropos Repelen: Den Ortsteil im Moerser Norden illustriert der Chatbot als grüne Fahrrad- und Familienidylle. „Trotz seiner urbanen Umgebung bietet Moers-Repelen auch Zugang zu Natur und Erholungsmöglichkeiten. Die nahe gelegene Hohe Mark-Westmünsterland bietet Möglichkeiten zum Wandern, Radfahren und Entspannen in der Natur.“ Besagtes Naturschutzgebiet in Raesfeld ist sicherlich eine Reise wert – mit fast einer Stunde Fahrtzeit aber alles andere als nahe an Repelen gelegen. „Hat Repelen keinen eigenen Park?“, lautet unsere provokante Gegenfrage. „Einer der bekannteren Parks in der Nähe von Repelen ist der Freizeitpark Repelener Hütte. Dieser Park bietet Spielplätze, Grünflächen und Wege zum Spazierengehen und Entspannen“, sagt KI und bedankt sich artig für die Korrektur. Die Bezeichnung „Repelener Hütte“ sorgt weder auf Google noch in den Köpfen unserer Redaktionsmitglieder für einen Treffer. Nach der Bitte um Klarstellung gibt ChatGPT zu, dass der Name Jungbornpark doch der geläufigere ist. Immerhin eine Hütte gibt es dort – die Felke-Hütte.
Über Meerbeck, die Spuren der Bergbau-Vergangenheit und „die historischen Gebäude und Villen, die das Bild des Stadtteils prägen“, weiß der Bot erstaunlich gut Bescheid. Leider zeigen sich weder die typischen Zechenhäuser, noch das Bergwerk Rheinpreußen in der bildlichen Darstellung.
Von allen abgefragten Stadtteilen hat die KI Kapellen wohl am wenigsten getroffen. Ohne dem beliebten Wohngebiet, das für seine Nähe zur Natur und die vielen charmanten Bauernhöfe bekannt ist, zu nahe treten zu wollen: Ein bayrisch anmutendes Fachwerk-Dorf wird man im Moerser Süden entgegen der Behauptung der Künstlichen Intelligenz auch bei intensiver Suche wohl nicht finden.