Kreis Kleve. Reichswald Kreis Kleve: Sollte der Bürgerentscheid zum Nationalpark nicht eindeutig ausfallen, dann rät Autor Jaap Robben zu dieser Lösung.
Ich weiß nicht, wo Sie diese Worte lesen, aber schauen Sie bitte mal aus dem nächsten Fenster. Sehen Sie Natur? Fast der gesamte Niederrhein wird für Landwirtschaft, Wohnungen, Fabriken, Gärten und Straßen genutzt. Wir leben an einem der meistbefahrenen Industrieflüsse der Welt.
Aus Ihrem Fenster sehen Sie wahrscheinlich auch irgendwo ein Plakat mit Ja oder Nein zu einem Nationalpark Reichswald. Es ist schön zu sehen, dass sich der Reichswald für alle Beteiligten als ein wertvoller Ort entpuppt. Interessanterweise versprechen die Nein-Plakate, dass der Wald so bleiben muss, wie er ist.
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15.400 Kubikmeter Beton in den Wald?
Aber bei einem Nein werden ohnehin Dutzende Windkraftanlagen im Reichswald errichtet werden. Stellen Sie sich all die Kräne, all die Bagger und die Lastwagen vor, die durch Ihren geliebten Reichswald rumpeln werden.
Unter einer 198 Meter hohen Windkraftanlage befinden sich laut resinbeeld.nl und betonhuis.nl 1400 Kubikmeter Betonfundamente. Das sind 210 Lastwagen mit Beton!
„Ich habe als Nein-Argument öfter gelesen, dass es in einem Nationalpark weniger Wanderwege geben würde. Leute, laut der Website Unser Reichswald gibt jetzt fast 600 Kilometer Wanderwege im Reichswald. Das ist von Goch bis Paris!“
Aktuell sind elf Windkraftanlagen geplant. Das sind mindestens 2310 Lastwagen mit Beton. Mehr als 15.400 Kubikmeter Beton in Ihren geliebten Reichswald, von dem Sie sich wünschen, dass er so bleibt, wie er ist. Ich verstehe die Notwendigkeit von Windkraftanlagen. Aber sie erfüllen menschliche Bedürfnisse. Warum sollte die Natur darunter leiden?
Wanderwege im Reichswald reichen von Goch nach Paris
Ich habe als Nein-Argument öfter gelesen, dass es in einem Nationalpark weniger Wanderwege geben würde. Leute, laut der Website Unser Reichswald gibt jetzt fast 600 Kilometer Wanderwege im Reichswald. Das ist von Goch bis Paris!
Ich höre auch öfter, dass der Reichswald so besonders ist. Aber nicht besonders genug wäre, um ihn zu schützen. Dass er zu klein wäre. Dass er im Krieg zerstört wurde, dass es nichtheimische Baumarten gibt. Aber das liegt nicht am Wald, das liegt an unserer Vergangenheit und an unseren früheren Entscheidungen. Jetzt treffen wir eine Entscheidung über die Zukunft.
Wir sind nur temporäre Nachbarn
Wenn es ein Nationalpark wird, geben wir diesem Gebiet eine Chance, natürliche Prozesse zuzulassen, um monumental zu werden. Unsere geliebte Schwanenburg ist auch völlig zerstört und wieder aufgebaut worden und steht selbstverständlich unter Denkmalschutz. Können wir das nicht auch mit einem Wald schaffen? Alles, was wir dafür tun müssen, ist, der Natur Ruhe und Raum zu geben. Dieser Ort hat ja schon eine jahrtausendealte Waldgeschichte, er liegt auf der einzigartigen Moräne. Wir als Bewohner sind nur Nachbarn dieses Waldes. Temporäre Nachbarn. Die Entscheidung, die wir treffen, ist für unsere Enkelkinder.
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Vor fast 80 Jahren starben im Reichswald mehr als 10.000 junge Männer und Jungen, die kaum Männer waren. Etwa so viele wie alle heutige Einwohner Kranenburgs. Sie starben in einer der blutigsten Schlachten bei der Befreiung Europas. Dieser Wald ist eine Erinnerung an sie. Machen wir daraus wirklich einen Industriewald?
Die eine Hälfte wird unzufrieden sein
Aber für mich ist es auch ein Denkmal für die Zukunft. Es ist ein Wald des Friedens, ein Wald der Freundschaft. Nirgendwo an der deutsch-niederländischen Grenze gibt es einen so schönen und zusammenhängenden Wald. Zusammen mit dem Ketelbos und dem Maasduinen-Nationalpark ist der Reichswald so groß wie die Eiffel. Oder hört ein Wald an der Landesgrenze auf?
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Allerdings habe ich eine Befürchtung. Dass wir auch diese Diskussion aus dem Ruder laufen lassen. Dass wir uns gegenseitig auf Ja- oder Nein-Wähler reduzieren. Dass das Ergebnis dieses Referendum 50 Prozent gegen 50 Prozent sein wird. Die eine Hälfte von uns wird sauer sein, die andere Hälfte zufrieden. Das wird weitere Unzufriedenheit zwischen uns schüren. Was nützt dann ein Freundschaftswald?
Bei knappem Ergebnis: bitte weder Nationalpark noch Windräder
Wenn das Ergebnis dieses Referendums so knapp ausfällt, möchte ich die Kommunalpolitiker auffordern, sich für einen Kompromiss zu entscheiden. Kurz gesagt: keine Windräder im Reichswald und kein Nationalpark. Und wir bleiben gute Nachbarn und Freunde.
Obwohl ich persönlich hoffe, dass unsere Urenkel im Jahr 2075 bei einem schönen Spaziergang durch den Nationalpark Reichswald sagen werden: „Wusstest du, dass man sich das hier früher mit Windrädern voll stellen wollte?“ „Echt, warum?“ „Weil die Leute ihre Hunde nicht an die Leine nehmen wollten.“
Hoffentlich werden unsere Urenkel dann den Kopf schütteln und uns freundlich belächeln.
Jaap Robben ist ein niederländischer Autor und lebt in Kranenburg.