Kleve. Beim Cannabis-Club Kleve trifft zeitnah die Genehmigung zum Anbau ein. Bei Gründer van Heeck steht das Telefon nicht still.

„Wann Bubatz legal?“, ging es Anfang des Jahres durch die sozialen Medien. Grünes Licht gab es im April. Im Juli durften Cannabis-Clubs in Deutschland dann den Betrieb aufnehmen. Eingetütet ist die Sache damit aber nicht. Wann es wirklich Bubatz gibt, ist für viele in der Schwebe, erst ein Club in NRW darf Gras ausgeben. „Mein Telefon steht nicht mehr still, die Leute warten sehnsüchtig“, erklärt Patrick van Heeck, Gründer des Cannabis-Clubs Kleve.

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Für den Anbau bedarf es einer Genehmigung durch die jeweilige Bezirksregierung. Wo manch einer bereits durch die Bürokratie in die Knie gezwungen wurde, zog der Cannabis-Club Kleve gleich am Stichtag seinen Antrag durch. Jetzt kann es jeden Tag so weit sein. „Ich schaue immer ganz gespannt in den Briefkasten, wir rechnen fest damit, dass es bald losgeht“, gesteht Gründer Patrick van Heeck. Ist die Genehmigung zum Anbau von Cannabis einmal erteilt, dauert es ungefähr drei Monate, bis genügend Gras für die Ausgabe bereitsteht. Bisher sei nämlich noch keine Pflanze im Boden. Im ersten Quartal 2025 können Mitglieder des Klever Clubs daher mit legalem, reinen Stoff rechnen.

Kinderfreundlicher Cannabis-Verkauf in den Niederlanden

Spielzeug oder Süßigkeit? So wird Gras in den Niederlanden vermarktet.
Spielzeug oder Süßigkeit? So wird Gras in den Niederlanden vermarktet. © Tia Dillan | Tia Dillan

Noch sind übrigens circa 120 Plätze frei. Sobald der Anbau einmal startet, „ändert sich das wahrscheinlich innerhalb von zwei Tagen.“ So setzen schon jetzt viele Bewohner von Emmerich bis Moers auf den Club in Kleve. Der ist immerhin seriös, arbeitet eng mit der Caritas Suchtberatung und -prävention im Kreis zusammen. „Wir wollen einen Beitrag leisten, Ansprechpartner sein und uns gewinnbringend einsetzen“, so van Heeck. Rät die Caritas etwas, hält sich der Club daran. So beispielsweise an den Tipp, das Beitrittsalter auf mindestens 21 Jahre zu erhöhen. Zuletzt organisierte der Club Tütchen aus den Niederlanden, in denen dort das Gras verkauft wird. Sie sind bunt und tragen lustige Motive. „Das sieht aus, als würde darin Spielzeug verkauft werden. Sowas ist gefährlich“, kritisiert van Heeck. Nun nutzt die Suchtberatung diese bei ihren Vorträgen an Schulen, um die Verlockung zu thematisieren.

Mitglied im Cannabis-Club werden

Wer Mitglied im Cannabis-Club werden möchte, der muss einen Aufnahmeantrag mit Lichtbild und Ausweis stellen. Der Antrag wird von zwei Vorstandsmitgliedern geprüft. Man muss mindestens 21 Jahre alt sein.

Der Mitgliedsbeitrag kostet 20 Euro jährlich. Pro Gramm Cannabis werden weitere fünf Euro Vereinszuschlag inklusive Umsatzsteuer fällig. Der Vereinszuschlag wird zu den Produktionskosten addiert, das ergibt dann den Endpreis.

„Wir arbeiten Hand in Hand“, freut sich der Gründer. Das gelte auch für Behörden, städtische Jugendeinrichtungen und politische Parteien. Zu van Heecks großer Überraschung: „Wir bekommen viel mehr Support als erwartet. Dabei befürchteten wir am Anfang, man würde uns stigmatisieren. Im Kreis Kleve läuft es wirklich super.“ Auch mit Baugenehmigungen. So gibt es schon eine potenzielle Anbauhalle, deren genauer Standort aus Sicherheitsgründen geheim bleibt. Außerdem kann die Ausgabestelle voraussichtlich zentral in der Klever Unterstadt entstehen. Das sei besonders für einen Großteil der Mitglieder sehr wichtig.

Gras von der Straße vorher testen

Der Cannabis-Club Kleve baut sein Angebot langfristig aus.
Der Cannabis-Club Kleve baut sein Angebot langfristig aus. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Mehr als 30 Prozent der Angemeldeten seien schwerbehindert. Sie benötigen barrierefreien Zugang. Auch zu gutem, legalen Cannabis, das für viele Kranke als pflanzliches Schmerzmittel fungiert. „Unsere Mitgliederstruktur mag viele überraschen“, sagt van Heeck. Mehr als 50 von 300 seien Rentner. Unter 25 Jahren seien maximal 15 Leute. Die müssen einen jährlichen Beitrag von 20 und pro Gramm acht bis 12 Euro zahlen. Auf Dauer werde der Preis aber eher sinken als steigen. „Bisher hatten wir gigantische Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich“, erklärt der Gründer. Er und weitere neun Aktive arbeiteten ehrenamtlich. Sobald Anbau und Ausgabe laufen, können sie eine bezahlte Stelle antreten.

Sind doch alles nur faule Kiffer?

Wer sich selbst eine Meinung zum Cannabis-Club Kleve bilden möchte, ist immer herzlich zum offenen Stammtisch eingeladen. Ziel sei es, ins Gespräch zu kommen und das Miteinander zu pflegen. Dieser findet alle zwei Wochen samstags um 18 Uhr im Ratskrug Matterborn statt. Bisher sei dort immer ein positiver Austausch entstanden. Auch mit jenen, die nicht zur Szene gehören. Mehr Inormationen auf der Homepage cannabisclubkleve.de.

Neben Haschisch, acht Sorten Cannabis, Saatgut und 20 Sorten an Stecklingen, soll es nach einer Zeit auch pure prerolled Joints geben. Die bedürfen jedoch einer weiteren Genehmigung. Auch eine Selbsthilfegruppe in Kooperation mit der Caritas und einem Psychologen ist langfristig geplant. Wer auf der Straße gekauft hat, kann übrigens kostenlos, auch als Nicht-Mitglied, das Testgerät des Clubs nutzen. Das zeigt an, ob das Gras pur oder mit gefährlichen Substanzen gestreckt ist. Wenn von außen auch manchmal nicht erkennbar, ist seit der Legalisierung demnach schon viel passiert. Angefangen mit Bildungsarbeit und der Beseitigung von Vorurteilen.

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