Kleve. Der Cannabis Club Kleve kann nun seine Arbeit konkretisieren. Wann die Produktion starten soll und wie viele Plätze noch frei sind.

Nach zähen Verhandlungen und langen Diskussionen hat der Bundesrat beschlossen, Cannabis ab dem 1. April teilweise zu legalisieren. Damit ist der Anbau und der Konsum der Droge innerhalb bestimmer Vorgaben gestattet. Einige Politiker, unter anderem auch NRW-Innenminister Herbert Reul und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, sehen den Gesetzesbeschluss kritisch.

Doch die Konsumierenden sind erfreut, unter anderem auch die vielen Cannabis-Clubs, die sich in der Hoffnung auf eine Legalisierung im Laufe der vergangenen zwölf Monate gegründet haben. Patrick van Heeck, Vorsitzender des Cannabis-Clubs Kleve, beschreibt den Weg zum Gesetzesbeschluss als „Achterbahnfahrt.“

„Froh um die Chance, die wir als Verein bekommen“

„Ich habe bis Freitagmittag (als der Bundesrat das Gesetz durchgewunken hat, Anm. d. Red.) nicht daran geglaubt, dass wir jetzt schon anfangen können und die Legalisierung nächste Woche schon kommt. Ich selber war von Oktober ausgegangen.“ Außerdem habe bis zum Schluss noch die Gefahr bestanden, dass das Gesetz „verwässert“ werde oder kurzfristig Änderungen vorgenommen würden, meint van Heeck.

„Es gibt mit Sicherheit Stellen, an denen die Realität das Gesetz einholen wird. Ich bin mir sicher, dass noch Änderungen und Anpassungen nötig sein werden, aber grundsätzlich bin ich froh um die Chance, die wir als Verein bekommen.“ Schön an dem Gesetz finde er, „dass wir eine echte Chance haben, zu beweisen, dass wir als Cannabis-Konsumierende durch die Vereine versuchen, soziale Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen.“

Zweifler überzeugen

Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist einer der größten Verfechter der Cannabis-Legalisierung.
Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist einer der größten Verfechter der Cannabis-Legalisierung. © dpa | Bernd von Jutrczenka

Ihm persönlich sei es extrem wichtig, dass auch die Aufklärung und der Jugendschutz feste Säulen im Verein seien und er sei froh, dass das Gesetz das auch anerkennt und fordert, erkärt der 34-Jährige. „Cannabis ist nicht harmlos und man muss verantwortungsbewusst damit umgehen.“

Van Heeck würde es als Erfolg werten, „wenn wir auch den Menschen, die demgegenüber kritisch oder distanziert sind, beweisen können, dass das mit kriminellen Elementen nichts zu tun hat und wir ganz normale Leute sind.“ Die Vereinsmitglieder kämen mitten aus der Gesellschaft, hätten alle Altersklassen und alle Berufsschichten, betont der Vereinsvorsitzende.

Produktion soll im Juli starten

Ab Oktober soll die Abgabe von Cannabis an Mitglieder des Cannabis-Clubs Kleve starten.
Ab Oktober soll die Abgabe von Cannabis an Mitglieder des Cannabis-Clubs Kleve starten. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

„Als Verein haben wir die richtige Entscheidung getroffen, nicht zu frühzeitig Gebäude anzumieten. Im richtigen Moment haben wir uns dann entschlossen, konkreter zu denken. Wir sind auf einem sehr guten Kurs und ich bin stolz, dass wir alles selbstständig aufgebaut haben“, sagt der gebürtige Bedburg-Hauer.

Der Cannabis-Club rechne damit, dass, nach Abschluss aller behördlichen Vorgänge, ab dem 1. Juli die Produktion gestartet werden könne. „Das bedeutet, das Ziel ist es, in der dritten Juliwoche Samen und Stecklinge zu verkaufen. Das dürfen wir auch an Nicht-Mitglieder unseres Clubs. Ab Oktober wird dann auch die Abgabe von Cannabis an Vereinsmitglieder funktionieren“, schildert van Heeck den Zeitplan des Clubs.

Club hat aktuell rund 300 Mitglieder

Die Pflanzen sollen dabei komplett in Eigenregie hochgezogen werden. „Da bin ich stolz drauf, dass wir den kompletten Prozess von vorne bis hinten selber gestalten können“, betont van Heeck. In absehbarer Zeit soll in Kleve auch ein Clubhaus eröffnet werden, von wo aus die Angelegenheiten des Clubs gesteuert werden.

Der Verein strebt 500 Mitglieder an, „wir sind gerade auf einem gutem Weg dahin. Viele sind gerade noch in dem Prozess Mitglied zu werden, aber ich denke, wir haben noch etwa 200 Plätze frei“, sagt der Vorsitzende. Dabei achte der Verein darauf, dass alles in „vernünftigen Bahnen“ ablaufe und die Mitglieder sich an einige Vorgaben halten. Außerdem ist mittlerweile ein Mindestalter von 21 Jahren vorgesehen.

Vertrieb soll nicht das einzige Standbein sein

Neben dem Vertrieb von Cannabis möchte der Club auch Schulungen, Gespräche mit Psychologen, Vereinssitzungen, bei denen über Konsum, Risiken und Gefahren gesprochen wird, und weitere Angebote bereithalten. „Wir hoffen Menschen zu erreichen, die sich informieren wollen und wenn nur einer von fünf oder einer von zehn da etwas von mitnimmt, werte ich das persönlich als Erfolg“, sagt van Heeck.

Der Vereinsvorsitzende ist zuversichtlich, dass sich das Gesetz über die Bundestagswahl im kommenden Jahr hinaus halten wird. „Wenn wir als Vereine dafür kämpfen, diese Verantwortung zu übernehmen und die Chance, die uns gegeben wurde, zu nutzen, dann bin ich der festen Überzeugung, dass dieses Gesetz Bestand haben wird.“

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