Kleve. Bei einem Klimaspaziergang in Kleve konnte man sehen, welche Maßnahmen die Stadt bereits gegen Wetterextreme ergriffen hat. Was zu tun bleibt.
Der Kampf gegen den Klimawandel beginnt mit Datenschutzerklärungen. Zumindest beim Klever Klimaspaziergang, zu dem Verbraucherzentrale, VHS, Stadt Kleve und Hochschule Rhein-Waal eingeladen haben. Da sollen die etwa 20 Teilnehmer erst einmal zweiseitige Schreiben durcharbeiten, weil sie möglicherweise fotografiert werden könnten. In dieser Zeit, denkt man, haben die Chinesen schon wieder ein paar Quadratkilometer Wüste mit Photovoltaik zugestellt und hundert Ladepunkte für E-Autos aufgebaut.
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Aber auch die Stadt Kleve hat schon Maßnahmen ergriffen. Schließlich, so Carmen Hesse von der Verbraucherzentrale mobil und digital im Kreis Kleve, nähmen die Wetterextreme zu. Eine Besucherin hat ihre Schlittschuhe weggegeben, weil man draußen eh nicht mehr Schlittschuh fahren kann, die Winter sind zu mild. Und auch die Grafik, die Carmen Hesse präsentiert, macht wenig Hoffnung. 1850 ist blau, 2023 tiefrot. Keine Besserung in Sicht, im Gegenteil.
Dachbegrünung: Jährliche Energieausbeute etwa zehn Prozent höher
Und dann entpuppen sich einige der Teilnehmer am Klimaspaziergang als Fachleute der Stadt, die sich genau mit diesem Thema befassen. Manche Maßnahmen sieht man nicht auf den ersten Blick. Zum Beispiel die Parkplätze an der Hafenstraße. Da hat man versickerungsfähiges Pflaster gelegt. Also nicht so dicht gefugt, ein bisschen Grün kommt zwischen den Fliesen durch. Wo die Autos stehen, kann so Wasser versickern. Ist es zu viel, fließt es hinter der Hecke in einen kleinen Graben, eine sogenannte Versickerungsmulde. Eine einfache Maßnahme also, zumindest zum Teil leicht nachzumachen bei der eigenen Garageneinfahrt. Denn auch darum geht es, wie Christoph Bors von der Stadt Kleve erklärt: „Man kann viele Maßnahmen auch zuhause umsetzen.“
„Normalerweise muss die Dachhaut nach 20, 25 Jahren ersetzt werden, aber mit Dachbegrünung hält sie doppelt so lang“
Ein wichtiger Bestandteil ist die Dachbegrünung. Auf dem Rathaus der Stadt Kleve hat man sie mit Photovoltaik kombiniert. Durch die zusätzliche vegetative Kühlung ist die jährliche Energieausbeute um etwa zehn Prozent höher. Zudem dämmt die Dachbegrünung, sorgt für mehr Insekten und hält Wasser zurück. Und nicht zuletzt schützt sie das Dach vor der Witterung. Bors: „Normalerweise muss die Dachhaut nach 20, 25 Jahren ersetzt werden, aber mit Dachbegrünung hält sie doppelt so lang.“
Ohne Pflege geht es nicht
Nur Vorteile also? „Man muss zweimal im Jahr Birken und Brombeeren rausreißen“, weiß ein Besucher aus langjähriger Erfahrung. „Ohne Pflege geht es nicht.“ Und wenn Wasser durchs Dach kommt, muss alles wieder runter – ein teurer Spaß. Andererseits kommt so etwas selten vor, und Zuschüsse der Stadt gibt es auch. „Man kann auch kleine Flächen wie Carports oder Müllhäuschen begrünen“, weiß Carmen Hesse. Die Stadt macht das inzwischen, etwa bei einigen Bushalte-Häuschen.
Für die neuen Schulen plant die Stadt ebenfalls die Kombination aus Dachbegrünung und Photovoltaik. Viel zu tun gibt es in Sachen Dachbegrünung dennoch – bundesweit sind nur etwas mehr als elf Prozent der Flachdächer begrünt. Auch Schrägdächer bis zu 30 Grad Neigung lassen sich begrünen. Die Preise für eine Dachbegrünung beginnen bei 45 Euro pro Quadratmeter.
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Hochschule möchte Zustand ändern
Redet man über Bodenversiegelung, ist übrigens ausgerechnet die Hochschule Rhein-Waal ein besonders schlechtes Beispiel. Hier hat man alles zubetoniert, weil das ehemalige Hafengelände mit Schadstoffen belastet sein könnte. Jedoch läuft irgendeine wichtige Beton-Frist nun aus, so dass sich, wie man hört, schon Arbeitsgruppen gebildet haben, um den Zustand vielleicht irgendwann einmal zu ändern.
Nur mal so zum Vergleich: Kopenhagen ist mit solchen Maßnahmen zur Klimaanpassung bereits fertig.