Oberhausen. Nicht immer braucht man Handwerker oder viel Geld, um das Haus energieeffizienter zu machen. Ein Fachmann zeigt, wie man günstig aufrüsten kann.

Ob Photovoltaik, Wärmepumpe oder ein neues Dach – die Möglichkeiten, sein Eigenheim energetisch auf ein neues Level zu heben, sind vielseitig. Mit einer Photovoltaikanlage kann man langfristig zwar viel sparen, für den Einbau braucht man in der Regel aber geschultes Fachpersonal und eine Menge Geld. Doch auch in Eigenregie lassen sich kleine Maßnahmen ergreifen, die den Strom- oder Gasverbrauch der eigenen Immobilie senken können und damit auch den Geldbeutel schonen.

„Es gibt viele Arbeiten am Haus, die man selbst erledigen kann und mit denen man langfristig bares Geld spart“, leitet Robert Raschke-Kremer den Onlinethemenabend der Stadt Oberhausen ein. Raschke-Kremer ist Fliesenleger, staatlich geprüfter Bautechniker und Kurstrainer an der DIY Academy in Köln. Bei Hausbesuchen habe er immer einen Thermodetektor dabei, um sogenannte Kältebrücken in der Wand schneller zu finden. „So ein Gerät kann man sich auch selbst kaufen und damit nach kalten Stellen im Haus suchen, die anfällig für Schimmelbildung sind. Auch Stellen, an denen viel Wärme verloren geht, kann man damit besser finden“, rät der Experte. Kostenpunkt: rund 50 Euro.

Mehr Technik und weniger Energie?

Was viele Immobilienbesitzer beim Thema Energiesparen gerne mal vergessen würden, seien Smart-Home-Technologien. „Die sind nicht nur für Spielereien gedacht, sondern können wirklich beim Sparen helfen.“ Zum Beispiel beim Heizen. Laut Stiftung Warentest kann man mit smarten Thermostaten bis zu 10 Prozent sparen, einige Hersteller versprechen sogar noch mehr. „Es kann außerdem auch komfortabler sein, weil man alles bequem mit dem Handy steuern kann“, ergänzt Raschke-Kremer. Wie man damit jetzt genau Energie sparen kann? „Indem man für die einzelnen Räume zeitliche Heizpläne erstellt.“

Mit smarten Thermostaten lässt sich die Heizung ganz einfach per App steuern. (Symbolbild)
Mit smarten Thermostaten lässt sich die Heizung ganz einfach per App steuern. (Symbolbild) © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Als Beispiel nennt der Bautechniker das Badezimmer. Stellt man alles richtig ein, ist das Bad morgens zum Aufstehen angenehm warm, kühlt aber tagsüber – wenn niemand Zuhause ist – auf sparsame 19 bis 16 Grad ab. „Da kann man sich ruhig auf die Arbeitstage beschränken und am Wochenende dann wieder mehr heizen. Aber das lässt sich alles bequem per App einstellen und der Rest läuft automatisch.“

So kann Smart-Home-Technik helfen

Viele smarte Thermostate würden außerdem erkennen, ob Fenster geöffnet sind und die Temperatur dann automatisch regulieren. Auch ob jemand überhaupt in der Wohnung ist, werde von den meisten Geräten erkannt. „Dann wird einfach nicht mehr stundenlang geheizt, obwohl niemand da ist“, so der Fachmann. Das könne man aber auch mit dem individuellen Szenario „Haus verlassen“ manuell einstellen. Ein Haus mit zwölf smarten Thermostaten auszustatten, kostet rund 600 Euro. Bei einer Energieersparnis von 10 Prozent würden sich diese Kosten bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus nach etwas mehr als zwei Jahren schon amortisieren.

„Dann wird einfach nicht mehr stundenlang geheizt, obwohl niemand da ist.“

Robert Raschke-Kremer
Bautechniker, über smarte Heizungsthermostate

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Auch mit geeigneten Gardinen lasse sich Wärme im Winter besser in der Wohnung halten. „Solche Thermovorhänge sind meist aus Filz oder synthetischem Polyester und sehen ganz normal aus. Es gibt sogar welche bei Ikea. Sie halten die Kälte draußen und die Wärme drinnen und das spart wiederum Energie“, erklärt Raschke-Kremer. Beachten sollte man allerdings, dass die Vorhänge nicht vor einem Heizkörper hängen.

Dämmung von oben bis unten

Wichtig für eine effiziente Immobilie sei aber besonders eine gute Dämmung. „Das fängt schon beim Dach an. Ist das nicht gedämmt, schmeißt man seine Energie praktisch zum Fenster raus – selbst wenn das Dachgeschoss nicht zum Wohnen genutzt wird“, mahnt der Experte. Doch auch dafür brauche man nicht unbedingt professionelle Handwerker.

Raschke-Kremer empfiehlt eine Kombination aus einer Zwischensparrendämmung und einer Untersparrendämmung. Neben Mineralwolle biete sich eine breite Auswahl an Matten aus natürlichen Rohstoffen wie Holzfaser oder Hanf an. Um die Dämmung vor der Raumluftfeuchte zu schützen, sollte unbedingt auch eine Dampfbremsfolie angebracht werden, die man in jedem Baumarkt kaufen könne. Die Qualität wird über den Sd-Wert definiert. Je höher der Wert, desto weniger Feuchtigkeit wird durchgelassen.

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„Auch die Anbringung der Folie und des Dämmmaterials kann man selbst machen. Dafür kann man sich auch YouTube-Videos zur Anleitung anschauen.“ Sehr wichtig sei es jedoch, den Dämmstoff präzise zuzuschneiden, damit zwischen Dämmstoff und Sparren keine Lücken entstehen. Auch eine Dämmung der Kellerdecke und eine Isolierung der frei laufenden Heizrohre sei sehr effektiv. Das könne der Heimwerker ebenfalls kostengünstig selbst erledigen. Wie auch bei allen anderen Maßnahmen gelte hier das Motto: „Je früher man anfängt, desto mehr lohnt es sich.“