Kleve. Die Gewölbe des Weinkellers Remy sind nicht zum ersten Mal Thema in der Klever Politik. Jetzt gab es einen Ortstermin. Die Möglichkeiten.
Unter der Stadt verbirgt sich ein wahres „Juwel“ – der historische Weinkeller Remy. Wer hier schon einmal eine Führung genossen hat, weiß um die beeindruckende Atmosphäre der Gewölbe. Aber auch der Weg dorthin ist ein kleines Abenteuer: Der Zugang erfolgt über den Garten von Martin Fingerhut, dem das Grundstück an der Ecke Regenbogenstraße/Schulstraße gehört. Eine steile Treppe führt hinab, der Weg hat es in sich: 40 unebene Stufen, kein Geländer und je nach Jahreszeit Rutschgefahr durch Kastanien oder Regen.
Obwohl es theoretisch einen ebenerdigen Zugang über die Kavarinerstraße geben könnte, ist dieser bisher nicht zugänglich – eine komplexe Situation, die auch in der Politik diskutiert wird. Trotz mehrerer Anträge hat sich bisher nichts Wesentliches getan, weshalb das Thema von Hedwig Meyer-Wilmes (Grüne), der Ausschussvorsitzenden, auf die Tagesordnung des vergangenen Ausschusses für Kultur und Stadtgestaltung gesetzt wurde. Dies führte schließlich zu einem Ortstermin des Ausschusses.
Der Weg in die Gewölbe
Martin Fingerhut öffnete mit gewohnter Gastfreundschaft die Pforte zu seinem Reich, doch auch an diesem Tag konnte er nicht auf einen wichtigen Hinweis verzichten: „Es ist etwas schwierig, bitte gehen Sie vorsichtig!“ Begleitet wurde die Gruppe von Ratsmitglied und Stadtführerin Wiltrud Schnütgen, die den Weg bereits gut kennt – sie besitzt sogar einen Schlüssel und ist mit den Pfaden des Weinkellers bestens vertraut.
Der Abstieg führte durch ein dichtes Blätterdach. Hier, versteckt im Grünen, liegt der eher unscheinbare Eingang. Die ersten Schritte in den Keller sind nichts für Klaustrophobiker: Der Weg ist eng. Doch am Ende wird man belohnt und steht im ersten Gewölbe. Links und rechts erheben sich Erdhügel, Baustellenlampen beleuchten den Weg.
Theodor Remy in Zeiten von Bad Cleve
Wiltrud Schnütgen erklärt fachkundig: „Hier befinden wir uns im historischen Weinkeller aus dem Jahr 1890, errichtet von den Gebrüdern Mütter für den Weinhändler Theodor Remy. Remy lebte damals auf der Kavarinerstraße, wo heute die Stoff-Zentrale, das ehemalige Corona-Testzentrum (einst die Bäckerei Timmermanns) und die ehemalige Buchhandlung Fingerhut (heute „Yarndesign“) stehen. Damals stand hier ein prachtvolles Haus, und Remy dachte sich: ‚Ich bin Weinhändler, wohne hier, also nutze ich das Gartengrundstück, um einen eigenen Weinkeller anzulegen.‘“
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Ein Ladengeschäft führte Remy zu Zeiten des Kurorts Bad Cleve nicht – er war genug damit beschäftigt, seine Weine an die vielen Restaurants der Stadt zu liefern. So entstanden hier zwei beeindruckende Weingewölbe, jeweils etwa 25 Meter lang, sechs Meter breit und fünf Meter hoch. Die Gewölbe sind durch zwei Durchgänge miteinander verbunden – einer ist heute zugemauert, der andere offen.
Der Zugang ist für Besucherandrang nicht geeignet
Am hinteren Ende erkennt man die Stirnwände, wo sich die einstigen Weinregale befinden. Darüber liegen etwa vier Meter Erdreich und die Gartenpforte. An den Seiten des Gewölbes verlaufen Steinrinnen, die einst dazu dienten, die schweren Weinfässer zu lagern. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein kleiner Quergang.
Das Problem: Es handelt sich hier um ein Baudenkmal, an dem viele Menschen interessiert sind. Nicht nur für Führungen. Von Seiten der CDU sei auch mal der Vorschlag gekommen, hier einen Weihnachtsmarkt zu veranstalten, der Zugang ist jedoch nicht geeignet, um Besucherandrang zu bewältigen.
Treppe auf dem Gelände der Teestube ist teuer
Aber die Frage bleibe, ob man den Keller nicht besser nutzen könnte, was die Zugänglichkeit angeht. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten: Das Gelände der Teestube gehöre mittlerweile der Stadt, „wäre übermäßig viel Geld vorhanden, könnte man diese abreißen und eine Treppe nach unten bauen“, so Schnütgen. Die kostengünstigere Lösung läge an der Wand gegenüber den Stirnwänden. Ein Röntgenblick würde zeigen, dass man von hier sehr leicht in die ehemalige Backstube Timmermann käme, von dort ins ehemalige Testzentrum – und man stände auf der Kavarinerstraße.
„Wir sind als Politik damit beschäftigt, Lösungen zu finden – zum Beispiel durch Fördermöglichkeiten“
Ebenerdiger Zugang über die Kavarinerstraße
Das Gebäude, unter dem der Weinkeller liegt, ist auf verschiedene Eigentümer aufgeteilt – eine Tatsache, die die Situation zusätzlich verkompliziert. Bevor überhaupt über bauliche Maßnahmen nachgedacht werden kann, müssten diese Eigentumsverhältnisse erst einmal geklärt werden, um festzustellen, welche Möglichkeiten bestehen, den Keller zugänglich zu machen. Kompliziert? „Ja!“, bestätigt Wiltrud Schnütgen. „Deswegen sind wir als Politik auch damit beschäftigt, Lösungen zu finden – zum Beispiel durch Fördermöglichkeiten.“
Auch Martin Fingerhut, der den Weinkeller aktuell über seinen Garten zugänglich macht, würde eine solche Lösung begrüßen. Denn so gerne er die Pforten öffnet, so unsicher ist der steile Treppenweg – gerade bei schlechtem Wetter. Ein ebenerdiger Zugang über die Kavarinerstraße wäre deutlich sicherer und unabhängig von Witterungsbedingungen nutzbar.
Ein charmantes Weinlokal?
Bevor konkrete Maßnahmen ergriffen werden, müssten Politik und Verwaltung zunächst entscheiden, welche langfristige Nutzung für den historischen Weinkeller überhaupt in Frage kämen. Allein für Führungen würde vermutlich kein großer finanzieller Aufwand betrieben, so Wiltrud Schnütgen. Vorstellen könnte sie sich, dass die Stadt das Ladenlokal erwirbt und hierher zum Beispiel Veranstaltungen zum Stadtradeln, Fairtrade etc. verlegt, für die zurzeit regelmäßig das Café Lust gemietet wird.
Über den Hausflur des Gebäudes wäre dann ein direkter Zugang zum Weinkeller möglich, was sowohl Führungen als auch eine städtische Nutzung ermöglichen würde. Da der Keller trocken ist, könnten hier kleinere Veranstaltungen abgehalten werden. Auch die Übernahme durch einen Investor wäre denkbar, der vielleicht ein charmantes Lokal im Weinkeller eröffnen könnte.
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Doch all diese Ideen haben ihren Preis. Deshalb müssten weitere Anträge gestellt werden, und genau darüber denkt man aktuell nach. Es sollen gemeinsame Lösungen gefunden und ein entsprechender Antrag formuliert werden, der mit den anderen Fraktionen abgestimmt werden soll.