Kreis Kleve. Die Wrobels schneiden Haare in Goch und Weeze. Nun vertraten sie ihr Handwerk auf der New York Fashion Week. Was sie erlebten.
Wenn Ulrike und Merlin Wrobel sich an diese Reise erinnern, strahlen ihre Augen. „Das war eine tolle Zeit, viel besser als jeder normale Urlaub“, sind sich die beiden einig. Die Uedemer haben im September an der New York Fashion Week teilgenommen – als Friseure für die Models.
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Wie so oft im Leben war es ein Zufall, der dazu führte, dass das Paar nicht nur seine Koffer für einen Trip in die US-Metropole packte, sondern auch noch diverse Handwerks-Utensilien mit ins Gepäck steckte. „Wir waren auf einer Fachmesse in Kalkar“, erzählt Merlin Wrobel. Und weil Ehefrau Ulrike ihrem Beruf in Goch nachgeht, während er seit Jahren mit Headclub seinen eigenen Salon in Weeze führt, waren beide zwar gemeinsam vor Ort, gingen dort aber zunächst getrennt durch die Hallen. „Es ging bei der Messe um Mindset, wie man sich beruflich voranbringt“, erklärt der 43-Jährige. Dort habe sich die Fashion Week vorgestellt – und suchte Friseure, die die Haare der Models für den Laufsteg schick machen.
Bewerbung war leicht – aber teuer
Ulrike Wrobel entdeckte den Stand und war gleich Feuer und Flamme. „Für mich war sofort klar, ich mach das!“ Ehemann Merlin dämpfte ihre Begeisterung nur kurz. Es seien doch in der Zeit keine Ferien, die beiden Töchter (10 und 12 Jahre alt) müssten schließlich in die Schule, gab er zu bedenken. Auch die Kosten für Reise und Unterkunft spielten eine Rolle. Denn zwar konnte man sich für den Job in Übersee bewerben. Wer genommen wurde, musste jedoch alles selbst bezahlen.
Trotzdem musste Merlin Wrobel über die Idee seiner Frau nicht lange nachdenken. Im Gegenteil: Am Ende füllten beide eine Bewerbung für die Teilnahme an einer der größten Fashion Weeks der Welt aus. „Das wollten wir uns nicht entgehen lassen“, sagt Merlin Wrobel. So etwas mache man für sich als Persönlichkeit. Gab es eine Auswahl unter den Bewerbern? Natürlich habe es nur eine gewisse Anzahl an Teilnehmenden gegeben. „Von Seiten des Veranstalters ging es aber eher darum, alles zu organisieren“, sieht Wrobel es nüchtern. „Letztendlich haben wir uns nicht beworben, sondern eingekauft.“
Bootcamp in Hannover
Bevor es losgehen konnte, reisten die Wrobels als Gruppe von insgesamt 33 Friseuren zunächst nach Hannover. Im Bootcamp, einer Art kurzem Trainingslager, wurden sie vom Art Director der Fashion Week auf ihre Aufgaben vorbereitet. „Er hat uns einen Einblick darin gegeben, was wir in New York können müssen, wie schnell wir sein müssen“, erinnert sich Ulrike Wrobel. „Wir haben sehr viel Stress vermittelt bekommen, der dort auf uns wartet.“ Vor Ort dann sei es zum Glück alles gut machbar gewesen, sagen beide. Auch wenn der Zeitdruck ein ganz anderer gewesen sein dürfte als zu Hause. Natürlich sei das ein ganz anderes Arbeiten als im heimischen Salon, finden die Uedemer. Dafür sei man mit Kollegen ins Gespräch gekommen, die aus ganz Deutschland – zwei sogar aus Österreich – angereist waren. „Wir haben Kontakte geknüpft, waren im offenen und ehrlichen Austausch miteinander“, lobt Merlin Wrobel die Kollegialität untereinander.
„Bei einem solchen Job muss man sein Ego zurückstecken“
Gearbeitet wurde im Team und in zwei Schichten. Während der eine Locken machte, war der andere zeitgleich mit Kämmen beschäftigt – am selben Model. „Wenn wir mit einer Aufgabe nicht weiterkamen, gab es Hilfe“, schildern die beiden. „Bei einem solchen Job muss man sein Ego zurückstecken“, weiß der Friseur. „Es ging darum, schlichte, elegante Frisuren zu machen, die optisch so einfach sind, dass man sie schnell variieren kann.“ Außerdem sollten die Frisuren nicht von der Mode ablenken, die die Models auf dem Laufsteg präsentieren würden. Ausnahmen habe es gegeben, erinnert sich die 36-Jährige. „Der ein oder andere Avantgarde-Designer hatte durchaus spezielle Wünsche.“
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New Yorker Dienstplan
Anfang September ging es dann ab Frankfurt Richtung Amerika. Gewohnt haben die beiden in einem „guten“ Hotel, gleich am Empire State Building gelegen. Auch zum zentralen Times Square seien es nur wenige Schritte gewesen. Ein freier Tag und Dienstantritte am Nachmittag ließen ihnen genug Zeit, sich die Stadt ein wenig anzusehen. Eine Bootstour um die Insel herum, der Central Park und ein Blick auf den Trump Tower – das alles passte in ihren New Yorker „Dienstplan“.
Wie haben denn ihre Kundinnen und Kunden in Goch und Weeze ihr kleines Abenteuer aufgenommen? „Sie sind begeistert und finden spannend, dass wir das gemacht haben“, freuen sich Ulrike und Merlin Wrobel. Im Übrigen sei ihnen in New York große Wertschätzung für ihr Handwerk entgegengebracht worden. „Der Art Director hat von uns sogar als Rockstars gesprochen“, ist die zweifache Mutter stolz auf das Lob von der anderen Seite des Ozeans.
Fashion Week 2026
„Es war eine tolle Zeit“, strahlt sie noch immer. „Wir machen das auf jeden Fall wieder.“ Es kribble ihr förmlich in ihren Händen, gleich im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Mit Blick auf die teure Reise bremst Merlin Wrobel noch ein wenig. „Vielleicht fahren wir erst 2026 wieder.“ Doch dass sie die Gelegenheit beim Schopf packen mussten, steht für beide völlig außer Frage.