Essen. Insgesamt konnte die Partei in Essen ihr Zweitstimmenergebnis auf gut 17 Prozent mehr als verdoppeln. AfD sieht das Migrationsthema als Hauptgrund.
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- Reaktionen der Essener Parteien zur Bundestagswahl: CDU, SPD, AfD, Grüne, Linke
Traditionell ist die AfD im Essener Norden stark, das hat sich bei dieser Bundestagswahl bestätigt. Im Wahlkreis 118, der den Essener Norden und Nordosten umfasst, hat es die AfD bei den Zweitstimmen nach Auszählung von 166 der 173 Stimmbezirke auf 21,95 Prozent gebracht. Das reichte zwar nur für den dritten Platz, aber der Abstand zu SPD (23,13 Prozent) und CDU (22,44, Prozent) ist nicht groß. In Vogelheim, Altenessen-Süd, Bochold, Dellwig, Bergeborbeck, Kray , Stoppenberg, Katernberg, Karnap, Freisenbruch wurde die AfD mal mehr, mal weniger deutlich stärkste Kraft.
Guido Reil hat das Direktmandat deutlich verfehlt
Guido Reil persönlich hat es - vielleicht sogar deutlicher als erwartet - jedoch nicht geschafft: Bei den Erststimmen reichte es mit 23 Prozent der Stimmen ebenfalls nur für Platz 3. Zwar weit entfernt von früheren Traumergebnissen gewann SPD-Kandidat Ingo Vogel den Wahlkreis recht klar mit 30,3 Prozent. Auch im Großraum Borbeck, das Teil des Mülheimer Wahlkreises ist, gab es respektable 21,5 Prozent für die AfD.
Für den Essener AfD-Bundestagsabgeordneten Stefan Keuter ist das Ergebnis erklärbar: „Im Essener Norden leben Bürger, die besonders unter der gescheiterten Integration zu leiden haben, die besonders unzufrieden mit dem Angebot der etablierten Parteien waren.“ Andererseits habe es nicht gereicht für ein Direktmandat, was Keuter nach eigenen Angaben bedauerlich findet: „Ich hätte es gerne gesehen, wenn wir einen zweiten Bundestagsabgeordneten aus Essen bekommen hätten.“ Das mag man glauben oder auch nicht, denn Reil und Keuter gehören zwei unterschiedlichen Kreisen innerhalb der AfD an, die herzlich verfeindet sind.
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AfD ist in Essen nun drittstärkste Kraft, obwohl es im Süden noch einstellige Stadtteile gibt
Wie auch immer, die AfD ist in Essen klar drittstärkste Kraft geworden, hat ihren Stimmenanteil von 8,1 Prozent bei der Bundestagswahl im Jahr 2021 auf nunmehr 17,06 Prozent mehr als verdoppelt (Grundlage: 453 von 464 ausgezählte Stimmbezirke).
Im Süden wachsen die Bäumen zwar nicht in den Himmel, und es bleibt bei der groben Gleichung: Je wohlhabender und je „grüner“ ein Stadtteil ist, je bürgerlicher er tickt, desto geringer die AfD-Zustimmung. Aber zweistellig ist die AfD eben auch im Süden mittlerweile in den meisten Stadtteilen. In Rüttenscheid gab es unter allen Essener Stadtteilen mit 7,80 Prozent übrigens erneut das schlechteste Ergebnis, am anderen Ende steht Vogelheim mit rund 30 Prozent der Stimmen.
Abstimmung im Bundestag hat der AfD genützt, betont Keuter
Aufgekratzte Stimmung deshalb bei Günter Weiß, dem Vorsitzenden der Essener AfD, der sich vor allem auf die Bundeszahlen bezieht: „Das ist natürlich ein gutes Ergebnis, obwohl ich mir nach der Stimmung an den Wahlkampfständen sogar noch ein, zwei Prozent mehr hätte vorstellen können.“ Die Leute hätten kein Vertrauen mehr gehabt in die Problemlösungskompetenz der anderen Parteien, vor allem die Teuerung, die Migration und der Ukrainekrieg seien an den Ständen immer wieder genannt worden.
Und: Die Abstimmung zur Migrationsfrage an der Seite der der CDU im Bundestag, aber auch die TV-Präsenz von Alice Weidel hätten der AfD sicherlich nicht geschadet, glaubt Weiß. „Andererseits waren wir schon davor in Umfragen auf dem Weg zum jetzigen Ergebnis.“ Vielleicht auch dank der Abstimmung hätte die Tabuisierung aber nachgelassen. Die AfD sei deutlich gesellschaftsfähiger geworden, so Weiß.
Auch Stefan Keuter bedauert, dass es im Bundestag wohl nicht zu 25 Prozent der Sitze reichen wird, selbst wenn kleinere Parteien an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern und die entsprechenden Sitzeanzahl für die größeren dann steigt. Warum genau 25 Prozent? „Wir hätten dann die Möglichkeit, auch ohne Hilfe der anderen Parteien Untersuchungsausschüsse zu beantragen.“
Reils Karriere als Berufspolitiker dürfte beendet sein
Die Bundestagsabstimmungen über die Migrationsfrage hätten der AfD auf jeden Fall geholfen, betont auch Keuter: „Wir haben da unsere Zuverlässigkeit bewiesen, an uns ist der Gesetzentwurf ja nicht gescheitert.“
Während Stefan Keuter sein mäßiges Erststimmergebnis von knapp zwölf Prozent im Essener Südwahlkreis nicht weiter bekümmern muss, da er über die Landesliste abgesichert wieder in den Bundestag einzieht, dürfte Guido Reils Karriere als Berufspolitiker wohl beendet sein. Nachdem er für die Wahl zum EU-Parlament keinen guten Listenplatz mehr erhalten hatte und die Bühne der Europapolitik nach nur einer Legislaturperiode wieder verlassen musste, sind nun auch die Bundestagsträume des 55-Jährigen gescheitert. Zu sprechen war er am Wahlabend nicht.
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